Ennio, Modernes Bremen, 08.12.2022

Es gibt diese Musiker*innen, die wachsen schneller als man gucken kann. Und damit meine ich jetzt (offensichtlich) nicht die Körpergröße, sondern die Größe der Fanbase, Zahl der Streams – oder eben die Hausnummern der Konzert-Locations, in denen sie spielen. Ennio ist definitiv ein gutes Beispiel dafür. Der Musiker macht deutschen Indie-Pop mit eingängigen Melodien, der hier und da wirklich sehr verdächtig nach einer Mischung aus AnnenMayKantereit (nicht nur aufgrund der Stimmlage), Jeremias und Provinz klingt, spielt gerade seine erste Tour (die auch genau so heißt) und verkauft dabei bereits Locations aus, in welchen er vor etwa einem Jahr und mit gerade mal einem veröffentlichten Song noch als Support auf der Bühne stand.

Das erzählt er zumindest, als er am vergangenen Donnerstagabend auf der Bühne des Bremer Clubs Modernes steht, dessen Innenraum zumindest in der vorderen Hälfte aus allen Nähten platzt. Das Publikum verschmilzt dabei allerdings nahezu nahtlos ineinander, besteht es doch aus einer sehr homogenen Masse in einem ziemlich jungen Alter (ich fühle mich mit 23 fast schon alt) und mit einem extrem hohen Frauenanteil. Dafür, dass es Ennios erste Tour ist, scheint er bereits eine ziemlich beachtliche Fanbase zu haben, die auch noch textsicher ist.

Auch dem Künstler selbst merkt man es kaum an, dass er noch nicht all zu lange auf den großen Bühnen steht – locker und sympathisch erzählt er zwischen den Songs kleine Anekdoten, geht auf das Publikum ein und fragt nur etwa einmal zu viel, wie es dem Publikum geht. Das wiederum ist nicht nur extrem jung, sondern auch extrem gut drauf, macht Moshpits bei Songs auf, bei denen ich nicht gedacht hätte, dass das möglich ist und singt lautstark mit Ennios sowieso sehr raumeinnehmender Stimme im Chor.

War ich bis hierhin wirklich sehr positiv überrascht von dem Abend, bleibt am Ende doch ein klitzekleiner Kritikpunkt, den ich aber eigentlich gar nicht so nennen würde: Dadurch, dass es Ennios erste Tour ist und er während dieser auch erst sein erstes Album veröffentlichte, hat er natürlich noch nicht sonderlich viel Material, das er live spielen könnte. Trotz drei neuer Songs, kurzem Stromausfall und einer kleinen akustischen Wiederholung des Songs „Kippe“ dauerte das Konzert also nur etwas über eine Stunde – die meisten Besucher*innen schien das allerdings nicht zu stören. Vielleicht gibt es ja bei der zweiten Tour eine Zugabe mehr.

Und so hört sich das an:

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