Uff, da sind wir jetzt doch am Ende dieses Jahres angekommen. Hätte man im Laufe des Jahres wegen der unterschiedlichsten Bedrohungslagen auch nicht unbedingt für möglich gehalten. Immerhin: Konzerte gingen wieder und damit gab es den Eskapismus im Musik-Format nicht nur für die Kopfhörer, sondern auch auf der Bühne. Und oh my, das tat gut! Mein liebstes Konzertjahr ever, dazu etliche großartige Alben und noch viel mehr großartige Songs. So und nicht anders kann man den ganzen Scheiß zumindest etwas hinter sich lassen. Und nun zu meiner persönlichen Crème de la Crème – viel Spaß.
Lieblingsalben
14. Casper – Alles war schön und nichts tat weh
13. Taylor Swift – Midnights
12. The Bobby Lees – Bellevue
11. Sam Vance-Law – Goodbye
10. Zeal & Ardor – Zeal & Ardor
9. Parkway Drive – Darker Still
8. Dehd – Blue Skies
7. Kendrick Lamar – Mr Morale & The Big Steppers
6. Aurora – The Gods We Can Touch
5. Oliver Sim – Hideous Bastard
Auf ein neues The XX-Album warte ich nun schon länger, aber wenn die Solo-Karrieren der drei so wunderbar klingen wie bisher, komme ich damit auch klar. “Hideous Bastard” ist sperrig, zart und melodisch zugleich – und vor allem ein bittersüßer Gegenentwurf gegen den glatt gestriegelten Queer-Pop der ganz großen Bühnen.
4. Fjørt – Nichts
Eigentlich habe ich mit Post-Hardcore nicht mehr viel am Hut und dementsprechend auch nur mäßig hohe Vorfreude vor dem neuen Fjørt-Album verspürt. Und dann sowas! Gänsehaut ab Sekunde 1 und viel Applaus für die mutigeren Sound-Entscheidungen. Mehr davon!
3. Mykki Blanco – Stay Close To Music
Mit ihrem queeren Rap hat Mykki Blanco schon vor ein paar Jahren mein Herz erobert, auf Albumlänge kam das Konzept aber noch nie so klar und unwiderstehlich rüber wie auf “Stay Close To Music”. Riesige Hymnen für mehrfachmarginalisierte Menschen, die textlich wie melodisch unkaputtbar sind.
Der schon vorab angekündigte Indie-Hype des Jahres vergoldet jede Vorschusslorbeere. Ein Album voller Hits, das zurecht jede Bestenliste besucht. Wenn Indie-Rock, dann bitte so eingängig wie hier und vor allem mit diesem bezaubernd unangepassten Quatsch-Charakter. Spaßiger wurde es dieses Jahr nicht.
1 Florence + the Machine – Dance Fever
Nach “High as Hope” und “How Big, How Blue, How Beautiful” dachte ich, dass mich Florence + the Machine nie wieder so sehr packen würden wie auf den beiden ersten Platten. Und dann kam dieses im Nebelschwaden des Blocksbergs entstandene Meisterwerk. So düster, atmosphärisch und gleichzeitig auch hittig, wie ich es mir nicht mehr zu erträumen hoffte. Und Florence Welch nimmt endlich ihre Rolle als Hexenzirkel-Älteste an. Wer da nicht mit ins mystische Dunkel klettern will, hat etwas falsch verstanden.
Lieblingskonzerte
15. Lady Gaga, Merkur Spiel-Arena Düsseldorf, 17.07.
14. Press Club, MTC Köln, 20.11.
13. Alt-J, Palladium Köln, 23.11.
12. De Staat, Gebäude 9 Köln, 26.10.
11. Phoebe Bridgers, E-Werk Köln, 18.07.
10. No Angels, Palladium Köln, 08.10.
9. Wet Leg, Kantine Köln, 07.11.
8. Casper, RuhrCongress Bochum, 09.12.
7. Enter Shikari, Turbinenhalle2 Oberhausen, 20.12.
6. Orla Gartland, Stadtgarten Köln, 20.04.
5. Mine, Skater’s Palace Münster, 29.04.
Die beste Musikerin des deutschen Indie bringt ihr Meisterwerk “Hinüber” endlich auf die deutschen Konzertbühnen und bekommt dabei das Publikum, das sie verdient. Großartige Show voller sperriger und gleichzeitig smoother Arrangements, die als Sahnehäubchen den Charme von Mine selbst tragen.
4. Billie Eilish, Lanxess Arena Köln, 21.06.
So wirklich glauben konnten es dann wohl die wenigsten im Raum: Da steht, springt und säuselt sie nun also, der größte Pop-Hype der letzte Jahre. Billie Eilish ist dabei ganz offensichtlich viel mehr Ikone als reiner Musik-Act und doch schaffte es dieser Abend mit reduzierten, aber stimmungsvolle Bühnenbildern umzuhauen. Und das mit vollem Fokus auf die großartige Musik hinter dem Phänomen.
