Interview mit Young Culture über „Young Culture“

Young Culture 2020

Wir wollen euch mal wieder eine junge und extrem vielversprechende Durchstarter-Band vorstellen: Young Culture aus Albany, NY spielen astreinen Pop-Punk (mit der Betonung auf Pop)! Mit Sänger Alex Magnan haben wir nun das erste europäische Interview der Jungs geführt. Es ging um die Anfänge der Band und das brandneue Debütalbum „Young Culture“.

minutenmusik: Euer Album ist endlich da und ziemlich stark geworden! Wie viel Arbeit steckt in so einem Erstlingswerk?

Alex: Das Album ist eine Sammlung an Songs, die wir im Laufe des Jahres 2019 geschrieben haben. Wir wollten möglichst viele sammeln und dann am Ende die besten Songs auswählen. Nach einem Jahr des Schreibens sind wir nach Toronto, Kanada ins Studio gegangen und haben etwa drei Wochen lang die besten aufgenommen, also nicht allzu lange.

minutenmusik: Wie ist die Arbeitsteilung bei euch? Schreibt ihr alle drei an der Musik und du dann allein an den Texten?

Alex: Früher habe ich unsere Songs in der Regel allein mit meiner Akustikgitarre geschrieben und dann den anderen gezeigt. Diesmal haben wir aber deutlich mehr zusammen gearbeitet, jeder hat wirklich viel angepackt. So wie das Album jetzt geworden ist, repräsentiert es uns alle drei am besten.

minutenmusik: Man hört sofort heraus, dass in eurer Musik sehr viele unterschiedliche Einflüsse zusammen kommen. Vom klassischen Boyband-Pop, über großen Arena-Rock bis hin zu Hip-Hop-Elementen ist fast alles dabei. Seid ihr überhaupt mit der Pop-Punk Szene aufgewachsen, mit der ihr assoziiert werdet?

Alex: Das hast du gut gesagt, wir haben nicht den einen Haupteinfluss. Es gibt so viel gute Musik auf der Welt – warum sollten wir uns da einschränken? Wir wollten mit allem experimentieren was wir lieben. So kommt es, dass Teile der Platte Pop, Hip-Hop, Hardrock oder auch Country geworden sind. Vom Pop-Punk habe ich meine ganze Einstellung her, vor allem Fall Out Boy hat mich früh begleitet.

minutenmusik: Auf eurer Platte scheint es fair aufgeteilt: Es sind etwa fünf Songs drauf, die einen sanften Pop-Vibe versprühen und weitere fünf, die eure rockige Seite zeigen. War die Idee, möglichst viel Unterschiedliches zu bieten? Habt ihr vielleicht sogar verschiedene Zielgruppen für die einzelnen Songs im Kopf?

Alex: Ja, tatsächlich. Wir hatten diesen Haufen Songs und wollten dann möglichst viele Seiten von uns abbilden. In der Vergangenheit haben wir bereits einige typische Pop-Punk Songs veröffentlicht, diesmal wollten wir einfach nur machen, worauf wir Bock hatten. Wer dann was wie aufnimmt, kann man nie genau wissen. Bei manchen Songs denken wir uns natürlich schon, dass die zum Beispiel besonders gut live funktionieren können, andere funktionieren wiederum als Albumsongs besser. Jeder Song hat seinen eigenen Moment.

minutenmusik: Eure Bandbreite an Einflüssen spiegelt sich auch in den Video-Singles zum Album wider. Zu „I’ll Be There“ gibt es das klassische Boyband-Tanzvideo, zu „Better Off As Friends“ ein typisches Böser-Director-MTV-Video. Wie kam das zustande?

Alex: Das waren glaube ich beides meine Ideen. Ich dachte mir: Beides wurden vorher schon gemacht, die Leute kennen das. Aber wir zeigen ihnen unsere eigenen Versionen davon – dies ist der Young Culture Style!

minutenmusik: Das wunderschöne Album-Intro „Bloodthin“ klingt, als wäre es als Gedicht geschrieben worden, das dann zu einem Song wurde. Wofür steht es deiner Meinung nach und inwiefern fasst es das Album als Ganzes zusammen?

Alex: Absolut richtig, den habe ich als Gedicht geschrieben. Es ist der erste Song vom Album „Young Culture“, die Band heißt auch Young Culture – natürlich sollte es um das Leben Jugendlicher gehen. Es geht ums Aufwachsen, Beziehungen zu Freunden und Menschen, und das Ende sollte bewusst offen bleiben. Denn ich bin jetzt 22 und werde gerade erst ein junger Erwachsener, also habe ich den Großteil meines Lebens wie ein Kind gedacht. Jetzt geht es darum, plötzlich kein Kind mehr zu sein. Das ist ein bisschen der Hauptgedanke des Albums.

minutenmusik: Gab es Songs, an denen ihr länger feilen musstet bis ihr sie gut fandet? „American Idle“, der einen für euch untypischeren Aufbau hat, zum Beispiel?

