Rock am Ring, du geiles Stück! 40 Jahre auf dem Buckel und kein bisschen am Rosten. Zum 40. Jubiläum hat das Rockfestival in der Eifel ordentlich aufgetischt – mit Headlinern wie Slipknot oder Bring Me The Horizon und dem Who-is-who der aktuellen Rock- und Metalszene. PRK Dreamhaus-CEO Matt Schwarz und das Veranstalterteam haben sich nach einer 2023 Ausgabe, in der noch auf viel HipHop und Indie gesetzt wurde, darauf fokussiert wieder mehr harten Rock und Metal-Acts für Rock am Ring zu buchen. Mit großem Erfolg, denn die 2025er Ausgabe war mit 90.000 Fans bereits drei Monate im Vorraus restlos ausverkauft. Wir waren mit minutenmusik das gesamte Wochenende dabei – für Lucie war es die sechste und für Melvin die fünfte Ausgabe von Rock am Ring. Bevor wir uns in Detailtiefe mit den von uns gesehenen Künstler*innen beschäftigen, kommen hier zunächst unsere Highlights und Lowlights:
Highlights:
Eröffnung mit Farbbombe, Würfel-Screens an der Utopia-Stage und Mandora-Stage, Boston Manor, Kraftklub-Promo Action, Still Talk, House of Protection, Bühne mit Wasserfall bei Sleep Token, die Linkin Park-Ankündigung, Essensauswahl (nicht gerade die Preise), Northlane, vierte Bühne (nicht erwartet, aber ziemlich genial), Stimmung bei Slipknot, trotz überwiegend vollem Gelände wenig Engpass-Situationen, Awareness, Fun-Momente (Snapchat Filter) während Umbau im Wechsel mit Infos und Tour-Ankündigungen, Sehr guter Sound trotz starkem Wind am Nürburgring.
Lowlights:
das Wetter – ja es ist Rock am Ring, es gibt Regen, es ist mal kalt – aber dazu dieser gottlose Wind, Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys als zweiter Special Act, viele Spielzeiten wurden von den Bands nicht ausgenutzt, nicht sonderlich smart platziertes Riesenrad und “Shopping”-Stände, zu viele Raucher*innen, Aua Fuß (Lucie) und Aua Rippenprellung (Melvin), viele geschilderte organisatorische Probleme bei An- und Abreise, insbesondere aber bei den Öffnungszeiten für die Tagesparkplätze
Fun Facts: Von der Utopia-Stage bis zur Atmos-Stage sind es circa 1.5 km, das heißt bei schnellem Gang ohne großen Publikumsverkehr mindestens 20 Minuten, Von uns gespottet: Sänger Drew von Stray nutzte das weitläufige Gelände gleich mal für eine morgendliche Joggingrunde, das Feine Sahne Fischfilet-Überraschungskonzert auf dem Campingplatz B5 war eine schöne Überraschung on top für viele Festivalbesucher*innen.
Der erste Festivaltag
Electric Callboy – Raketenstart in die Jubiläumsausgabe
Als einer der beiden geheimen “Very Special Guests” eröffneten Electric Callboy am Freitag das 40. Rock am Ring – und das mit einer Energie, die sofort klarmachte: Dieses Wochenende wird wild. Schon im Vorfeld wurde spekuliert: Kraftklub? Die Toten Hosen? Ein internationaler Megastar? Doch als der Wind unter die Abdeckung wehte und eine kleine Ecke der Bassdrum freigab, ahnten die ersten, was kommt. Nach Countdown und Raketenstart mit Farbbomben kam die finale Bestätigung dann von Donots-Frontmann Ingo, der die Acts auf der Utopia-Stage ankündigte. Zur Eröffnung sogar begleitet vom Astronauten-Maskottchen. Und obwohl Electric Callboy darauf hin nicht – wie erhofft – mit „Spaceman“ begannen, lieferten die Jungs aus Castrop-Rauxel eine Eröffnungsshow, die das Infield sofort in ein Feierfeld verwandelte: Feuer, Konfetti, Spaß und absolute Publikumsnähe. Selbst wer mit der Band noch nicht ganz vertraut war, konnte bei “Everytime We Touch” laut mitsingen – oder bei “Hurrikan” im Disco-Fox-Modus tanzen. Übrigens sitzt nun der ehemalige Drummer von Sum 41 hinter dem Schlagzeug. Electric Callboy präsentierten zur Begeisterung des Publikums auch den Hit „Waiting“. So viel Chaos, so viel Unterhaltung, so viel Liebe zum Detail: Besser hätte man das Jubiläumswochenende kaum einläuten können. (Lucie)
House of Protection – die richtige Entscheidung am ersten Festivaltag
Special Act, House of Protection oder unpeople? Selten hat man die Qual der Wahl zwischen gleich drei Acts zum Festivalstart. Nach ein paar Songs und einem ersten erfrischenden San Miguel (endlich kein Warsteiner mehr bei Rock am Ring!) ging es zu House of Protection. Die Band gibt es erst seit letztem Jahr, seitdem sich Stephen Harrison und Aric Improta (beide ehemals Fever 333) zusammengetan haben und seitdem einen Hit nach dem anderen schreiben. Es dauerte genau einen Song bis Stephen Harrison mit seiner Gitarre im Publikum – mitten im Circle Pit stand. 45 Minuten Energie – von Anfang bis Ende – machten diesen Gig direkt zu einem Highlight des Wochenendes. So stellt man sich doch den Start in ein ereignisreiches Wochenende vor. (Melvin)
