Wet Leg – Wet Leg

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Der Indie-Hype des Jahres macht auf dem Papier nichts Besonderes: Stücke mit fast schon generischen Titeln wie “Being In Love”, “I Don’t Wanna Get Out” oder “Too Late Now”, alle in der üblichen Spielzeit von circa drei Minuten und dazu die Normalo-Instrumente von Gitarre, Bass und Schlagzeug. Und doch: Rhian Teasdale & Hester Chambers haben jede einzelne Lorbeere im Kranz verdient. Ihr Geheimrezept? Spaß statt Muskelvergleich.

Not one of the boys

Teasdale und Chambers haben auch schon vor Wet Leg Musik gemacht – nur eben vor allem mit Männern. Diese hätten immer genau gewusst, wie sie klingen wollen und sich dann vor allem mit technischer Versiertheit übertrumpfen wollen. Fast schon ermüdet von der ganzen Musikbranche spürten die beiden aber etwas, als sie zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne standen. Viel mehr Freiraum, viel weniger Grenzen – und Humor und Selbstironie statt Trübsal und Ehrgeiz. So gesehen erreichen Teasdale und Chambers erst gemeinsam das, was bei einer wirklichen Leidenschaft im besten Fall immer mitschwingt. Stücke wie “Chaise Longue” oder “Wet Dream” machten sie dann auch für andere Ohren zu einem unwiderstehlichen Newcomer-Paket. Da schwingt unbekümmerter Humor mit, aber auch eine gewisse Düsternis, die nicht von irgendwo kommt. Teasdale hatte sich im Vorfeld des Albums nämlich eingängig mit Kulten beschäftigt und lässt diese nun in Artworks, Videos und Songs einfließen. Ein bisschen mysteriös wirkt das Duo also auch noch.

Indie-Rock, aber anders

Auf ihrem Debüt präsentieren Wet Leg uns nun eine wunderbare gemischte Tüte aus Sounds: “Chaise Longue” wummert vor Slacker-Gelassenheit vor sich hin, “Supermarkt” kreiert mit kratzigen Chören Pub-Stimmung und mit dem poppigen Ausflug von “Wet Dream” erinnern sie plötzlich an eine Hochglanz-Version von Dream Wife. Dabei sind die Texte stets mindestens so großartig wie die eingängigen Melodien – und stehen manchmal auch im Kontrast. “Angelica” etwa klingt nach unbekümmerten Tanz-Beats, bespricht inhaltlich jedoch die eigenen Sorgen: “I don’t know what I’m even doing here / I was told that there would be free beer”. Im Kontrast dazu wird es im ruhigen “I Don’t Wanna Get Out” plötzlich ungewohnt ernst: “It used to be so fun, now everything just feels dumb, I wish I could care.” Ansonsten dreht sich die Platte vor allem um unerfüllte Liebe – aber auf unterhaltsamste Weise. Texte wie “Yeah like a piece of shit you either sink or float” (“Piece Of Shit”) oder der überraschende Schrei in “Ur Mum” sind dann doch weniger Indie-Status-Quo als erwartet. Den Titel als spannendster Genre-Act des Jahres haben sich die beiden also definitiv verdient.

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