Wollt ihr wirklich gut und gerne leben? Ist es schon Zeit für Gerechtigkeit, oder kommt das nicht doch etwas früh? Ihr habt etwas über Digitalisierung gelesen, vergessen, was noch auf die Plakat stand, aber der Typ sah echt gut aus?
Wahlentscheidungen sind schwer. Hört endlich auf, Wahlprogramme zu lesen oder bei harmonischen TV-Duetten vor dem Fernseher einzudösen. Die wirklichen Ziele der Parteien enthüllt einzig und allein der Musik-O-Mat von Deezer!
Im Wesentlichen funktioniert das Internet-Tool wie der Wahl-O-Mat. Statt parteipolitischer Themen, behandelt der Musik-Streamingdienst Deezer die viel drängenderen Fragen: „Was ist dein Lieblingssong?“ Oder: „Mit welchem Song feierst du?“ Die etablierten Parteien haben daraufhin Playlists zusammengestellt und über Deezer öffentlich gemacht.
Wahlfaule, aber musikaffine Menschen sollen dabei denken: „Cool, Musik. Oh, und so Politiker hören auch Musik? Wenn das so ist, befasse ich mich jetzt mit der Wahl.“ Spätestens wenn man in der CDU-Playlist die „9. Sinfonie“ von Ludwig van Beethoven entdeckt, hat sich das aber auch erledigt.
Auf dem ersten Blick ist der Musik-O-Mat bei der Wahlentscheidung so hilfreich, wie Stöckelschuhe auf einem Festival. Oder wie ein Helene Fischer-T-Shirt auf einem Metal-Konzert. Oder wie Stöckelschuhe im Moshpit. Ich mag keine Stöckelschuhe.
Auf dem zweiten, dritten, oder spätestens auf dem zehnten Blick, und wenn man um 20 Ecken denkt, ist der Musik-O-Mat aber sehr wohl hilfreich. Schließlich kann die Symbiose von Musik und Politik doch viele versteckte Informationen offenbaren.
„Wovon bekommst du einen Ohrwurm?“, ist beispielsweise eine Frage des Musik-O-Maten. CDU-Parteimitglieder antworten mit dem Lied „Atemlos durch die Nacht“. Ich denke da immer daran, wie eine Junggesellinnen-Gruppe im ICE mit rosa Plüschohren auf dem Kopf das Lied in Dauerschleife hört. Das ist also der heimliche Lifestyle der Anzug-und-Blazer-Partei CDU?
Nicht ganz so heimlich ist natürlich die Aussage, die in „Atemlos durch die Nacht“ mitschwingt. Abgase, Auto-Lobby – da kann schon mal keine Luft mehr übrig sein.
Was ein Helene Fischer-Song nicht alles aussagen kann. Spannend wird es auch bei der SPD. Die haben sich inzwischen mit ihrerer Niederlage abgefunden. Zumindest ist „Angie“ von den Rolling Stones auf ihrer Playlist. „Angie“ hört man bei der SPD? Und das Altbier-Lied hört man in Köln, oder wie?
Durchleuchtet man diese Auswahl genauer, macht sie aber doch wieder Sinn. Die Rolling Stones haben über zehn Jahre Pause gemacht und kamen dann mit einem grandiosen Comeback um die Ecke. Vielleicht wollen die Sozen das mit den Stones ausdrücken? Das könnte sogar noch funktionieren. Aber auch nur, wenn Martin Schulz Mick Jagger wäre. Da haben wir es: Noch kurz vor dem 24. September wird die SPD umschwenken und mit erneuten 100 Prozent Mick Jagger ins Rennen schicken! Ich sehe die Abgeordneten schon vor Glücksgefühlen headbangen.
Da ihr genauso wie ich weder Zeit noch Muße habt, alle Playlisten zu ergründen, kommen hier die Wichtigsten, jetzt öffentlichen Ziele der kleineren Parteien:
Die Grünen setzen mit Bicycle Race von Queen auf eine Grunderneuerung ihres Programms. Umweltschutz ist eine ganz neue Idee, mit der sie auch im echten Wahlkampf super punkten. Eigentore geben bekanntlich auch Punkte.
Eine Überraschung gibt es auch noch. „Welcher Song bringt dich beim Sport auf Touren?“, ist die Frage. Eine der Auswahlmöglichkeiten lautet „I am sexy and I know it“ von LMFAO. Das lässt einen natürlich rätseln: Welche Partei könnte das wohl gewesen sein? Ich verrate nur so viel: Es ist nicht die FDP. Spätestens jetzt sind die potentiellen Wähler wirklich verwirrt.
Die AfD hat Deezer übrigens aus seinem Musik-O-Maten herausgelassen. Der Streamingdienst begründete das damit, dass die AfD keine etablierte Partei sei. Zudem verwies Deezer auf seine Kampagne „Musik ist bunt“. Ich finde das gut. Xavier Naidoo ist sowieso nicht mein Fall.
Aber Spaß beiseite, wirklich jetzt. Deezers Aktion soll keine wirkliche Wahlhilfe sein, sondern die Menschen lediglich auf die Wahl aufmerksam machen. Aber wenn man schon die Aufmerksamkeit der Leute hat, könnte man doch zumindest nebenbei ein paar politische Hintergründe vermitteln. Ein paar Sätze oder weiterführende Links zu wirklichen politischen Inhalten und der Musik-O-Mat wäre perfekt. Ansonsten generiert die Aktion zwar Klicks und Reichweite, aber eine größere Wählerschaft bringt das nicht.
Ob die Parteien sich auch an ihr musikalisches Wahlprogramm halten, und was demnächst wirklich im Bundestag im Dauerloop läuft, erfahrt ihr dann am Sonntag.
Bis dahin heißt es: Wählen gehen! Zur Not auch in Stöckelschuhen.
(Hier geht’s zum Musik-O-Maten)
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