Roy Bianco & die Abbrunzanti Boys – Erst viele Fragezeichen, dann viele Schlagerstrudel
Der zweite Special Act war… nunja. Für manche ein Riesenspaß, für andere ein Riesen-Reinfall. Einmal vorweg: Wer ernsthaft erwartet hat, dass hier Linkin Park gleich auf die Bühne kommen, den müssen wir leider mit der finanziellen Realität konfrontieren. Aber ein bisschen mehr Überraschung als eine Band, die zwar zweifelsohne inzwischen richtig groß ist – vielleicht wenigstens eine deutsche Band, die viel Tradition mit Rock am Ring verbindet, wie bspw. die Sportfreunde Stiller oder die Donots – das hätte es schon sein dürfen. Schnell verließen einige den A-Bereich und wir waren dann doch überrascht, wie oft wir auf dem Gelände völlig verduzte Blicke und Fragen wahrnahmen. Einige hatten wohl tatsächlich noch nie etwas von den Italo-Schlagerstars gehört, obwohl diese seit einigen Jahren immer wieder in den Spotify-Charts landen und man in den letzten Sommern wohl kaum an „Bella Napoli“ vorbeigekommen ist. Wir haben uns der Flucht von der Utopia-Stage angeschlossen, konnten dabei aber beobachten, dass schließlich bei den ersten bekannteren Songs der flächendeckende Schlagerstrudel auch das Rock am Ring-Publikum erreicht hatte. Plötzlich waren in allen Bereichen, insbesondere auch im hinteren C-Bereich die Leute am Start, die richtig Bock auf Italo-Schlager hatten und feierten die Band. Genau so sollte es sein. (Melvin)
Survive Said The Prophet – zum ersten Mal in Deutschland
Der Nachmittag ging für uns an der Atmos-Stage weiter – der vierten Bühne die es in diesem Jahr zum ersten Mal (und vielleicht auch zum einzigen Mal – näheres ist noch nicht bekannt) gab. Diese hatte man weit vom eigentlichen Hauptgelände entfernt aufgestellt – quasi direkt neben dem Haupteingang. Ein weiter Weg, aber ehrlich gesagt ein ziemlich cooler Standort, der noch mehrfach an diesem Wochenende richtige Clubkonzert-Atmosphäre erzeugen sollte. Trotz des etwas abgelegenen Standortes war es vor der Bühne gut gefüllt als mit Survive Said The Prophet eine Band die Bühne betrat von der wir ehrlich gesagt vor der Buchung bei Rock am Ring noch nie etwas gehört haben. Aber Bands im Line Up entdecken, macht uns immer große Freude und so verschlug es uns zur Atmos-Stage, um den Japanern bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland zu lauschen. Die Stimmung war ausgelassen, ein tolles Nachmittagskonzert für uns und, wie wir lernen durften, waren viele Animefans vor der Bühne. Denn Survive Said The Prophet sind wohl insbesondere für ihre Soundtracks der gefeierten Anime-Serie Vinland Saga bekannt. Für uns war die recht aktuelle Single „State of Mind“ das Highlight des Auftritts.(Melvin)
Knocked Loose – die Hype-Band der Stunde
Zu Knocked Loose hat uns einzig die Neugierde geführt, musikalisch können wir damit nicht viel anfangen. Aber wenn es eine Band gibt, die seit einiger Zeit einen extremen Hype erlebt, dann ist es Knocked Loose. Die momentane Lieblingsband anderer Bands war als dritter Special Act in der Woche vor dem Festival angekündigt worden und man konnte beim Wandern übers Gelände schnell den Eindruck gewinnen, dass Knocked Loose für viele Besucher*innen das Highlight des Festivals waren. Von kaum einer anderen Band war so viel Merch zu sehen. Auf der Utopia-Stage durfte man nun erleben, wie harte Moshpits allerorts aufgingen und Fans die Band komplett abfeierten, während anderen das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand. Was zur Hölle passiert hier gerade? – Das haben sich wohl viele gedacht. Auch nach vielen Jahren Rock am Ring habe ich einen solchen Abriss, insbesondere zu früher Stunde, nicht erlebt. (Melvin)
LØLØ – Zwischen Pompoms, Pop-Punk und purem Spaß
Zugegeben: LØLØ war vielleicht einer der am wenigsten „metal“-mäßigen Acts auf der Atmos-Stage des Wochenendes, aber definitiv eine der charmantesten. Die kanadische Sängerin Lauren Mandel brachte mit ihrer Mischung aus Emo-Pop, Pop-Punk und I don’t care-Attitüde jede Menge Leichtigkeit ins Line-up. Ein bisschen cute, ein bisschen hot, ein bisschen Show – aber vor allem maximal relatable. Persönliche Texte, tanzbare Beats, Mitmach-Dancemove und Pompoms für die Crowd inklusive. Und selbst wenn man ihr Debütalbum „Falling for Robots and Wishing I Was One“ noch nicht auf dem Schirm hatte: Nach diesem Auftritt hat man’s sicher in eine Playlist aufgenommen. (Lucie)