3. My Chemical Romance, Kunstrasen Bonn, 18.06.
Das objektiv gesehen wenig spektakulärste Konzert dieser Liste gab mir trotzdem all the feels. Und das natürlich aus dem offensichtlichen Grund: Endlich durfte das Emo-Herz wieder schlagen und das im Kreise Tausender Gleichgesinnter. Einziges Manko: Fehlende Show und falsche Venue. Aber das geht dann bei der nächsten Tour auch noch besser.
2. Wolf Alice, Kantine Köln, 09.11.
Kurz gedacht, die große Indie-Liebe wäre wegen meiner mäßigen Begeisterung für das aktuelle Album “Blue Weekend” verflogen – aber dann kamen die Brit*innen auf die Bühne und alles war vergessen. Dieser Indie-Jekyll & Hyde aus melancholischer Sanftmut und breitbeiniger Aggressivität ist unbesiegbar.
Olivia Rodrigo, Forest National Brüssel, 19.06.
Einmal wieder Teenager sein – aber in besser. So ungefähr fühlte sich dieser Abend in Brüssel an und von diesem Gefühl wollte ganz Europa ein Stück abhaben. Mit der bisher größten Show auf europäischem Festland bewies Olivia Rodrigo aber auch, dass sie mehr ist als der Gen-Z-Hype. Musikalisch lupenreiner Pop-Rock mit viel Verbeugung vor da Gewesenem aber vor allem ganz viel eigenem Charme und dem besten Publikum des Jahres. Gänsehaut, als wäre es das erste eigene Konzert.
Lieblingsnewcomer*innen
Me Rex
Eine Indie-Punk-Band, mit der man am liebsten direkt befreundet wäre. Und dazu Songs über Dinos und alltägliche Gefühle gespickt mit herrlich windschiefen Harmonien. Was fürs Herz.
Dehd
Dehd haben die Quintessenz von Hit genommen und in einen unglaublichen Mix aus Pop, Beats, Punk und undefinierbarem Genie gestopft.
Connie Constance
Für diesen Indie der Marke Orla Gartland / Boygenius & co habe nicht nur ich mein Herz verloren. Mein neuester Liebling aus dieser Bubble ist Connie Constance, die etwas Schwung in die bedrückte Stimmung bringt.
Gen and the Degenerates
Queerer Punk? Count me in. Aber vor allem bitte bei Gen and the Degenerates, die ganz Zeitgeist vor allem auf großartige Hooks setzen. So viele Ohrwürmer hat mir dieses Jahr sonst nur Wet Leg beschert.
Sloppy Jane
Als Support bei Phoebe Bridgers schockverliebt. Wie könnte man auch anders bei diesem irrsinnig musikalischen und herrlich weirden Sound, den Haley Dahl so unglaublich theatralisch auf die Bühne bringt.
The Bobby Lees
Einen Tag so lässig sein wie Sam Quartin, das wär mal was. The Bobby Lees spucken einem die Garage-Punk-Hits vor die Füße und das gleichzeitig wie beiläufig und mit vollem Enthusiasmus. Uff.
Lieblingssongs
- Alt-J – Hard Drive Gold
- Kapa Tult – Michelle Obama
- Grimes – Shinigami Eyes
- Mother Mother – Hayloft II
- Petrol Girls – Baby, I had an Abortion
- Mattiel – How it Ends
- Rosalía – SAOKO
- Camila Cabello – Psychofreak (feat. WILLOW)
- The Regrettes – Barely on my Mind
- Lizzo – About Damn Time
- Findlay – Night Sweats
- BIBIZA, Mola, prodbypengg – viertelnachvier
- S10 – De Diepte
- Noga Erez – NAILS
- Alyona alyona, Jerry Heil, ela. – KUPALA
- The Bobby Lees – Monkey Mind
- Domiziana – Ohne Benzin
- Provinz – Betäub mich (feat. Casper)
- Calvin Harris, Justin Timberlake, Halsey, Pharrell – Stay With Me
- Sam Smith, Kim Petras – Unholy
- The ANXIETY, WILLOW, Tyler Cole – Meet Me at Our Spot
- Nina Chuba, Chapo102 – Ich hass dich
- Mykki Blanco – Carry On (feat. Jónsi)
- Taylor Swift – Maroon
- Kraftklub, Mia Morgan – Kein Gott, kein Staat, nur du
- Stromae – L’enfer
- Mina Richman – Baba said
- Dream Nails – They / Them
- Paramore – This is Why
- Harry Styles – Music for a Sushi Restaurant
Rechte an den Albencovern liegen bei YOUNG, Grand Hotel van Cleef, Transgressive Records, Domino Records & Polydor. Konzertbilder von minutenmusik / Julia. Die Rechte an den Covern im Jahresrückblick-Beitragsbild liegen bei Columbia Records, Domino Records, Eklat Tonträger, Embassy of Music, Glitterhouse, Mascot Label Group, Sharptone, Sony Music, Uncle M Music, Universal Music, Virgin Music, Warner Music.
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