Ein Jahr ist es jetzt her, dass „Technology“ erschien. Für die Alternative-Rock Band Don Broco ist das ein guter Grund wieder auf Tour zu gehen, um die Lieder dieses fantastischen Albums mit ihren Fans zu feiern. Die Band war auch nicht untätig und veröffentlichte am Freitag ihren neuen Song „Half Man Half God“. Mich konnte die Aufnahme nicht gänzlich überzeugen, aber vielleicht tut eine Live Performance da ja ihr Übriges. Wir werden sehen. Ich versinke zurzeit komplett im Uni-Projekt-Stress und hatte schon ein schlechtes Gewissen an einem Sonntagabend ein Konzert zu besuchen. Wieso aber eine Don Broco Show genau das richtige ist, um wieder Energie und Motivation zu tanken, lest ihr in diesem Bericht.
Die Zwei Vorbands schafften es leider beide nicht so richtig mich abzulenken. Immerhin stieg meine Laune jedoch während des Auftritts der Schweizer Band Dreamshade an. Es war nämlich wirklich spaßig anzusehen, wie die Jungs völlig frei über die Bühne stürmten und Song für Song darboten. Sie wirkten dabei ein bisschen wie eine Schülerband, die es gänzlich genießt auf einer Bühne stehen zu dürfen. Das meine ich durchweg positiv, denn der Auftritt wirkte keinesfalls einstudiert. Viele Lieder wie zum Beispiel „Question Everything“ sind mit vielversprechenden Pop-Punk sowie Metalcore Elementen gespickt.
Im Vergleich dazu wirkte die Performance des zweiten Supports Emarosa weniger freudig. Sänger Bradley Walden kam leicht selbstverliebt rüber und auch die akrobatischen Nummern, bei denen er seinen Bandkollegen um 360° wirbelt und auf Schultern durchs Publikum trug, wirkten zu geplant und einstudiert als, dass man es als spontane Aktion auffassen könnte. Musikalisch hat es zwar nichts mehr mit den Emarosa zu tun, die ich noch aus dem Jahre 2010 in Erinnerung habe, gefällt mir aber trotzdem ganz gut. Der mittlerweile ziemlich poppige Stil mit vielen Rock-Elementen brachte definitiv etwas Abwechslung in den Abend.
Mittlerweile kamen auch Melvin und Jonas an (Don Broco sind bei einem Großteil der Redaktion beliebt) und wir warteten gespannt auf den Hauptact. Mein Gewissen meldete sich wieder, denn es war ja schon halb 10 und so langsam sollte ich eigentlich schlafen. Der Plan war es also mal nicht komplett verschwitzt stundenlang durch die Kälte Heim zu fahren und deshalb einfach mal am Rand zu stehen und zuzuschauen. Hat nicht geklappt. Die Menge war ab der ersten Sekunde voll dabei und beim dritten Song „Good Listener“ konnte ich mich auch nicht mehr halten und begab mich ins Geschehen.
Bei härteren Songs wie zum Beispiel „Everybody“ kann man perfekt seinen Frust ablassen, indem man zusammen mit der Menge ausrastet. Die vielen Singalongs lassen unangenehme Gedanken in Vergessenheit geraten. Man merkt, dass man sich in einer tollen Fangemeinde befindet, spätestens dann, wenn man plötzlich fremden Leuten gegenüber steht und sich gemeinsam die Seele aus dem Leib singt. Auch das einheitliche Springen zu Liedern wie „Stay Ignorant“ hilft, sich nicht mehr allein mit seinen Problemen zu fühlen, denn in einer guten Gemeinschaft fühlt man sich direkt stärker. Natürlich durfte es auch nicht fehlen, sich die Füße beispielsweise bei „Greatness“ wund zu tanzen.
Das Alles bot die perfekte Gelegenheit von meinem Stress abzulassen und einfach den Moment zu genießen. Wie passte da ein ruhige Akustik-Präsens von „Further“ zu? Sehr gut, denn Don Broco gelang es die Stimmung aufrecht zu erhalten und dem Publikum die Chance zu geben, einen Augenblick lang zu den Melodien des Gitarristen Si Delany zu entspannen.
Viele solcher kleinen Besonderheiten machen die Auftritte der Briten so einzigartig. Wer erwartet schon, dass ein vermeintliches Gitarrensolo eigentlich von Tom Doyle auf dem Bass gespielt wird? Zusätzlich steht der Gesang des Schlagzeugers Matt Donnelly in angenehmen Kontrast zu dem des Frontmannes Rob Damiani. Effekte, Keyboard, Backings sowie Cowbell werden geschickt eingesetzt, sodass sie den Liedern eine besondere Note verleihen, diese aber keineswegs überladen wirken lassen.
Den neuen Track „Half Man Half God“ hoben sich Don Broco für die Zugabe auf. Sie holten damit nochmal jegliche Energie aus dem Publikum und mir gefiel das Lied deutlich besser als auf der Aufnahme. Da verzeiht man es Donnelly natürlich, dass sein Gesangspart etwas schief klang. Die Band versprach nach der Tour an weiteren Songs zu arbeiten und auch ich kann jetzt wieder voll motiviert an meinem Uni Projekt arbeiten.
So hört sich das an:
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Don Broco Live 2019
29.01.2019 – Utrecht, Tivoli Vredenburg
Beitragsbild von Lucie Kreß
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