Ende August hat es mich für ein Erasmus-Semester nach Budapest verschlagen. Nun lebe ich bereits seit drei Monaten hier, habe aber bisher noch kein Konzert besucht. Es wurde also dringend Zeit! Deshalb verschlug es mich am Samstagabend in den Club Instant, um Being As An Ocean zu sehen, die auf ihrer Europatournee auch die ungarische Hauptstadt besuchten. Das Instant ist einer der größten Ruinen-Clubs in Budapest und hat abgesehen von einem Floor im Keller, auf dem Rockmusik aufgelegt wird, mit harter Musik eher wenig zu tun. Hier tanzt man sonst zu Charts und elektronischen Beats. Am Samstagabend musste das Partyvolk jedoch erst einmal draußen bleiben und die Fans versammelten sich in freudiger Erwartung auf Being As An Ocean in einem der größeren Räume innerhalb des riesigen Gebäudekomplexes. Als Support-Acts waren die Waliser Dream State und die französische Band Novelists mit von der Partie. Diese heizten der Menge zu Beginn schon einmal gut ein und gerade letztere sollte sich jeder Fan anspruchsvollen Metalcore einmal zu Gemüte führen.
Schließlich betraten Being As An Ocean gegen 21:30 die Bühne und eröffneten ihre Show mit „Play Pretend“, der ersten Single des aktuellen Longplayers „PROXY: An A.N.I.M.O. Story“. Das Publikum brauchte einen Moment und schien noch nicht so richtig geistig anwesend zu sein, spätestens nach 3-4 Songs hatten sich aber alle eingegroovt. Schon startete der Moshpit vor der Bühne, generell hielt sich die Aktivität im Vergleich zu Shows in Deutschland während des gesamten Konzertes aber in Grenzen. Das hielt Frontmann Joel Quartuccio jedoch nicht davon ab, regelmäßig Kontakt mit dem Publikum zu suchen und seine Gesangsparts aus der Mitte der Zuschauer beizusteuern. Genau genommen verbrachte der Sänger einen Großteil der Show mitten im Publikum und auch der Rest der Band war mit vollem Einsatz dabei und zeigte sich äußerst spielfreudig und gut gelaunt.
Die eher zögerliche Haltung der Zuschauer war auch im hinteren Teil des Konzertsaales zu spüren, denn dort bewegte sich die Menge kaum. So weit nicht ungewöhnlich, aber hier wurde merkwürdigerweise nicht einmal nach den Songs applaudiert. Zufrieden schienen die Leute trotzdem zu sein, zumindest strahlten ihre Gesichter Freude aus und die lange Schlange am Merchstand nach dem Konzert sprach eine eindeutige Sprache.
Im Fokus der Being As An Ocean Europa Tour stand der aktuelle Longplayer. Neben dem bereits erwähnten Opener “Play Pretend” gab es noch Songs wie “Find Our Way”, “Brave” oder “B.O.Y.” zu hören. Das einfühlsame “Skin” wurde eifrig mitgesungen und stellte einen der emotionaleren Momente des Konzertes da. Insgesamt schafften es acht Songs des neuen Albums in die Setlist, weitere sieben stammten vom Vorgänger “Waiting for Morning To Come”. Der starke Fokus auf die neuere Musik war unübersehbar und sollte auch jedem potenziellen Kartenkäufer bewusst sein. Zwar wurden die All-Time-Klassiker “This Loneliness Won’t Be The Death Of Me” und “The Hardest Part Is Forgetting Those You Swore You Would Never Forget” am stärksten bejubelt, dies waren jedoch auch die einzigen Songs der beliebten “Dear G-D…”, welche inzwischen auch schon unglaubliche sieben Jahre alt ist. Wo ist nur die Zeit geblieben? Das 2014 erschienene Album “How We Both Wondrously Perish” war immerhin noch mit einem Song vertreten (“L’exquisite Douleur”), das selbstbetitelte “Being As An Ocean” wurde komplett ignoriert und fand sich in der Setlist gar nicht wieder.
Wer also die alten Being As An Ocean hören möchte und sich mit der neuen Musik nicht mehr beschäftigt hat oder damit einfach nichts anfangen kann, wird von der aktuellen Setlist eher enttäuscht sein. Wer jedoch die neuen BAAO mag, der erlebt eine sympathische Band, die ihre Fangemeinschaft als Familie versteht und mit Leidenschaft bei der Sache ist. Ich erlebte also ein gutes erstes Konzert in Budapest – in der nächsten Woche steht dann gleich das nächste an!
So hört sich das an:
Being As An Ocean live 2019:
10.11.2019: Köln, Die Kantine
12.11.2019: München, Backstage
13.11.2019: Nürnberg, Z-Bau
14.11.2019: Wien (AT), Grelle Forelle
17.11.2019: Berlin, Lido
18.11.2019: Leipzig, Conne Island
19.11.2019: Hamburg, Knust
24.11.2019: Münster, Sputnikhalle
26.11.2019: Karlsruhe, Substage
Hier gibt es Tickets für die Tour!*
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