Im Januar erschien ihr Debütalbum „Montenegro Zero“, das vom Feuilleton (wie schreibt man das eigentlich?) hochgelobt wurde, nun folgt die Tour: Haiyti aus Hamburg sticht aus dem Sumpf der New-School-Rap-Künstler neben LGoony, Crack Ignaz und Yung Hurn noch am deutlichsten hervor. Auf ihrem Major-Debüt wagte sie nicht nur einige Experimente, wie das balladeske „American Dream“, sondern spielte auch mit der oft so verhassten Stimmkorrektur Autotune, wie beispielsweise im brachialen „Mafioso“. Ihr Konzert im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld, der gefühlten Hochburg der Domstadt für Hip-Hip-Konzerte, war die erste Show der Tour, die Ausverkauf vermeldete. Dementsprechend euphorisch wurde die Rapperin den Abend auch von ihren Fans aufgenommen.
Unterstützung hatte sich die Hamburgerin vom momentan wohl besten Live-DJ des Landes geholt. Niemand geringeres als AsadJohn legte die Tracks der zierlichen Dame auf die Plattendecks und zeigte, dass New-School-Rap-Shows auch ohne weggescratchte Songenden gehen. Ähnlich rau, wie auch viele Tracks Haiytis klingen, begann auch ihre Show, die sie nach kurzer Animation AsadJohns mit ihrem Albumintro „100.000 Fans“ ohne großartiges Intro eröffnete. Im Verlauf des knapp über eine Stunde andauernden Auftrittes präsentierte die erst mit gepunkteter Jacke und Hut und später mit bauchfreiem Top und Jogginghose bekleidete Dame bis auf „Monacco“ alle Songs ihres aktuellen Werkes. Vor allem im Mittelteil ihrer Show blieb aber auch für älteres Material von früheren EPs und Mixtapes genug Platz. So zum Beispiel für „Zeitboy“ aus der „Toxic“-EP, eigentlich mit Joey Bargeld, dessen Part jeden Abend der Tour ein Fan aus dem Publikum übernehmen darf. Der Herr, der die Aufgabe in Köln übertragen bekam, lieferte überdurchschnittlich gut ab, was nicht nur das restliche Publikum, sondern ebenfalls die Rapperin huldigten.
Für ihre Tour hatte sich Haiyti, wie man es von ihr gewohnt ist, sparsame, aber kreative Showeinlagen überlegt. So gab es zu „Sergio“ passenderweise Martini-Runden für die ersten Reihen („(…)ich trinke nur Martini.“) und während dem bereits erwähnten „American Dream“, der das Hauptset abschloss, schicke Rosen, die die Trap-Queen sehr bodenständig eigenhändig an das Publikum verteilte. Dieses freute sich natürlich über die Geschenke – alles, was gratis ist, ist selbstverständlich immer gern gesehen. Aber auch die restliche Zeit fraß die Menge der Rapperin aus der Hand, erwiderte vor allem die vielen Adlibs lautstark.
Haiyti wird vielleicht nicht von jetzt auf gleich die größten Hallen ausverkaufen, ihr Majordebüt und ihre aktuellen Live-Shows beweisen jedoch, dass ihr in der Zukunft alle Türen offen stehen, wenn es ihr gelingt ihren qualitativ hochwertigen Output beizubehalten. Ihr Auftritt in Köln war allemal befreiend und unterhaltsam.
Und so hört sich das an:
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Haiyti live 2018:
09.03.2018 München, Hansa 1
10.03.2018 Wien, Grelle Forelle (AT)
11.03.2018 Leipzig, Täubchenthal
16.03.2018 Berlin, Astra (hochverlegt!)
18.03.2018 Hamburg, Mojo Club (ausverkauft!)
Foto von Jonas Horn.
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