Poppy – Im Rausch der Kontraste
Vor der Mandora-Stage wurde es voll – kein Wunder, denn Poppy zieht Publikum und Diskussionen gleichermaßen an. Ihr aktuelles Album “Negative Spaces” (2024), produziert von Jordan Fish (Ex-BMTH), landete zurecht in zahlreichen Jahresbestenlisten. Der Mann weiß, wie man Klangräume baut – und Poppy dekoriert sie mit einer ganz eigenen Vision. Live bleibt die Sängerin ganz in ihrer Rolle: kühl, kontrolliert, aber magnetisierend. Was auf dem Papier nach Genre-Overload klingt – von Electropop über Metalcore bis Dream Pop und Grunge – wird auf der Bühne zu einem faszinierenden Gesamtkonzept. Keine Richtung ist zu extrem, kein Einfluss zu abwegig. Und die Festivalbesucher*innen? Gingen mit. Tobten, tanzten, staunten – inmitten eines Sounds, der sich jeder Einordnung verweigert, aber genau deshalb so fesselt. (Lucie)
Soft Play – Punk, Provokation und pure Energie
Dass Soft Play (ehemals Slaves) live abreißen, ist bekannt. Und trotzdem schaffen es Isaac Holman (Drums, Vocals) und Laurie Vincent (Gitarre, Bass) jedes Mal aufs Neue, das Publikum völlig durchdrehen zu lassen. An der Orbit-Stage war die Stimmung – wie eigentlich bei jedem Act dort – entsprechend: hitzig, laut, wild – und absolut elektrisiert. Oberkörperfrei, schweißnass und mit einem Banner, das schlicht „Soft Cunts“ verkündete, setzte das britische Duo auf volle Konfrontation. Mittelfinger hoch, kein Blatt vor den Mund – Punk wie er sein soll: roh, politisch, provokant. Und das Publikum? Hatte einfach Bock. (Lucie)
Fjørt – eingeschworene Fangemeinde trifft auf Band mit klarer Haltung
Au hur! Die Kaiserstädter sind da – tausend Mal gesehen, tausend Mal wars gut. Und neben all den Neuentdeckungen ist es doch schön an der kleinsten Bühne auch mal eine Lieblingsband mitnehmen zu können. Zugegeben, ich habe Fjørt schon stärker gesehen – insbesondere aber in kleinen Clubs, was wohl nur sehr schwer zu vergleichen ist. Vor der Atmos-Stage hatte eine eingeschworene Fangemeinde, die meisten wohl schon seit vielen Jahren dabei, eine sehr gute Zeit. Positiv zu erwähnen ist tatsächlich, dass Fjørt eine der wenigen Bands am Wochenende war, die aus ihrer politischen Haltung gar keinen Hehl machen. Gut so, denn eine gewisse Apolitisierung ist schon feststellbar. Insbesondere viele US-amerikanische Acts sind inzwischen sehr vorsichtig, was sie auf der Bühne sagen. Das war zumindest so ein bisschen unser Eindruck an diesem Wochenende. Umso schöner, dass Fjørt bei ihrer Klarheit bleiben – gemeinsam die Wut herauszuschreien über die aktuelle Weltlage tut jedenfalls gut. (Melvin)
A Day To Remember – feinster Post-Hardcore oder ist das schon College-Rock?
Munter ging es langsam in die Abendstunden des ersten Festivaltages. Mit A Day To Remember stand eine Band auf der Bühne, auf der sich nahezu alle einigen können – entsprechend voll war es inzwischen auch vor der Utopia. A Day To Remember haben viele von uns dem Post-Hardcore näher gebracht, es selbst aber nie ganz oben auf die Festivalplakate geschafft. Wir sind uns sicher: Das wird auch nicht mehr kommen, aber die Position als Co-Co-Headliner ist schon verdient. A Day To Remember haben sich ordentlich ins Zeug gelegt und eine gute Mischung aus alten Hits und Songs vom neuen Album, das nach einigen mittelmäßigen Releases, wieder ziemlich gut rezipiert wurde. Die Band hatte auf jeden Fall beste Laune und hatte neben ihrer Musik auch jede Menge Konfetti, Gratis-Tshirts, die in die Menge geschossen wurden, Bälle sowie Klopapierrollen (?) mitgebracht. Das Publikum war also ordentlich beschäftigt. (Melvin)
Biffy Clyro – Perlen vor die Säue
