Halbkreisförmig ist das Instrumentarium angeordnet. Ein Piano, ein Schlagzeug, einige Mikrofone. Dazu werden später neben Gitarre und Bass eine Geige, Querflöte, Saxophon, Akkordeon und Banjo stoßen. Zum einsetzenden Chorus von John Farnhams 1980er-Hit “You’re The Voice” jedenfalls betritt eine Gruppe junger Menschen in ihren frühen 20ern den Instrumentkreis, macht sich bereit. 70 Minuten lang werden sie – Black Country, New Road genannt – nur ihre Musik, entsprungen einem engen Gewebe aus organischem Klang, sprechen lassen.
Black Country, New Road sind eine besondere Band mit einem ungewöhnlichen Werdegang. Noch vor der Veröffentlichung des zweiten Albums “Ants from Up There” verlässt Ex-Sänger Isaac Wood im Februar 2022 aus gesundheitlichen Gründen das Projekt. Das Album wird ein Erfolg, bleibt seitdem jedoch unberührt. Die restlichen Bandmitglieder nämlich beginnen schnell neue Songs zu schreiben, gesungen von drei der übrig gebliebenen sechs Instrumentalist*innen. Fortan spielen die Sechs aus Respekt vor Wood nur noch ebendiese neuen Songs, die ein knappes Jahr später als Live-Mitschnitt erscheinen. “Live at Bush Hall” betouren Black Country, New Road wiederum nun und verkaufen damit Hallen überall auf der Welt aus. So auch die Kölner Kantine. Knapp 1000 Menschen haben sich dafür weit im Kölner Norden eingefunden, lauschen gespannt acht der neun “Live At Bush Hall” Songs, zwei noch unveröffentlichten Neu-Kompositionen und einem längeren Impro-Jam.
Wirklich viel passiert ansonsten nicht. Black Country, New Road jedenfalls funktionieren einzig über ihre Musik. Einige wenige kurze Ansagen gibt es zwar, in denen jedoch wird inhaltlich wenig ausgedrückt. Sonderlich exzentrische Performer sind die Sechs auch nicht, verbleiben meist am vorgesehenen Ort. Dafür umso talentiertere Musiker*innen mit einer einzigartigen Dynamik. Läufe werden perfekt aufeinander abgestimmt, Tempi variiert, Einsätze zielgenau gesetzt. Besonders eindrucksvoll geschieht das in “Turbines/Pigs”, gesungen von Pianistin May Kershaw. Zu Beginn noch sitzen die restliche Mitglieder gemeinsam auf den Boden, es spielt nur May, gelegentlich unterstützt von Ersatz-Violinistin Nina Lim. Dann gesellt sich erst eine Flöte hinzu. Später dann Gitarre, Bass und Schlagzeug. Anschließend: Arpeggio-Ekstase. Wird sonst bis auf wenige Ausnahmen – beim letzten Song meldet sich kurz ein Handywecker zu Wort – brav gelauscht, bricht daraufhin Begeisterung aus und der Applaus möchte gar nicht mehr abebben.
Auch als sich die sechs Protagonist*innen schlussendlich verbeugen, johlt es lautstark. Aus den Boxen ersehnt sich währenddessen Rupert Holmes beseelt Pina Colada herbei. Ein besonderes Konzert.
Und so hört sich das an:
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Foto von Jonas Horn.
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