Es war schon irgendwie besonders, dieses Konzert in der Kantine Augsburg. Nicht nur, dass es der Tourauftakt der „bunt“-Tour von Folkshilfe war, sondern auch die Tatsache, dass man vor allem in der österreichischen Heimat der Band inzwischen eher selten die Gelegenheit haben dürfte, sie in einem 500er-Club spielen zu sehen. Während die Band im Vorfeld schon auf Social Media ihre Vorfreude äußerte und nach Wünschen für die Setlist fragte, spürte man auch in Augsburg bald die Vorfreude, als sich bereits vor der Club-Öffnung um 19:00 Uhr eine ansehnliche Schlange die Halderstraße runter bildete. Man wollte schließlich pünktlich da sein und sich einen guten Platz sichern – schließlich war der Beginn bereits auf 19:30 Uhr terminiert.
Es stellte sich schnell Club-Feeling ein, denn die Kantine hat keinen Graben, sodass man direkt an der Bühne steht. Schnell zur Garderobe, etwas zu trinken geholt und ab zur Bühne – wo es dann zwar doch erst um 20:00 Uhr losging, aber dafür auch direkt ohne Support mit Folkshilfe. Mit „Kummama“ eröffnete der Abend gut gelaunt, es war direkt Bewegung zu vernehmen – der Einstieg war gemacht. Als Florian Ritt die Menge begrüßte, scherzte er sympathischerweise: Da dies die erste Show sei, könne man, wenn es einem nicht so gefalle, später wiederkommen, denn zu Beginn der Tour würde man in der Setlist schauen, was nicht so gut funktioniert und es später ggf. anpassen. Überhaupt war es von Beginn an ein sehr sympathisches Auftreten der Band, die hier nicht nur einfach ein neues Album promotete, sondern Spaß an der Live-Präsenz hatte.
Die gerne mal als Quetschn-Synthi-Pop bezeichnete Musik der Band war dem Publikum wohl bekannt, wie man schnell merkte. „Najo eh“ offenbarte bereits eine gute Portion Textsicherheit, als dann an dritter Stelle mit „Weit weg“ der Schwenk zum neuen Album kam, war es vor allem im Chorus nicht anders. In „Weit weg“ spürte man auch gut, dass bei Folkshilfe zwar viel gute Laune mitschwingt, aber auch der Tiefgang nicht zu kurz kommen soll – so schwingt in den Zeilen „Die Wöd bewegt sie a ohne mi // I leg mi afoch wieder hi“ auch der Appell mit, sich einfach mal rauszunehmen und nicht immer nur zu funktionieren. Was zu einem späteren Zeitpunkt auch „Owa vom Gas“ noch einmal gut zeigt: „Und vertrau drauf // Ka Sau braucht no an Depp // Der ausm Oaweitsfluss neama auftaucht“ ist in der Hinsicht schließlich eine klare Ansage.
Überhaupt schaffen es Folkshilfe an diesem Abend gekonnt, gute Laune, Spielfreude und Konzerterlebnis mit einer gesunden Portion Nachdenklichkeit und Inhalt zu kombinieren. Ein Stück wie „Ohne di“ in Gedenken an von uns gegangene Menschen sowie der klare Appell daran, dass es keineswegs verwerflich ist, sich bei psychischen Problemen in Therapie zu begeben (in „Therapie“) zeigen das eindrücklich. Und doch wird auch das Leben gefeiert – auch das junge, wenn beispielsweise in den Ansagen das Vaterwerden und Vatersein gern mal thematisiert wird. Schließlich sind Folkshilfe auch bereits 14 Jahren gemeinsam unterwegs, in denen auch das Leben neben der Band nicht stillsteht. All das begegnet gut gelaunt und bietet immer wieder genug Platz zum Mitsingen, sowohl bereits bei den neuen Stücken als auch bei Klassikern wie „Maria Dolores“.
Kein Wunder also, dass die Band ohne eine Zugabe nicht gehen durfte und für „Seit a poa Tag“ plus „Karl & Resi“ noch einmal wiederkam, bevor sie zum Abschluss einfach noch einmal „Weit weg“ spielten (mit dem Detail, dass statt der Western-Gitarre diesmal die Gibson zum Einsatz kam). Die eingangs erwähnte Option, weitere Konzerte der Tour zu besuchen, falls es einem nicht gefallen sollte, kommt nach diesem Abend nicht zur Geltung. Der Gedanke, weitere Shows zu besuchen, entstand hier aus der Begeisterung. Die nicht nur durch das Konzert selbst, sondern auch durch die Fan-Nähe weiter geschürt wurde. Denn: Nach der Show gab es noch genug Gelegenheit, Fotos mit der Band zu machen und Autogramme zu sammeln. Ein starker Freitagabend!
Setlist:
01. Kummama
02. Najo eh
03. Weit weg
04. Verliebt
05. Hau di her
06. Owa vom Gas
07. Maria Dolores
08. Ohne di
09. Therapie
10. Mir laungts
11. Solo
12. Schritt für Schritt
13. Simone
14. Schena Mensch
15. Seit a poa Tag (Z)
16. Karl & Resi (Z)
17. Weit weg (Z)
Und so hört sich das an:
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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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