München konnte sich an diesem Abend geehrt fühlen und zugleich stolz auf seinen guten Geschmack verweisen: Der Auftritt im Volkstheater war der einzige Deutschland-Stopp der Unplugged-Tour von Folkshilfe – und dieser war standesgemäß ausverkauft. Es hatte alles einen gediegenen Charme: Die riesige Bühne, der stimmungsvolle Aufbau, das Theater… Hier war viel Raum zur Entfaltung, es war etwas Besonderes, und man spürte, dass es anders werden würde als sonst, dass einiges zu erwarten war – im positiven Sinne natürlich. Folkshilfe blieb Folkshilfe, mit Spaß an der Sache und zugleich mit einer „Message“.
Nachdem mehrfach – ganz theaterlike – der Gong ertönte und alle ihre Plätze eingenommen hatten, war es pünktlich um 20 Uhr so weit. Mit „Wanderer“ eröffneten sie den Abend und begeisterten in ihrer Septett-Besetzung: Neben dem Trio waren auch ein Bassist, zwei Violinisten und eine Keyboarderin dabei (die im weiteren Verlauf des Abends auch mal zur Gitarre und zum Mikrofon griff). Die folgende Begrüßung zeigte die Band ebenfalls erfreut über den ausverkauften Abend; ein kurzer Gag über das Wort „bestuhlt“ folgte, vor allem aber auch das, was zuvor mit „Message“ angedeutet wurde: Vor „Najo eh“ betonte die Band die Vielseitigkeit dieses Ausdrucks. Er könne positiv gemeint sein, aber auch Dinge kommentieren, die einem nicht gefallen, wie beispielsweise der Ausgang der jüngst stattgefundenen Nationalratswahl in Österreich.
Bis zur Pause bot das Programm eine abwechslungsreiche Mischung aus Uptempo-Nummern wie „Wir heben heid o“, ruhigeren Momenten wie „Owa vom Gas“ und Raum zur Entfaltung. Der bei „Owa vom Gas“ eingeführte Reggae-Vibe setzte sich in „Maria Dolores“ fort. Bass, Violinen und Sänger Florian Ritt mit seiner Harmonika nutzten den Vibe für ausgedehnte Solo-Passagen. Die Band zeigte sich begeistert vom Münchner Publikum, das es verstand, selbstständig auf 2 und 4 zu klatschen. Bei all den Improvisationen und Ansagen wunderte es dann nach den gefühlvollen Stücken „Mama“ und „Dengmase“ kaum, dass zwar bereits über eine Stunde vergangen war, aber „nur“ neun Stücke gespielt worden waren.
Ein besonderer Moment war direkt nach der Pause die Darbietung von „Loss da helfn“. Nicht nur als Statement, das das Lied ohnehin ist, sondern vor allem in der rein weiblich besetzten Darbietung mit zwei Violinen und Gesang. Mit Gänsehaut ging es los, mit „Hau di her“ dann wieder mit mehr Schwung. Es blieb abwechslungsreich bis zum großen Finale: einem Medley, das von „Seit a poa Tag“ zu „Karl und Resi“ überleitete. In der XXL-Version stellte es die Band vor, bedankte sich bei der Crew der Band und beim Team des Volkstheaters, um dann noch einmal zu „Karl und Resi“ zurückzukehren. Dazu, dass natürlich auch Karl einen Karl lieben kann, Resi eine Resi, oder Karl früher eine Resi gewesen sein kann… Ein Hoch auf die Liebe und die Diversität beendete den Abend.
Beendete? Nicht ganz. Natürlich: Auch im Theater geht es nicht ohne Zugabe. Einmal balladesk mit „Alles in mir“ und zum Abschluss nochmals mit „Kummama“ im schnellen Tempo. Und das unter Einbeziehung des Publikums: Nachdem das Klatschen so gut funktioniert hatte, probierte die Band es mit einer Dreiteilung des Publikums für mehrstimmigen Gesang. Ein gelungenes Finale. Dass die Band sich anschließend zu den Klängen von Lionel Richies „All Night Long“ noch ein bisschen feiern ließ und auch selbst feierte, war definitiv hochverdient!
Setlist:
01. Wanderer
02. Najo eh
03. Wana
04. Wir heben heid o
05. Mir laungts
06. Owa vom Gas
07. Maria Dolores
08. Mama
09. Dengmase
Pause
10. Loss da helfn
11. Hau di her
12. Schena Mensch
13. Immer wieder
14. Simone
15. Seit a poa Tag // Karl und Resi
16. Alles in mir (Z)
17. Kummama (Z)
Outro: Lionel Richie – All Night Long
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Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Philipp Hirtenlehner. Vielen Dank für die freundliche Zurverfügungstellung!
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