Es ist dunkel, beleuchtet sind nur die Wandbilder im Glasmalereistil, die den Kulttempel wie eine Kirche wirken lassen. Im Raum verteilt hängt kultige Dekoration. Doch im Hintergrund läuft Twice mit „Talk That Talk“. Irgendwie scheint das gar nicht zusammen zu passen. Denn kurz vorher dröhnte aus denselben Lautsprechern noch Death- und Metalcore und auf der Tanzfläche wurde wild ge-two-stepped. Aber wenn der Headliner des Abends auf koreanische Girl-Bands steht, dann läuft halt K-Pop vor der Show. Die Fans von Counterparts waren also nicht überrascht.
Unterschiedlicher zur eigenen Musik des Hauptacts könnte das nicht sein. Die Jungs aus Hamilton, Kanada, lieferten ab Set-Beginn eine Bilderbuch Hardcore Show vor vollem Hause ab. Einen Wellenbrecher vor der Bühne gab es nicht. Daher fackelten die Fans nicht lange und kletterten immer wieder auf die Stage (oder rannten über die seitliche Treppe) ehe sie mal mehr, mal weniger gelungen zurück ins Publikum sprangen. Frontmann Brendan Murphy sorgte sich darum, dass sich jemand verletzen könnte. Er appelliert deshalb dazu, die Stagediver doch bitte aufzufangen (er könne sich kein Gerichtsverfahren leisten, falls was passiert).
Eigentlich ist man von dem Sänger jede Menge solch dunklen Sarkasmus gewohnt. Denn folgt man Counterparts auf Twitter, sieht man kaum etwas anderes als Hate-Tweets. Außerdem beleidigt Murphy das Publikum auf Shows normalerweise. Das ist nämlich Murphys Art Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen. Obwohl dieses Verhalten fast schon ein Markenzeichen ist, war das in Oberhausen anders. Hier mussten es die Fans schon drauf anlegen, geneckt zu werden. Auf Zugabe-Rufe nach nur vier Liedern folgte die Frage „are you fucking dumb?“. Ansonsten hatte der Frontmann nichts als Lob über. Es blieb natürlich nicht bei vier Songs. Die Jungs spielten einen gelungenen Mix aus Liedern der letzten fünf Alben: Das bisher längste Set der Bandgeschichte mit insgesamt 16 Songs. Oder sogar 17. Weil eine Zugabe mit Publikums-Liebling und Oldie „The Disconnect“ musste man sich bei dieser Tour verdienen.
Die Fans gaben also schon bei der Supportband „Justice For The Damned“ ihr Bestes, sich den Hit zu erarbeiten. Nach der kurzen Verschnaufpause mit K-Pop ging es bei Counterparts wild weiter. Von ausgetüftelten Gitarrenmelodien geleitet, tanzte das Publikum. Zu den Breakdowns öffnete sich die Menge, ehe sich die Fans ins Chaos stürzten. Immer wieder bildete sich eine Traube vor dem Sänger, um gemeinsam die Lieder zu schreien. Für einen Teil von „Stranger“ schnappte sich ein Fan gar das Mikrofon. Man musste ja sicher gehen, dass Murphy noch genug Energie für die Zugabe hat. Dieser nahm es nicht übel und lachte nur („dude’s better than me; I got shown off, now I have to rethink life“). Er betonte, dies sei wohl die beste Show der Tour und Oberhausen hätte ihn eh noch nie enttäuscht. „The Disconnect“ hatten sich die Fans somit zum Schluss wohl verdient.
Mehr Counterparts gibt es hier.
Das aktuelle Album „A Eulogy For Those Still Here“ kannst Du hier (physisch) und hier (digital) kaufen.*
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram / Twitter
Beitragsbild von Lucie.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.