Mal wieder eine dieser Bands, die irgendwie schon immer da waren. Auch wenn Sänger Fran Healy mit seinen orange-roten Haaren einen sehr frischen Eindruck erweckt, sind es doch bereits 25 Jahre seit dem Erscheinen von „The Man Who“, dem Album, das gemeinhin als Durchbruchs-Album gesehen wird. Was auch bedeutet: Das Debüt „Good Feeling“ hat noch einmal zwei Jahre mehr auf dem Buckel. Aber blicken wir ins Jetzt und nicht ins Damals: „L.A. Times“ ist nun inzwischen Album Nummer zehn – und lässt einen feststellen, dass Travis nach wie vor wissen, wie man das Thema Britpop anzugehen hat, wenn es gut und erfolgreich werden soll.
Der Opener „Bus“ würde nun genug Fläche für schlechte Wortspiele bieten, denn wäre die Buslinie die Linie „Britpop“, könnte man sagen, dass Travis weiterhin gut mit dieser unterwegs sind. Da wir aber natürlich hier keine schlechten Wortspiele haben wollen, stellen wir fest: Ja, Travis vermögen es weiterhin gut, diese melancholischen Indie-Stücke zu schreiben und lassen mit Streichern Erinnerungen an Zeiten von „Why Does It Always Rain on Me?“ aufkommen. Überhaupt sind die Erinnerungen an das Gesamtwerk immer wieder präsent. Auch ein munter nach vorn gehendes Stück wie „Alive“ zeigt es gut – und zeigt auch, wie gut Travis es nach wie vor vermögen, hoffnungsvolle Momente in Moll erklingen zu lassen.
Aber auch nicht ganz so gewohnte Momente haben Travis auf „L.A. Times“ im Gepäck. „Raze the Bar“ zum Beispiel ist zwar an sich ein typisches Travis-Stück, wirkt aber durch einige soulige Anleihen irgendwie auch angenehm anders. Oder nehmen wir „I Hope That You Spontaneously Combust“. Nicht nur der freundliche Titel ist da zu sehen, auch die Gitarren, die ein wenig „sleazy“ wirken und gar kurz mal Beck Hansen musikalisch um die Ecke winken lassen. Und dann wäre da noch der Titeltrack „L.A. Times“, der Fran Healy gefährlich in Richtung Rap gehen lässt, was aber gar nicht mal so schlecht klingt – und irgendwie auch etwas Selbstironisches hat. Das klingt ungewohnt, ist vielleicht nicht das Highlight der Band-Laufbahn, aber auch alles andere als schlecht.
Am Ende hat man hier ein wirklich gutes Travis-Album vorliegen, das bekannte Motive mit frischen Impulsen vereint und zeigt, dass die Band auch 27 Jahre nach dem Debütalbum „Good Feeling“ noch in sehr guter Form ist. Freunde der Nadel im Heuhaufen würden bei diesem Album vermutlich lediglich feststellen, dass es mit seinen gut 32 Minuten nicht unbedingt lang geworden ist, aber man könnte alternativ auch einfach die Nadel in ihrem Heuhaufen belassen – schließlich ist sie verdeckt genug, um einen nicht versehentlich zu pieksen.
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Und so hört sich das an:
Die Rechte am Album-Cover liegen bei BMG.
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