Es gibt Konzerte, die so gut sind, dass sie ewig in Erinnerung bleiben. Und es gibt Shows, bei denen man das Gefühl hat, gar nicht da gewesen zu sein, weil sie spurlos an einem vorüber gezogen sind. Zur zweiten Kategorie zählt für uns leider auch die Show der aufstrebenden Pop-Punk Band Honey Revenge am 29.05.2024 im Kölner MTC. Die Fertigstellung dieses Berichts hat daher auch einige Tage länger in Anspruch genommen – wie berichtet man über ein Konzert, zu dem es nicht viel zu sagen gibt? Wir versuchen das Ganze einmal in Worte zu fassen und den Grund zu finden, wieso wir so unbeeindruckt waren, obwohl die Band selbst eigentlich nicht wirklich etwas „falsch“ gemacht hat.
Gestartet ist der Abend zunächst mit Letters Sent Home aus Wolfsburg, die das Konzert als Support Act eröffneten. Die 2017 gegründete, vierköpfige Band hatte in diesem Jahr ihr Debütalbum Ignorance veröffentlicht und war sichtlich erfreut darüber, mit wie viel Applaus das motivierte Kölner Publikum sie Willkommen hieß. Auch wenn Letters Sent Home von der Bühnenpräsenz stellenweise noch an eine frisch gegründete Schülerband erinnerten, lieferten sie eine rundum zufriedenstelle Performance ab. Laute Alternative-Rock-Songs und die kräftige Stimme von Sängerin Emily Paschke wussten sich an diesem Abend durchzusetzen und konnten das Kölner Publikum genug überzeugen, um während des Support Sets bereits den ersten Moshpit des Abends zu starten.
Wohingegen Letters Sent Home mit ihrer Bühnenpräsenz noch relativ unerfahren wirkten, traten Honey Revenge aus Los Angeles schon wie echte Profis als Headliner auf die Bühne. Und damit wären wir auch schon beim ersten Problem des Abends: dafür, dass die Band sich erst 2021 gegründet hatte und nun zum ersten Mal mit ihrer eigenen Musik in Deutschland unterwegs war, wirkte das Ganze irgendwie schon zu einstudiert und lieblos. Grundsätzlich bestehen Honey Revenge aus nur zwei Mitgliedern: Sängerin Devin Papadol and Gitarrist Donovan Lloyd, die sich als fünfköpfige Band gegründet hatten aber durch die Umstände der Corona Pandemie nur noch zu Zweit bestehen blieben. 2021 hatten sie ihre erste Single „Miss Me“ und 2023 dann das erste Album „Retrovision“ veröffentlicht – zwölf emotionale Songs zwischen Pop-Punk und Emo-Rock, die von Bands wie Paramore und Sleeping With Sirens inspiriert wurden und die mit ihren ehrlichen Lyrics für große Emotionen sorgen. Auf der Bühne hingegen war von diesen Emotionen kaum etwas zu spüren. Gemeinsam mit ihrer Liveband performten Honey Revenge das gesamte Debütalbum – und waren nach knapp 60 Minuten schon fertig mit ihrem Set.
Sängerin Devin wirkte stimmlich in Köln ein wenig angeschlagen, doch sie und die restliche Band powerten das Set dennoch durch. Dabei machten sie grundsätzlich nichts falsch, doch irgendetwas fehlte. Etwas Besonderes. Das gewisse Etwas. Uns fiel auf, dass Honey Revenge fast gar nicht mit dem Publikum interagierten – obwohl ein kleiner Club wie das MTC doch gerade zu solchen Interaktionen einlädt. Das Publikum ließ sich davon nicht beirren. Die Fans, die vermehrt vom Teenageralter bis zu den späten Zwanzigern vertreten waren, sangen lautstark mit und schienen sich grundsätzlich sehr über den Auftritt der Band zu freuen. Die Band hingegen stellte sich vor mit den Worten: „We’re Honey Revenge and we’re on tour all the time!“ Wir vermuten, dass genau das das Problem des Konzertes war: obwohl Honey Revenge noch recht frisch sind, wirkten sie ausgelaugt. Überarbeitet. Zu lange auf Tour. Das Duo hat auf jeden Fall großes Potential und wir können jedem Musikfan nur empfehlen, dem Debütalbum eine Chance zu geben. Was die Livequalität angeht, sehen wir noch Luft nach oben und würden uns das Ganze mit etwas Abstand daher sicherlich noch einmal ansehen um die Erinnerungslücke, die das Konzert hinterlassen hat, zu schließen.
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