Man konnte fast den Eindruck gewinnen, minutenmusik und Enter Shikari – das sollte in diesem Jahr nicht mehr sein. Eine beschwerlichere Anreise zu einem Konzert haben wir selten erlebt. Nach Bahnverspätung, Anschlusszug verpasst, Straßenbahnunfall, Bus kommt nicht, Bus kommt doch haben wir es dann aber doch noch geschafft: Enter Shikari in der Turbinenhalle 2 in Oberhausen. Allen Unwägbarkeiten zum Trotz waren wir sogar noch pünktlich und nur wenige Minuten nach unserem Eintreffen betraten Enter Shikari die Bühne.
Mit „THE GREAT UNKNOWN“, „Destabilise“ und „Juggernauts“ brachten die Briten auch gleich zu Beginn drei absolute Bretter, die vom Publikum auch entsprechend abgefeiert wurden. Leider war der Sound gerade zu Beginn nicht wirklich gut, gerade die Lautstärke der einzelnen Instrumente sowie des Gesangs war nicht vernünftig untereinander abgestimmt. Für mich war es der erste Besuch in der Turbinenhalle, ich hatte jedoch schon häufiger gehört, dass der Sound oft problematisch ist. Die anfänglichen Befürchtungen bewahrheiteten sich aber glücklicherweise nicht, denn die Abmischung wurde schnell besser und erreichte dann ein Maß, mit dem man wirklich gut leben konnte.
Gleich nach den ersten Songs erklärte Frontman Rou Reynolds die Spielregeln des Abends. Regel Nummer 1: „In this building we have love and connection.“, Regel Nummer 2: „Dance linke no one’s watching.“ Nachdem das geklärt war, stand einem spaßigen Abend nichts mehr im Wege. Enter Shikari spielten auf dieser Tour eine gute Mischung neuer und älterer Songs. Eigentlich kam kein Studioalbum der Post-Hardcore-Band zu kurz, erstaunlich war lediglich, dass „The Mindsweep“ mit nur einem Song, nämlich „Anaesthetist“, im Set vertreten war. Gerade „The Last Garrison“ ist ja eigentlich ein beliebter Livesong. Sowieso fielen aber mit „Zzzonked“, „Anything Can Happen In The Next Half Hour“, „Sssnakepit“ oder „…Meltdown“ diverse Songs aus dem Set, die man immer gerne live sieht. Enter Shikari haben inzwischen einfach so viele gute Songs, irgendwo müssen Abstriche gemacht werden.
Das geschah auf dieser Tour zu Gunsten neuer Songs. Einerseits wollte das 2020er Album „Nothing is True & Everything is Possible“ nach den Pandemie-Jahren noch live präsentiert werden, andererseits sind bereits zwei weitere neue Songs in diesem Jahr erschienen. Und wer neue Musik im Studio schreibt, der will natürlich auch wissen, wie diese beim Livepublikum ankommt. Praktischerweise hatten Enter Shikari die beiden Künstler mit denen die neuen Songs entstanden sind gleich auf ihrer Tour dabei, so dass sogar die originäre Studioversionen gespielt werden konnten. Wargasm wurden für „The Void Stares Back“ und Cody Frost für „Bull“ auf die Bühne gebeten und trugen noch einmal Einiges dazu bei, dass Publikum zur Bewegung zu motivieren. Wobei das Publikum natürlich selbst schon stetig in Bewegung war – wir sind hier immerhin auf einem Enter Shikari Konzert gewesen.
Wer Enter Shikari kennt, weiß aber auch, dass sich die Band immer Zeit nimmt für die ruhigen Momente. Auf dieser Tour im Zugabenteil, in dem zunächst Rou Reynolds solo die Bühne betrat und allein mit seiner Gitarre eine ruhige Version von „Stop the Clocks“ spielte. So kurz vor den Feiertagen durfte auch eine Coverversion des Weihnachtsklassikers „Have Yourself a Merry Little Christmas“ nicht fehlen. Das alles bevor sich die gesamte Band mit „{ The Dreamer’s Hotel }“ und „Live Outside“ noch einmal mit zwei absoluten Ohrwürmern verabschiedete.
Abschließend war das wieder einmal ein toller Abend mit Enter Shikari. Egal, ob neue oder alte Songs – das Publikum geht jeden Schritt der Karriere der Briten konsequent mit. Es lohnt sich einfach immer wieder Enter Shikari live zu sehen. And still we will be here, standing like statues.
Und so hört sich das an:
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Foto von Melvin.
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