War es beim Besuch zuvor noch recht verregnet auf dem Helmut-Haller-Platz, sah die Welt beim Sommer am Kiez an diesem Wochenende deutlich anders aus. In der strahlenden Sonne verbreitete das Gelände einen sommerlichen Charme, die Gemüter wirkten ähnlich sonnig und man freute sich bereits auf die New Model Army, die sich in diesem Jahr in Augsburg-Oberhausen die Ehre gab. Also noch schnell ordentlich gestärkt, die bei diesen Temperaturen angemessene flüssige Versorgung sichergestellt und dann konnte es gegen 18:45 Uhr bereits losgehen mit der Donkeyhonk Company, die diesen Abend eröffnete.
Eine Band, die in Zusammenhang mit New Model Army übrigens keine Unbekannte ist, denn es war bereits der fünfte gemeinsame Auftritt mit den Mannen um Justin Sullivan. Dass das passt, spürte man auch nach wenigen Stücken. Irgendwo im Bereich zwischen Southern Rock, Bluesrock und Alternative Country machte es sich das Trio bequem und spielte ein Set mit eigenen Stücken, aber auch Interpretationen von Blaze Foley, Jean Ritchie und Tom Waits. Das machte der Band sichtlich Spaß und auch in der Zuschauerschaft war großer Zuspruch zu sehen bei Stücken wie „Bone Walk“, bayerischen Einsprengseln wie „Hart wia trockas Brot“ und den besagten Coverversionen, denen sie ebenfalls ihre eigene Note verpassten. Zum Abschied mit „No limb to shake“ bekam dann auch noch das Banjo seine Einsatzzeit und man verabschiedete sich nach einem gelungenen Set, um anschließend verdienten Zuspruch auch am eigenen Merchandise-Stand zu erleben.
Setlist:
01. Oval Room (Blaze Foley)
02. L&N (Jean Ritchie)
03. Bone Walk
04. Hart wia trockas Brot
05. Metzga
06. Friss Vogl oder stirb
07. Way down in a whole (Tom Waits)
08. Get behind the Mule (Tom Waits)
09. Discharge
10. No limb to shake
Während weiterhin die Sonne über den Platz strahlte, stieg die Neugierde auf New Model Army und ihr Set, ist die Band doch schließlich für Wechsel in ihren Setlisten bekannt, sodass es quasi unmöglich ist, auf gängigen Setlisten-Portalen Rückschlüsse für den anstehenden Abend zu ziehen. In den vielen Jahren seit der Gründung 1980 sind viele Stücke entstanden und es scheint, als würden diese auch gerne gut durchgemischt. Was auch bis heute so blieb, denn während andere Bands sich auf ihrem Werk ausruhen, veröffentlichen die Briten weiterhin Alben und präsentieren die Stücke auch live, wie der Opener „Coming or Going“ direkt deutlich machte. Enthalten auf dem aktuellen Album „Unbroken“, veröffentlicht in diesem Jahr, fügt es sich nahtlos in das Gesamtwerk ein.
Tatsächlich sollten die folgenden knapp zwei Stunden dann auch ein großflächiger Ausflug ins Gesamtwerk sein, eine Party in Independent. Immer wieder ist der Sound unverkennbar New Model Army, Justin Sullivan und die Band haben Spaß daran, Stücke aus diesem und dem letzten Jahrtausend zu kombinieren und dabei mit Nummern wie „March in September“, „White Light“ oder auch „Angry Planet“ nicht nur die Hits zu präsentieren, sondern auch Vielseitigkeit in den Mittelpunkt zu stellen und beispielsweise mit „Idumea“ auch weitere Stücke des aktuellen Studioalbums zu integrieren. Wie man spürt, wusste hier auch das Publikum, worauf es sich einlässt, denn es feiert die charismatisch dargebotenen Nummern sichtlich.
Auch der Kontakt zum Publikum soll nicht vergessen werden – so sorgt Sullivan für Lacher, als er meint, man habe ihm schöne Outdoor-Locations versprochen und nun stehe man hier zwischen Parkplatz, Bahnhof und Bushaltestelle. Das sei aber okay, schließlich sei es wie in Bradford nahe Leeds, wo die Band herkommt. Und dann vergisst er natürlich auch die Hits nicht. Stücke wie „225“ und „Vagabonds“ werden naturgemäß am meisten gefeiert und zumindest musikalisch ist es sicherlich keine „Bad Old World“, so der Name einer spät gespielten Nummer aus dem Jahr 1993, die kurz vorm Schluss ausgepackt wird, bevor „Wonderful Way to Go“ das Set zu beenden versucht.
Klar: Es bleibt beim Versuch, denn natürlich muss die Band wiederkommen. Was sie gleichermaßen pflichtbewusst wie spielfreudig dann auch tut und mit „Fate“, „Green and Grey“, „Poison Street“ und „I Love the World“ noch einmal tief in die Hitkiste greift. Zum Abschluss also noch einmal viel Bewegung und viel Gänsehaut. Langsam wurde es dunkel draußen, aber das Strahlen über diesen starken Konzertabend blieb.
Setlist:
01. Coming or Going
02. Long Goodbye
03. March in September
04. First Summer After
05. Language
06. Winter
07. Idumea
08. White Light
09. 225
10. Never Arriving
11. Stormclouds
12. Angry Planet
13. Summer Moors
14. Vagabonds
15. Whirlwind
16. Bad Old World
17. Wonderful Way to Go
18. Fate (Z)
19. Green and Grey (Z)
20. Poison Street (Z)
21. I Love the World (Z)
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Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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