Orla Gartland, Stadtgarten Köln, 20.04.2022

Ob es mit guter Musik ist wie mit einem guten Wein, war für die Branche wohl eine der größten Frage der letzten Monate. Denn bei der ganzen Hülle an Alben, die im konzertlosen Vakuum erschienen waren, stand auch immer ein großes Fragezeichen dahinter. Konzerte lassen aus persönlichen Liebschaften schließlich kollektive Energie werden. Und die hilft im besten Falle ordentlich dabei, eine intensive Bindung zu einem Album herzustellen. Orla Gartland gehört dabei zu der besondere Risikogruppe der Künstler*innen, die inmitten dieser Zeit sogar das Debütalbum veröffentlichten. Beim Tour-Stopp im wunderschönen Kölner Stadtgarten kann die Irin die eingangs gestellte Frage zumindest für sich selbst beantworten. „Woman On The Internet“ ist ein wahnsinnig gut gereifter Tropfen.

Von Topfpflanzen und Banjos

Für viele der heute angereisten Konzertgäste ist der Abend  das erste Konzert „Post-Covid“. Circa 75% der Anwesenden trägt weiterhin brav die Maske. Gartland schlussfolgert deswegen trocken: „Vermutlich wärt ihr auch so ausgerastet, wenn ich hier mit einem Banjo auf die Bühne gekommen wäre, so ausgehungert wie ihr seid.“ Das mag sein, unterstreicht aber auch nochmal die Extraklasse der Künstlerin. Das Publikum frisst der jungen Britin nämlich von Sekunde 1 aus der Hand – und hätte diese vermutlich auch geküsst, hielte diese ein Banjo. Dafür sorgt zum einen sicherlich der großartige Support-Act VØR. Irgendwo zwischen London Grammar und The Naked And Famous holt die Künstlerin mit Samt-Stimme und dichten Beats direkt die ganze Masse ab. Große Empfehlung!

Aber auch Gartland selbst liefert auf höchstem Niveau ab, was die Fans ihr danken. Sinnbildlich für diese gegenseitige Hingabe steht an diesem Abend eine Topfpflanze, die ein Fan zum Song „Madison“ in die Höhe reckt. Zu den Lyrics passt das wie die Faust aufs Auge, wo es hier doch heißt „If you’re not perfect, I can’t tell/ Can I be your sister or your daughter/ Or your houseplant in the corner?“ Gartland selbst feiert es und lässt direkt ein Foto von sich und der Pflanze schießen.

Songwriting in die Haarspitzen

Egal, von welchem Blickwinkel man die Setlist auch betrachten mag, sie ist makellos im besten Sinne. Da haben wir zum einen das eben erwähnte „Madison“, das mit intensiven Sprechchören gen Klimax schreitet, aber auch die Riff getragenen Highlights wie etwa „Oh GOD“ oder „Over Your Head“, bei der die Massen endgültig ausflippen. Diese kredenzen Gartland bei der ganzen guten Stimmung sogar ihren ersten eigenen Circle Pit ever. Lieben wir! Überhaupt verläuft die Stimmung proportional zu der unwiderstehlichen Hit-Qualität der Musikerin.

Ob in intimeren Momenten wie „Heavy“, das Gartland über lange Strecken alleine am Keyboard performt, dem bisher unveröffentlichen (und wunderbaren) „Pass Control“ oder im großen Eskapaden-Finale „Zombie!“ – das Publikum ist durchgehend voll da. Gartland und ihre Band natürlich auch. (Am Schlagzeug sitzt hier übrigens eine Hälfte der Pearl Harts!) Die gemeinsame Feier des Debütalbums trägt jedenfalls ziemlich sicher dazu bei, dass dies nicht der letzte Köln-Ausflug von Orla Gartland war. Reifeprozess bestanden!

Das Album “Woman on the Internet” kannst du hier kaufen.*

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Beitragsbild von Julia.

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