Mindestens einmal pro Rock am Ring-Edition brauchen wir eine „Perlen vor die Säue“-Debatte. Denn das Rock am Ring-Gelände ist legendär und gefällt uns unheimlich gut (Übrigens: Seltener waren wir dankbarer für Asphalt als an diesem Wochenende), aber die Utopia-Stage mit ihrer abgetrennten Bereichen A, B und C, wovon die ersteren beiden nur über ein Ampelsystem auf der Start-Ziel-Gerade befüllt werden, hat so ihre Tücken. Wer seine Lieblingsband vorne sehen will, muss sich anstellen und hoffen, dass im A oder B-Bereich noch Platz ist. Es gab schon Jahre in denen waren die beiden Bereiche noch vor der ersten Band geschlossen. Durch kluge Timetables haben die Veranstalter diese Situation in den letzten Jahren besser gelöst – nichtsdestotrotz wird es spätetens ab der vorletzten Band immer relativ voll in den vorderen Bereichen. Und ab dann warten die meisten vorne nur noch auf den Headliner, was leider sehr häufig dazu führt, dass der Co-Head, sollte er nicht genauestens die gleiche Zielgruppe ansprechen mit einem sehr lahmen Publikum leben muss. So auch in diesem Jahr bei Biffy Clyro, die musikalisch und von der Setlist eine überragende Show spielten, nur nicht für dieses Publikum. Andererseits heißt Rock am Ring auch: Du musst nur lange genug suchen, bis du die feierende Bubble findest. Schlechte Stimmung in A? Ziehen wir weiter in den B Bereich. Schlechte Stimmung in B? Dann gucken wir noch weiter hinten. Und siehe da, schon hatten wir angeheiterte Briten im C-Bereich getroffen, die jeden Song kannten und lautstark mitsangen. So wurde das Konzert doch noch ein echtes Highlight. Biffy fucking Clyro haben inzwischen auch so unglaublich viele Hits, dass es einfach nur Freude macht den drei Briten zu lauschen und mitzugröhlen. (Melvin)
Bring Me The Horizon – Headliner mit Haken
Seit der Festivalsaison 2022 arbeitet Bring Me The Horizon auf genau diesen Moment hin: Headliner-Spot bei einem der größten Festivals Europas. Die Showproduktion wuchs von Jahr zu Jahr, erreichte 2023 ein beeindruckendes Maximum – und setzte damit die Latte extrem hoch. Die Erwartungen für Rock am Ring waren entsprechend – zumal zwei Tage zuvor in Köln viele Fans enttäuscht zurückblieben: Tickets für knapp 100 €, doch das Set war mit nicht einmal 90 Minuten deutlich kürzer als erwartet, die Inszenierung zurückgefahren. Für viele fühlte sich der Abend eher wie ein Warm-up als eine eigene Show an. Am Nürburgring dann zunächst ein echter Paukenschlag: Kurz vor Auftritt von BMTH wurden Linkin Park als Headliner für 2026 angekündigt – inklusive Feuerwerk über dem Festivalgelände. Die Aufregung in der Menge war riesig. Danach aber: Warten. Der Rammstein-Einspieler in der Pre-Show-Playlist sorgte für skeptische Blicke, während sich der diesjährige Headliner Zeit ließ. Als es endlich losging, zündete die Produktion alle Register: Flammen, Laser, massive Visuals, Feuerwerk, Konfetti. Musikalisch wurde technisch einwandfrei abgeliefert: Oli Sykes stimmlich stark, die Band tight, der Sound sauber abgemischt. Dennoch ließ die Song-Auswahl Luft nach oben. Nur 16 Songs, darunter das etwas deplatzierte Wonderwall-Cover und ein “Fan-Feature” bei “Antivist” – angesichts der ohnehin nicht ausgenutzten Spielzeit eher grenzwertig. Auch die vielen Einspieler wirkten trotz dramatischer Wirkung teils wie Stimmungskiller. Bring Me The Horizon lieferten eine krasse Show mit gewaltiger Inszenierung – aber die Headliner-Magie zündete nur stellenweise. Die Messlatte lag hoch, die Erwartungen noch höher. Vielleicht das nächste Mal mit weniger zynischen Publikumsansprachen – und mehr Songs. (Lucie)
Boston Manor – laut und herzlich, auch weit nach eigentlicher Schlafenszeit
Der Weg von der ersten Reihe bei Bring Me The Horizon auf der Utopia zur Atmos-Stage war lang – 1,5 Kilometer über das Festivalgelände, müde Beine, schmerzende Füße. Aber das Timing passte: Noch war nicht viel los, Platz genug vor der kleinsten Bühne. Die Band baut auf, schaut skeptisch – doch Boston Manor sollten nicht enttäuscht werden. Weit nach eigentlicher Bettzeit stand das englische Quintett als Headliner auf der Bühne und lieferte ein fantastisches Set zum Tagesabschluss. Der Platz füllte sich, immer mehr Menschen fanden ihren Weg zur Bühne – und trotz Müdigkeit und garantiertem Muskelkater wurde noch einmal alles gegeben. Mit ehrlichen Ansagen, sichtbarer Dankbarkeit und einer ordentlichen Prise Selbstironie spielten sich Boston Manor in die Herzen des späten Publikums. Musikalisch mal heavy, aber immer herzlich – ein Abschluss voller Energie. Wer den Festivaltag mit Spaß, Schweiß und ehrlicher Musik ausklingen lassen wollte, war hier genau richtig. So ging es glücklich in die Nacht. (Lucie)
Unser Reel vom ersten Festivaltag
Der zweite Festivaltag
Still Talk – Süß, laut, lokal
