Dass das Publikum einem einen Konzertabend so richtig versauen kann, durfte vermutlich schon einmal jeder, der mehr als einige Male im Jahr Shows besucht, am eigenen Leib erfahren. Die Band selber kann dafür meist wenig, weshalb es umso trauriger ist, wenn die Menschen, die einen an diesem Abend umgeben, die Schuld daran tragen, dass man genervt den Saal verlässt und die Musik gar nicht so richtig genießen konnte. Oft ist es die Mischung eines Publikums, die dieses anstrengend macht. So auch Mitte April dieses Jahres bei der britischen Grunge-Band Counterfeit in Köln, die im letzten Monat ihr doch so starkes Debütalbum „Together We Are Stronger“ über XTra-Mile Recordings veröffentlicht hatte.
Hier trafen vor allem etliche kreischende Fangirls auf einige wenige sehr Pogo-begeisterte Menschen und eine Band, die versuchte eine Verbindung zwischen Menge und ihr selbst herzustellen. Das ist aber nicht ganz so einfach, wenn die ersten Reihen bei Blickkontakt direkt beginnen wie verrückt zu kreischen. Genau deshalb versuchte Sänger Jamie Campbell Bower, der aus Filmen wie Harry Potter und Twillight bekannt ist – ah, daher auch die vielen den Herren anschmachtenden Frauen – immer wieder möglichst nah an den sich im hinteren Bereich der Halle befindlichen Moshpit heranzukommen. Auch das stellte sich als gar nicht so einfach heraus – wirklich durchlassen wollten ihn die ersten Reihen nämlich nie. Das Problem waren hier die beiden Extremen – die einen wollten während jedes Songs zu zehnt ein 20 Meter großes Loch in der Menge öffnen, was natürlich viel zu groß für die Menge an Personen ist, und die anderen eben nur mit ihrem Handy filmen und ihr männliches Vorbild anschmachten. Wirklich durchmischen wollten sich diese beiden Fangruppen leider nicht. Erst in der Zugabe – Bower war in Zwischenzeit auf die Empore des Stollwerks geklettert und forderte den größten Pit, den die Location bisher gesehen hatte – feierten alle zusammen zu „Enough“, während der Blondschopf zufrieden auf die tanzende Masse herabblickte. Schade, dass so viele Menschen erst auf Aufforderung des Sängers bereit waren, ihr Tanzbein zu schwingen.
Die Band trug hieran überhaupt keine Schuld, präsentierte über eine Stunde feinste Rock-Musik und gab wirklich ihr bestes, um auch den letzten Zuschauer zu erreichen. Leicht machten die gekommenen Menschen es ihnen aber nicht. Wir sind gespannt ob Counterfeit es schaffen werden in Zukunft in der Rockszene richtig Fuß zu fassen oder ob die Band einen ähnlichen Weg wie Jared Letos 30 Seconds To Mars einschlagen, die mittlerweile belanglose Pop-Musik dudeln und komplett ohne Gitarren auskommen würden. In der Musik des Quintettes liegt jedenfalls sehr viel Potential. Dieses hatten 30 Seconds To Mars aber leider auch.
Und so hört sich das an:
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Andere Beiträge über Counterfeit:
Rezension über das Debütalbum.
Konzertbericht über den Gig in Dortmund letztes Jahr.
Foto von Jonas Horn.
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