Der Sommer am Kiez war bereits seit ein paar Wochenenden im Gange, aber nachdem es für mich der erste Besuch 2024 war, stellte sich – auch wenn ich nicht in Augsburg wohne – direkt ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens ein. Einmal das Gelände betreten, war schnell vergessen, dass der Zug verspätet war, dass die Weiterfahrt vom Augsburger Hauptbahnhof sich gefühlt endlos verzögerte, weil der Fahrdienstleiter laut Durchsage zunächst nur ein halbes Gleis freigegeben hatte, dass Regen prognostiziert wurde für diesen Abend… Nach dem Aussteigen in Augsburg-Oberhausen und dem Betreten des Geländes (was beides nahezu zeitgleich geschieht) war das erst einmal vergessen und es war schön, wieder auf dem Helmut-Haller-Platz zu stehen.
Da die Emil Bulls zwei Support-Acts dabei hatten, waren auch bereits um 18 Uhr Tenside auf der Bühne, die mit ihren druckvollen Metal-Sounds ein gutes Aufwärmprogramm boten. Harte Riffs, treibende Sounds und Gesang zwischen Shouts und melodischen Momenten, wie bereits „Deadweight“ als Opener des Sets zeigte. Riff-gewaltig präsentierten sich die Münchner dabei in Stücken wie „As Above So Below“, während sie für ein schweißtreibendes Set inmitten der letzten Sonnenstrahlen dieses Tages ablieferten. Übrigens ein für Support-Verhältnisse recht langes, was auch so eine angenehme Eigenart des Sommer am Kiez ist: Auch die Support-Acts können sich angemessen präsentieren. Dass das im Falle von Tenside sehr angemessen war, zeigten nicht zuletzt die Publikumsreaktionen.
Setlist:
01. Deadweight
02. Cannibals
03. Iron Will & Golden Heart
04. As Above So Below
05. Come Alive Dying
06. Pitch & Gold
07. Dust Of The Bereaved
08. Shadow To Shine
09. Aim For Paradise
10. This Is What We Die For
In der Umbaupause setzte nun der prognostizierte Regen ein. Statt einer panischen Flucht unter die Versorgungs- und Merch-Stände aber war zu beobachten: Offenbar war das Publikum wahlweise darauf eingestellt oder es war schlichtweg egal. Regenjacken und -ponchos waren zu sehen, andere wiederum blieben, wie sie waren, Slope mit ihren Sound zwischen Hardcore und Metal (samt vieler Abstufungen) taten ihr Bestes, um den Regen vergessen zu machen. Eröffnet mit „Goodbye Mr. Dandy“ kamen sie zu „It’s tickin‘“ vom neuen Album „Freak Dreams“, das sie immer mal wieder gut im Set integrierten. Mit teils gerappten Passagen, Tempowechseln und viel Spielfreude schlug die Nummer gut ein, diesen Anklang fand das Set erfreulicherweise dann auch weiterhin. Sei es Riff-freudig wie in „Why Sad“ oder mit Shouts wie in „Freak Dreams“: Slope waren ein gut gewählter zweiter Support. Gut, dass sie nicht vergaßen, auch auf ihre Headline-Gigs später im Jahr hinzuweisen, denn einige zusätzliche Zuschauer dürften sie sich hier an diesem Abend erarbeitet haben.
Setlist:
01. Goodbye Mr. Dandy
02. It’s tickin’
03. Buzz off!
04. Talk Big
05. Thorns
06. Trainsurfing
07. I’m fine
08. Fluid
09. Movin Loosin
10. Why Sad
11. NBQ
12. Freak Dreams
13. Suffer the Ice
14. 9/5
Genauso, wie der Regen weiter herunterkam, so egal war er auch weiterhin, denn die Vorfreude überwog deutlich. Fünf Jahre nach dem letzten Album kam dieses Jahr „Love Will Fix It“ raus (was dann auf #3 chartete), die Freude war groß, dieses auch live erleben zu dürfen. So öffnete sich bald auch der Vorhang mit dem Band-Schriftzug und es durfte losgehen: Mit „The Devil Made Me Do It“ zeigte die Band gleich, dass sie auch anno 2024 noch in Top-Form ist und mit ihrem Alternative Metal die Menge begeistert. Satte Sounds mit getrageneren Passagen und lauten Gitarren, die dazu aufmunterten, ordentlich mitzugehen und gemeinsam mit der Band den Abend zu zelebrieren. Und das heißt in dem Fall: Nicht nur das neue Album, sondern einen umfassenden Ritt durch die Diskographie der Band.
Bereits früh zeigte sich, wie gut die Diskographie hier zusammensteht, ohne dass man Brüche spüren würde. Schließlich war bereits mit den folgenden „The Age of Revolution“ und „Euphoria“ eine Brücke von zehn Jahren abgedeckt und auch, der Sprung ganz weit zurück in Zeiten, wo die Emil Bulls als „Crossover“ tituliert wurden, gelang problemlos: „Smells Like Rock’n’Roll“ vom Debütalbum „Angel Delivery Service“ wurde ausgiebig gefeiert vom Publikum. Bei diesem fiel gerade in diesem Moment auch gut auf, wie breit aufgestellt dieses inzwischen war: Beim Erscheinen im Jahr 2001 dürfte manch Zuschauer gar nicht „live dabei gewesen“ sein, aber die Textsicherheit wurde eindeutig nachgeholt.
Bei all der guten Stimmung und der beidseitigen guten Laune auf Seiten von Band und Publikum war klar: Der Versuch, gegen 21:30 Uhr (und somit eine halbe Stunde vor offiziellem Schluss) die Bühne zu verlassen, war zum Scheitern verurteilt, sodass die Band von den Zuschauer:innen schnell wieder zurückgeholt wurde, um den gelungenen Trip durch die Diskographie fortzusetzen. Und das erneut mit vielen Sprüngen zwischen den Jahren, bei denen man erneut feststellte: Man muss schon darauf hingewiesen werden, dass diese dazwischen liegen, denn es wirkte alles wie aus einem Guss an diesem Abend. Auch das Finale deckte mit dem Bogen von „Love Will Fix It“ als Titeltrack des diesjährigen Albums über „The Jaws of Oblivion“ bis hin zu „Worlds Apart“ bereits einen Zeitraum von 16 Jahren ab.
Zurück im Hier und Jetzt endete damit ein gelungener Konzertabend, der definitiv zeigte, dass mit den Emil Bulls weiterhin zu rechnen ist. Bei aller Freude, wieder ins Trockene zu dürfen: Die Kleidung trocknet, der gute Eindruck bleibt!
Setlist:
01. The Devil Made Me Do It
02. The Age of Revolution
03. Euphoria
04. Happy Birthday You Are Dead To Me
05. Hearteater
06. Here Comes the Fire
07. Smells Like Rock’n’Roll
08. Nothing in this world
09. When God Was Sleeping
10. Winterblood
11. Man or mouse
12. Love will fix it
13. The Jaws of Oblivion
14. Worlds Apart
Website / Facebook / Instagram
Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.