Still Talk? Unsere Neuentdeckung aus – Moment mal, Köln? Tatsächlich. Und die Locals klingen alles andere als klein. Emotionaler Pop-Punk mit Herz und Haltung, verpackt in charmantes Chaos. Auf der Orbit-Stage eröffneten die Süßmäuse den Festival-Samstag. Die fünf Musiker*innen waren sichtlich überwältigt, wie viele Menschen so früh schon am Start waren. Sympathisch, nahbar, tanzbar. Gemeinsam wurde in den Tag gesprungen und gefühlt. Ein Auftritt, der hängen bleibt. Wer’s verpasst hat: Reinhören lohnt sich, das Debütalbum “St. Banger” macht seinem Namen alle Ehre. (Lucie)
Nothing More – Wenn Musik golden schimmert
Mit schwarzem (digital animiertem) Backdrop und goldener Schrift setzte Nothing More nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein starkes Statement. Die Instrumente und die Körperbemalung von Frontmann Jonny Hawkins waren perfekt auf das Konzept abgestimmt – minimalistisch, kraftvoll, durchdacht. Barfuß rockte der Sänger über die Bühne und lieferte mit seiner Band ein energiegeladenes Alternative-Metal-Set, das sich sehen und hören lassen konnte. Pünktlich zum Auftritt brach die Sonne durch – und ließ das Gold aufleuchten. Ein stimmiger Opener auf der Utopia-Stage. (Lucie)
Imminence – richtig gepackt hat es uns nicht
Auf dem Weg über das Gelände haben wir ein paar Songs von Imminence noch mitgenommen. Es ist cool, dass der Leadsänger gleichzeitig Geige spielt, aber musikalisch hat uns die Band nie so richtig gepackt. Weder auf Platte noch live. (Melvin)
Kraftklub – Große Geste auf kleinstem Raum
Ganz überraschend war es nicht: Seit Freitag hing das riesige „Sterben in Karl-Marx-Stadt“-Schild samt Countdown gut sichtbar über dem Gelände. Kurz nachgerechnet war klar – Samstag, 18:05 Uhr, passiert was. Was dann abging, übertraf aber doch alle Erwartungen: Kraftklub spielten nicht auf einer der großen Bühnen, sondern auf einer winzigen, kaum erkennbaren Fläche gegenüber der Mandora-Stage. Alles abgedeckt, nur notdürftig vor dem Regen geschützt – Pavillon statt Festivalbühne. 15 Minuten. Drei Songs. Kein Platz für Show, aber für maximale Wirkung. Das vielleicht intensivste Kraftklub-Set, das Rock am Ring je erlebt hat – eine nahbare Performance und grandiose Promo für das kommende Album. Als das Gelände noch Minuten nach dem letzten Ton „Schief in jedem Chor“ sang, war klar: Für diesen Moment hat sich alles gelohnt. (Lucie)
Spiritbox – beeindruckende Show, beeindrucke Visuals
Mit Spiritbox hatte Rock am Ring 2025 eine weitere Band im Line Up, die in den letzten Jahren zu den aufstrebendsten Künstler*innen der Rock- und Metalwelt gehören. Courtney LaPlante gehört wohl zu einer der eindrucksvollsten Stimmen aktuell. Mitgebracht hatten Spiritbox eine super aufwendige Lichtshow bzw. umfangreiche Visuals, bei denen man fast schon bedauern konnte, dass die Band nicht im Dunkeln auftrat. Wobei es verhältnismäßig dunkel wurde – denn mit Spiritbox kam der Regen, der den Festivalsamstag für die meisten deutlich unangenehmer machte. Nichtsdestotrotz wurde die Band ordentlich gefeiert und hat sich diesen schon recht hohen Slot definitiv verdient. (Melvin)
Northlane – Futuristischer Metal auf der Orbit-Stage
Geisteskrank gut. Northlane verschmelzen elektronische Beats mit modernem Metal und liefern dazu Vocals, die unter die Haut gehen. Die Visuals auf dem Screen der Orbit-Stage waren durchdacht und intensiv – genauso wie die Energie vor der Bühne. Auch wenn einige Fans den alten Songs nostalgisch hinterhertrauern, muss man neidlos anerkennen: Die neue Ära funktioniert live mehr als nur gut. Es bockt so richtig. Nur schade, dass es noch hell war – im Dunkeln wäre das Ganze vermutlich komplett eskaliert. Und als es gerade so richtig Fahrt aufnahm, war das 45-Minuten-Set auch schon wieder vorbei. Viel zu schnell. (Lucie)
In Flames – endlich mal live gesehen, leider mit enttäuschender Setlist
Dass In Flames eine der Metalcore-Bands sind, die ich noch nie live gesehen habe, kann man auch wieder niemanden erklären. Ist aber so, hat einfach nie gepasst. Da ich mich in den letzten Jahren auch intensiver mit den Schweden befasst habe und dadurch einige Songs kenne, habe ich mich über diese Bestätigung gefreut. Vor der Mandora-Stage war es dann auch gut gefüllt, gleichzeitig kam aber auch gut recht weit nach vorne. So hatte ich schnell eine Gruppe gefunden, die recht textsicher war und den Auftritt genoss. Leider gehörte der Auftritt von In Flames aber doch zu denen, die wohl recht tschnell wieder in Vergessenheit geraten werden. Eine wirkliche Enttäuschung war es nicht, aber der Regenschauer einige Stunden zuvor steckte noch in den Knochen, die Show kam nicht so richtig bei mir an und auch die Setlist sorgte für mich persönlich ein wenig für Enttäuschung. Hier fehlten dann doch einige Songs, über die ich mich sehr gefreut hätte. (Melvin)
