„What do you stand for?“. The Ghost Inside stellten diese Frage bereits 2010 im Song „Between The Lines“. Die kalifornische Hardcore-Band selbst jedenfalls steht für ihre Fans für Stärke und Hoffnung. Besonders Zeilen wie „Life’s swinging hard, but I’m swinging harder“ aus dem Song „Mercy“ des letzten Albums „Dear Youth” (2014) wurden zu einer Art Vermächtnis. Nach dem tragischen Unfall, den The Ghost Inside 2015 hatte, stellten sich die fünf Bandmitglieder selber die Eingangsfrage. Können Sie ihrem Vermächtnis gerecht werden? Oder verbindet die Szene die Band nur noch mit dem Unfall?
Viele alte The Ghost Inside Lieder könnten rein inhaltlich bereits aus der Zeit nach dem Unfall stammen. Songs wie „The Great Unknown“ aus „Get What We Give” von 2012, „My Endnote“ aus dem letzten Album „Dear Youth” (2014) oder auch „Chrono“ aus dem 2010 erschienen „Returners” behandeln schon Themen wie Zusammenhalt, Reflektion und die antreibende Kraft der Musik. Auch wenn die Texte eher philosophischen Ursprungs waren, wurden sie nach dem Unglück erst recht autobiografisch. Die Band verstand es schon immer musikalisch an schwierige Lebenssituationen, seien es persönliche oder beobachtete, heranzugehen.
Genau so packte die Band auch das neue Album an. Für das Quintett bedeutet das erneute Songwriting eine neue Hoffnung. Es geht um ihre Reise und ihre Entwicklung. Die Platte soll sich aber nicht um diesen einen katastrophalen Tag des Unfalls drehen. Letztendlich folgt der fünfte Longplayer also denselben Weg, den The Ghost Inside bereits mit ihren letzten Alben gewählt haben: Die Lyrics sollen Hoffnung für Menschen bringen, die sich in irgendeiner Weise ausgestoßen und allein fühlen. Weil diese antreibende Hoffnung genau das ist, was Fans mit der Band verbinden, trägt das Album zurecht den Namen „The Ghost Inside“.
Nicht alle der 11 Lieder schrieben die Jungs erst kürzlich. Einige stammen schon aus der Zeit kurz nach „Dear Youth“. Es lässt sich sowohl musikalisch als auch textlich jedoch kaum differenzieren, welche Tracks neu und welche älter sind. Auch wenn „Aftermath“ ganz eindeutig geschrieben worden zu sein scheint, nachdem The Ghost Inside wieder zurück zur Musik fanden, erklärt Frontmann Jonathan, dass er bereits vor fünf Jahren Texte über „the ‚aftermath‘ of a major event“ geschrieben hatte. „Still Alive“ ist der einzige Titel, der bewusst den Unfall behandelt. Insbesondere betont die Band hier, dass sie sich nicht durch dieses Unglück unterkriegen lässt. Übrigens haben alle fünf Band- und auch alle fünf überlebenden Crewmitglieder für diesen Song den Chorus eingesungen.
Sind viele Texte nicht unbedingt einfach zu verarbeiten, macht es die Band ihren Fans dafür jedoch leicht zuzuhören: Die Musik ist eingängig und ergreifend. Besonders die Drums von Andrew Tkaczyk lassen den Zuhörer nicht mehr los. Musikalisch erfinden The Ghost Inside das Genre zwar nicht neu, schauen aber gekonnt über den Tellerrand und stellen dadurch einen abwechslungsreichen Mix zusammen.
Der Großteil der Songs ist wie gewohnt hart. Einfach gehaltene, fette Riffs gespickt mit eingängigen Melodien verleihen dem Album die besondere „The Ghost Inside-Note“. Eine gute Portion heftiger Breakdowns darf dabei natürlich nicht fehlen. Durchbrochen wird der klassische Hardcore wie auch auf den beiden Vorgänger-Alben auf einigen Songs durch den klaren Hintergrund-Gesang vom A Day To Remember Sänger Jeremy McKinnon. Außerdem zeigen die Jungs mit „Unseen“ auch mal eine ruhigere Seite und „Begin Again“ kommt sogar ziemlich freundlich daher. Insgesamt ist das Album außerdem sehr gut produziert und entgegen des Klischees klingt der Hardcore hier in keinster Weise stumpf.
The Ghost Inside ist es gelungen ihrem Vermächtnis gerecht zu werden: Life’s swinging hard. But they’re swinging harder! Es ist nicht der Unfall der die Band definiert, sondern die Entschlossenheit weiterhin für das zu stehen, für das ihre Fans sie schon immer lieben.
Die aktuellen Ereignisse um die Trennung der Band vom Bassisten Jim Riley erreichten die Autorin erst nach der Verfassung des Textes und wurden unberücksicht gelassen. Ein Statemant der Band ist auf den sozialen Medien zu finden.
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