Vergangenen Freitag kam ich eher unverhofft in das Vergnügen das Konzert von Jorja Smith zusammen mit einer Freundin zu besuchen. Über die Größe der Künstlerin bzw. ihren „Hype“ war ich mir bewusst, ging ich doch davon aus, dass das Konzert im Palladium stattfand, bis mich besagte Freundin eines Besseren belehrte und es glücklicherweise dann doch zur richtigen Location, der Kantine in Köln-Longerich, ging. Dort erwartete uns erstmal ein relativ unspektakulärer Voract und ein bereits geduldig wartendes Publikum. Ich mag die Kantine ja, der Außenbereich ist mit den Lichterketten schön gestaltet, die Bühne ist sehr hoch, so dass man auch in den hintersten Reihen noch eine gute Sicht hat, lediglich die Wegeführung zu Toilette oder Garderobe hat so ihre Schwächen. Aber bei meinem häufigen Gemecker über Lokalitäten, sollen hier auch mal positive Worte über die tolle Kantine fallen.
Circa gegen 20:30 betrat dann Jorja Smith die Bühne und das Konzert begann. Oder auch nicht? Irgendwie war das ein holpriger und komischer Einstieg, das Publikum war zwar schnell sehr euphorisch – aber genau das, sollte sich hier tatsächlich als Problem herausstellen, wie ich das gesamte Konzert über bemerkte. Doch betrachten wir erstmal Jorja, die ihre Sache ganz gut machte und einfach – das muss man so auch hier nochmal festhalten – eine überragende Stimme hat. Musikalisch finde ich ihr Debütalbum “Lost & Found” gar nicht sonderlich spektakulär, aber diese Stimme! In Sachen Bühnenpräsenz kann Jorja Smith jedoch noch einiges lernen: Ihr gesamtes Set lang wirkte sie eher reserviert und interagierte überwiegend mit den vorderen Reihen, das war nur mäßig cool, wenn man weiter hinten stand und durchgängig das Gefühl hatte, dass Jorja nur für „die da vorne“ spielt. Versteht mich nicht falsch, ich brauche keinen 30 Seconds To Mars „Ihr seid die Größten“ Bullshit und ich kann auch sehr gut mit Bands, wie Kings of Leon oder Rammstein leben, die überhaupt nicht mit dem Publikum sprechen. Aber gerade diese Künstler nehmen wenigstens den ganzen Raum ein und vermitteln, dass sie für uns alle spielen, für jeden der im Raum ist, nicht nur für die ersten beiden Reihen. So blieb leider das Gefühl, dass Jorja wohl besser eine kleinere Location gewählt hätte, auch wenn die Kantine restlos ausverkauft war.
Kommen wir zum euphorischen Publikum oder, wie ich es in anderen Worten beschreiben würde: Leider nervig. Das klingt vielleicht zu hart und eventuell hatte auch meine eigene Laune Anteil an meiner Wahrnehmung, aber das war mir einfach zu viel. Ich habe schon viele Konzerte gesehen aber das war mindestens 10 Level zu überdreht, 20 Level zu viel Gekreische ohne jeglichen ersichtlichen Grund – teilweise auch einfach mitten zwischen den Songs – und 30 Level zu viel Gequatsche während der Show. Ich verstehe, dass sich bei Konzerten viele Freunde treffen, auch solche, die sich länger nicht gesehen haben, aber nutzt doch die Zeit zwischen den Bands, vor dem Konzert und danach, trinkt Bier, raucht Joints, macht Liebe, habt Spaß whatever, aber bitte stört nicht ständig mit Gequatsche während des Auftrittes.
Alles in allem war das leider ein sehr enttäuschender Abend. Dabei trägt die Künstlerin jedoch nur einen geringen Anteil an meiner Kritik, den schwarzen Peter möchte ich hier ganz klar dem Publikum zuschieben.
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