SiM – Schlammige Angelegenheit, glasklarer Auftritt
Große Träume auf kleiner Bühne: Die japanische Band SiM machte auf der Atmos-Stage klar, wo sie hinwill – hoch auf die Utopia-Stage. Momentan noch kaum lesbar auf dem Festival-Merch, aber live ein klares Statement: Hier passiert was. Mit ihrer eigenwilligen, aber packenden Mischung aus Metal und Reggae brachten sie selbst die matschigste Ecke des Infields in Bewegung. Moshpits, Circle Pits, ausgelassene Energie – das Publikum ließ sich mitreißen. Spätestens beim Attack on Titan-Opener „The Rumbling“ war klar: Dieser Sound funktioniert live verdammt gut. Und SiM? Definitiv bereit für größere Bühnen. (Lucie)
Slipknot – Corey Taylor & Co. heizen hunderttausenden Maggots ein
Slipknot steht schon ewig auf unserer Liste. So lange, dass es fast schon absurd ist, dass die Band bis heute nicht live gesehen wurde. Nun war es aber endlich an der Zeit. Und was für eine Show das war. Slipknot sind definitiv Headliner-Level und füllten diesen Slot sehr gut aus. Auch wenn wir das auf Platte in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv verfolgt haben, man kennt eigentlich fast alle Songs – die größten Hits sind schließlich immer noch aus den Anfangsjahren. Dazu gab es übrigens auch die größten und wildesten Pits (von denen Oli Sykes aktuell nur träumt). Slipknot mussten die Festivalshows an diesem Wochenende ohne Clown spielen, der aus familiären Gründen in den USA geblieben war. Das war zwar ein kleiner Wehmutstropfen, tat der Show insgesamt aber keinen Abbruch. Bei so vielen Bandmembern ist immer ordentlich Action auf der Bühne geboten und so verging das Set ziemlich schnell. Allerdings spielten auch Slipknot, ebenso wie Bring Me The Horizon, ein deutlich kürzeres Set als angekündigt. (Melvin)
Turbostaat – am Ende regnet’s dann
Und dann der perfekte Tagesabschluss. Alles voller Matsch vor der Atmos-Stage, der Wettergott versorgte uns alle nochmal mit ordentlich Wasser von oben und wenige hunderte, hartgesottene Festivalbesucher*innen hielten zur späten Stunde durch. Obwohl ich Turbostaat inzwischen schon zweistellig gesehen habe, wird mir dieses Konzert sicher in Erinnerung bleiben. Es war natürlich etwas schade für die Band, in einer lauen Sommernacht wären sicherlich noch mehr Zuschauer*innen vor der Bühne gewesen, aber der Regen, der Matsch – all das, hat dieses Konzert atmosphärisch gemacht. Turbostaat haben ein wenig mit den Festivalbesucher*innen an diesem Wochenende gelitten, zusätzlich aber auch ein tolles Set gespielt. Diese Band ist eine grandiose Liveband, egal wie groß oder klein das Festival ist, ob es ein Hallen oder Open Air Konzert ist. Ich würde mir diese Band ohne zu Zögern noch hunderte Male anschauen. (Melvin)
Unser Reel vom zweiten Festivaltag
Der dritte Festivaltag
Dead Poet Society – unsere Entdeckung im Vorfeld
Dead Poet Society waren wohl die Band, die man als größte Entdeckung vor dem Festival bezeichnen könnte. Schöner cleaner Rock aus Los Angeles, definitiv eine Weiterempfehlung für alle Fans von Nothing But Thieves. Leider fing das eh schon recht kurz angesetzte Konzert etwas später an und war dann noch kürzer, da ein kurzer aber heftiger Regenschauer wohl einen Teil der Bühne so getroffen hatte, das das eine oder andere Kabel noch einmal ausgetauscht werden musste. Als Dead Poet Society dann die Bühne aber betraten, kam sogar die Sonne raus, was natürlich wunderbar zum Sound der Band passte. Auch wenn noch nicht viele Festivalbesucher*innen den Weg zur Utopia-Stage so früh am Tag gefunden hatten, die die dort waren, erlebten auch an Tag 3 einen super Start in einen musikalischen Tag. (Melvin)
Polaris – keinerlei Müdigkeit nach drei Tagen Festival
Der dritte Festivaltag hat ja immer so seine Tücken. Die Füße schmerzen, die Müdigkeit ist ausgeprägt, viele Festivalbesucher*innen haben an den Tagen zuvor irgendwann mal einen über den Durst getrunken oder zu exzessiv gefeiert. Aber bei der Metalcore-Band Polaris aus dem fernen Australien war von dieser Müdigkeit absolut gar nichts zu spüren. Was wir hier live erleben konnten, war nicht nur eine feuer- und energiegeladene Show, Frontmann Jamie Hails hat einfach eine extrem starke Präsenz auf der Bühne, sondern auch einen der größten Moshpits des Wochenendes. Statt Festival-Müdigkeit sah es hier eher so aus als hätte ein erheblicher Teil der Metalcore-Fans vor der Bühne entschieden jetzt noch einmal alle Reserven rauszuholen, um auch den Festivalsonntag legendär zu machen. (Melvin)