Alex: „American Idle“hat auf jeden Fall etwas länger gebraucht beim Schreiben. Als wir dann im Studio waren, ging der aber relativ gut von der Hand, da es der rockigste Song ist und wir das schon recht gut drauf haben. Es war vor allem „Fantasy“, den ich geschrieben und den Jungs gezeigt habe mit den Worten: „Den mag ich aber eigentlich gar nicht. Der soll nicht auf’s Album!“. Als wir ihn im Studio dann nebenbei unserem Produzenten Anton gezeigt haben, meinte der nur: „Seid ihr bescheuert? Das ist euer bester Song!“ Den haben wir dann noch ein bisschen verändert, also hat er am Ende wahrscheinlich die meiste Zeit gebraucht.

minutenmusik: Euer Album wurde von Anton DeLost und Sam Guiana produziert – ersteren kennt man unter anderem vom neuen Seaway-Album. Außerdem wurdet ihr von Anfang an von State Champs und Sänger Derek DiScanio unterstützt, der bereits einen Gastpart auf eurer ersten EP „You“ (2016) singt. Wie kamen Kontakte wie diese so früh zustande?

Alex: Von Anton und Sam hat uns unser Manager erzählt. Wir kannten Platten, die sie produziert haben und mochten den Sound total. Sam hat auch unsere letzte EP „(This Is) Heaven“ (2019) schon produziert, das kam alles sehr natürlich zustande. Wir hatten schon immer eine gute Beziehung zu den Kanadiern, genauso wie zu Amerikanern. Und mit State Champs teilen wir uns einen Heimatort, wir sind zusammen groß geworden. Derek ist einer meiner besten Freunde und war von Anfang an wie ein Mentor und zugleich Produzent für uns.

minutenmusik: Ich hab euch letztes Jahr in Wanaque, NJ bei einer Benefiz-Show gesehen und war beeindruckt, wie gut die Menge schon auf euch reagiert hat. Denkst du es ist besonders wichtig, schon früh viele kleine Shows zu spielen und sich einen Namen durch Support-Slots zu machen – auch im Internetzeitalter?

Alex: Ich glaube, das ist bei jeder Band ein bisschen anders. Wir haben, wie viele andere Bands vor uns, all diese kleinen, lokalen Shows mitgenommen und teilweise vor zwei Leuten gespielt. Sei es live oder im Internet – man muss schon einen Haufen Arbeit in so ein Band-Projekt stecken. Außer man kennt einen Cheatcode, der den Algorithmus durchbricht, durch den auf magische Weise plötzlich Leute auf dich aufmerksam werden. Wir arbeiten für diesen Traum immer noch hart und sind noch nicht mal nah an unseren gesetzten Zielen dran. Trotzdem bin ich für die bisherigen Möglichkeiten und den Punkt an dem wir jetzt sind dankbar.

minutenmusik: Du bist kürzlich von Albany, NY nach New York City gezogen. Vermisst du die Heimat? Was ist das Gute und was das Schlechte an Albany?

Alex: Ich liebe Albany, es ist auch gar nicht so weit entfernt. Ich kann jederzeit einen Bus oder Zug dorthin nehmen. Dort herrscht ein sehr cooler Zusammenhalt innerhalb der Szene. Es ist eine dieser kleineren Städte, in denen du jeden kennst, der sich in der gleichen Szene wie du selbst bewegt. Negativ daran ist vielleicht, dass es in kleineren Orten der Ostküste generell weniger Möglichkeiten innerhalb der Pop-Punk Szene gibt. Es gibt nicht so viel zu sehen wie zum Beispiel in Kalifornien oder Texas. Dort eine Band zu gründen fühlte sich also schwerer an, aber dadurch auch besonderer. Zu Schulzeiten waren Gabe (Pietrafesa, Gitarrist) und ich die einzigen in der Stufe, die in einer Band waren. Ansonsten war niemand auch nur an dieser Art von Musik interessiert.

minutenmusik: Hast du einen Traumpartner für eine Kollaboration? Und was ist dein bisheriges Album des Jahres?

Alex: Eine Traum-Kollabo wäre sicherlich irgendwas Abgefahrenes – mit Taylor Swift oder Travis Scott vielleicht. Mein Album des Jahres ist ehrlich gesagt auch von Taylor Swift („folklore“). Es gab viele besondere Alben dieses Jahr, aber das ist irgendwie am meisten hängengeblieben bei mir.

minutenmusik: Und welchen Song von Young Culture würdest du jemandem zeigen, der noch nie von euch gehört hat? Vielleicht einen für den reinen Pop-Fan und einen für den Pop-Punk-Fan?

Alex: Es ist so lustig, alle teilen das so auf! Jeder, der mit uns spricht, sagt: „Ok, das und das ist für die Pop-Punk Fans und das und das für die Pop Fans!“ Das finde ich super. Ich würde „Better Off As Friends“ für den Pop-Punk-Fan und „Hailey Beverly 2016“ für den Pop-Fan wählen.

minutenmusik: Ich danke dir für deine Zeit!

Alex: Ich danke dir! Hoffentlich können wir bald mal zusammen rumhängen, wenn wir nach Deutschland kommen sollten. Das war eigentlich für dieses Jahr angedacht, aber dann eben in der Zukunft!

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Foto: Rude Records

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