I See Stars – Comeback mit Sternenstaub
„Ach, die gibt’s noch?“ – ein Satz, der bei Entdeckung von I See Stars im Rock am Ring Line Up wohl öfter fiel. Für viele war die Post-Hardcore-Band fester Bestandteil der eigenen Emo-Phase. Die Gruppe aus den USA sind Pioniere, was die Mischung aus Rock und Elektro angeht. Nach ihrem letzten Album „Treehouse“ 2016 wurde es still – jedenfalls in Europa. Erst im vergangenen Winter kehrten sie nach ganzen elf Jahren erstmals zurück nach Deutschland. Seit 2023 veröffentlicht die Band wieder neue Musik, ein Album ist für August angekündigt. Auf der Orbit-Stage zeigten sie sich elektrisierend, laut und voller Energie. Nostalgie trifft Aufbruchsstimmung – ein Wiedersehen, das sich gelohnt hat. (Lucie)
Amira Elfeky
Vor wenigen Wochen hat mir Spotify den Song “Forever Overdose” von Amira Elfeky in irgendeine Playlist geworfen. Fand ich sofort super und freute mich dann als ich beim Studieren des Timetables feststellte, dass diese mir zuvor gänzlich unbekanntere Künstlerin, ja auch bei Rock am Ring spielt. Ein Nachmittagsslot auf der gemütlichen Orbit-Stage ohne eine Überschneidung mit anderen Bands, die ich sehen wollte – das klang doch perfekt. Perfekt war es vielleicht nicht, dafür hätte ich eventuell auch mehr Songs kennen müssen, aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht hier dabei zu sein und einer aufstrebenden Künstlerin zu lauschen, die eine beeindruckende Stimmung hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn Amira Elfeky, die mit ihrem Auftreten und ihrer Stimme an Amy Lee von Evanescence erinnert, eine steile Karriere hinlegt. (Melvin)
Beatsteaks – Sonne, Haltung und Hits
Nach dem Camp-Abbau nochmal rein ins Infield. Für viele Festivalbesucher*innen war der Auftritt der Beatsteaks der Grund nochmal die Beine in die Hand zu nehmen. Und das lohnte sich: Das Gelände füllte sich überraschend schnell, die Sonne strahlte und die Berliner Band lieferte wie gewohnt ab. Seit 30 Jahren unterwegs, immer noch voller Energie und Haltung – mitspringen, mitgrölen, mitfühlen. „Der ganze Ring hasst die AfD!“ hallte es über das Gelände. Die Beatsteaks? Einfach immer eine gute Idee auf Festivals. (Lucie)
The Ghost Inside – brutal, brutaler, The Ghost Inside
Auf der Mandora-Stage ging es weiter mit Metalcore. Ich bin fast geneigt alles, was ich über Polaris geschrieben habe, hier einfach noch einmal hinzukopieren. Es war wirklich beeindruckend, wie viel Energie die Menge noch hatte. Bei The Ghost Inside war das ebenso spürbar, ständig gingen Pits auf, ständig wurde gecrowdsurft – ein wildes Chaos vor der Bühne, im positivsten Sinne. The Ghost Inside gefallen mir musikalisch immer noch gut, auch wenn ich nicht mehr so ein großer Fan wie früher bin, es ist schon irgendwo auch eine relativ stumpfe Art von Metalcore, die so richtige Auflockerung nur durch die grandiosen Cleangesänge erfährt. Auf der anderen Seite sind gerade die Breakdowns von The Ghost Inside aber dermaßen brutal, dass man sich jedes Mal aufs Neue fragt: Wie können die denn jetzt schon wieder einen noch heftigeren Breakdown geschrieben haben? Das funktioniert natürlich live entsprechend gut und ist eine große Freude für alle Moshpit-Freunde, die hier theoretisch das gesamte Set über in Bewegung bleiben konnten. (Melvin)
Korn – Jonathan Davis kann es immer noch
Sind Korn ein akzeptabler Headliner für Rock am Ring? Da streiten sich die Geister. Definitiv sind sie absolute Vorreiter des Nu Metals, der unzählige erfolgreiche Bands hervorgebracht hat. Mit 12 Millionen Spotify-Hörern monatlich kann man wohl definitiv von absoluten Superstars sprechen. Ob Korn nun als Headliner akzeptabel sind, muss am Ende jede*r Festivalbesucher*in mit seinem Ticketkauf und/oder seiner Präsenz vor der Bühne entscheiden. Was wir allerdings beurteilen können, ist die Show an sich – und die war sehr sehr gut. Über Jonathan Davis gab es schon vor mehr als 10 Jahren Geschichten über Sauerstoffgeräte hinter der Bühne, seine nachlassende Live-Performance usw. Wir fragen uns ehrlich gesagt, was aus diesen Berichten geworden ist, denn Jonathan Davis kann es immer noch. Ihm war absolut keine Müdigkeit anzumerken, seine Stimme klang stark und auch die Energie auf der Bühne ist immer noch vorhanden. Der letzte Punkt lässt sich auch auf alle anderen Bandmitglieder übertragen. Besonders Drummer Ray Luzier bei der Arbeit zuzusehen, ist immer wieder eine absolute Freude, hat er doch ein sehr eigenes Schlagzeugspiel, das seinesgleichen sucht. Auch bei Korn ist die große Hitdichte wieder einmal erwähnenswert – ebenso hatte die Band aber eine fantastische Lasershow und auch jede Menge Feuer auf den Soundtürmen vor der Utopia-Stage mitgebracht. Uns hat das jedenfalls sehr glücklich gemacht. (Melvin)
Stray From The Path – Letzte Runde mit Vollgas
Stray From The Path läuten ihren letzten Festival-Sommer ein – und der wird noch mal ordentlich gefeiert. Das aktuelle Album Clockworked markiert das Ende der Bandgeschihte des Quartetts aus New York. Vor der Orbit-Stage gibt das Publikum wie gewohnt alles: Circle Pit um den mittleren Wellenbrecher inklusive. Sänger Drew joggte mittags noch übers Infield, abends folgte das nächste Workout auf der Bühne: High-Kicks, coole Moves, kompromisslose Songs. Eine grandiose Live-Band, die leider mit Sleep Token clashten. Aber im Herbst gibt’s nochmal eine letzte Chance bei der finalen Europa-Tour! (Lucie)
Sleep Token – Träume fallen wie Blütenblätter
Sleep Token – eine Hype-Band über die viel diskutiert wird. Ausverkaufte Touren, rapide wachsende Locations bis hin zu Arenen: Die Nachfrage ist gewaltig. Wer dahintersteckt? Das soll im Verborgenen bleiben. Vier Musiker, stets maskiert, Namen unbekannt. Im Mittelpunkt steht allein die Kunst. Zum späten Abschluss auf der Mandora-Stage tauchte die Band das Gelände in eine andere Welt. Ein Vorhang verbarg die Bühne – völlige Dunkelheit. Dann fiel der Stoff, und das Staunen begann: eine felsige Kulisse mit mehreren Ebenen, fließendem Wasserfall und einem scheinbar endlosen Fall von Blütenblättern. Keine Ablenkung durch Branding oder Lichtwerbung – nur dieser eine Moment, nur diese Welt. Musikalisch bewegten sich Sleep Token durch ihre genreübergreifende Klanglandschaft – irgendwo zwischen Metal, Ambient, Pop, Soul und elektronischen Elementen. Und das in beeindruckender technischer Qualität: Der Sound war exzellent abgemischt, klar, intensiv und perfekt auf die Atmosphäre abgestimmt. Im Zentrum: Sänger Vessel, der sich mit seinem ganz eigenen Tanzstil über die Bühne bewegte – ein merkwürdig anmutendes Hüpfen, begleitet von fast zeremoniellen Handgesten. Ulkig? Vielleicht. Aber vor allem: stimmig. Wie alles an diesem Projekt, das sich jeder Schublade entzieht. Bis 2:30 Uhr in der Nacht hielt Sleep Token das Publikum trotz bitterer Kälte in ihrem Bann. Ein Auftritt, der tief berührte, einem warm ums Herzen werden ließ. Mächtige Töne und kraftvolle Poesie verhalfen dem Publikum zum Träumen. Und vielleicht genau deshalb: der magischste Moment bei Rock am Ring. (Lucie)
Unser Reel vom dritten Festivaltag
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir haben wieder einmal sehr viel Spaß gehabt bei Rock am Ring 2025 und freuen uns schon sehr auf die nächste Ausgabe. Wir konnten unzählige Bands zum wiederholten Male sehen, es war aber auch jede Menge Neues dabei. Besonders positiv zu erwähnen, sind noch einmal die gigantischen Würfel-Screens – das war schon sehr genial und hat gerade den C-Bereich an der Utopia-Stage sowie die hinteren Bereiche an der Mandora-Stage aufgewertet. Bei vielen Ringausgaben gab es großen Ärger darüber, dass man hinten gar nichts mitbekommt – nicht nur die Sicht über die Würfel-Screens, sondern auch der Sound waren, bei diesen Windverhältnissen extrem gut. Und gerade das ist ja keine Nebensächlichkeit bei einem Musikfestival.
Die nächste Ausgabe: Linkin Park sind Headliner bei Rock am Ring 2026
Die gelungene Ankündigung, dass Linkin Park der erste Headliner für 2026 sein werden, hat sich schon jetzt für das Veranstalterteam rund um PRK Dreamhaus gelohnt – denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels sind für Rock am Ring 2026 bereits mehr als 50.000 Tickets verkauft. Rock am Ring 2026 findet vom 5.-7. Juni 2026 statt. Tickets in der inzwischen vierten Preisstufe erhältst du hier – sowie alle weiteren Informationen auf der Website von Rock am Ring.
Unsere Fotos vom Festivalwochenende
Beitragsbilder von Lucie und Melvin.
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