Interessante Lichtshows ist man auf Punk-Konzerten nicht gerade gewöhnt. Oftmals verzichtet man in den AZs und Jugendzentren dieser Welt gänzlich auf spannende Untermalungen der Songs, häufig gehen die Bühnen nur so in blauem und rotem Licht unter – unschön, passt meistes aber zu der schlichten und rohen Ästhetik des Genres. Dass man ein Punk-Konzert auch mit einer schönen Lichtuntermahlung aufwerten kann, zeigten zuletzt die Kölner Kmpfsprt beim Quasi-Tourabschluss in ihrer Heimatstadt.
Mit langweiligem roten Licht begannen jedoch erstmal Suspects aus England, die zwar ordentliches Songmaterial aufzuweisen wissen, jedoch komplett im Gitarrenbrei untergehen. Auch die Aufforderung zum Circle-Pit endet mit einem leeren großen Loch in der Mitte des Saals. Schade. Bei den Indie-Punkern Hey Ruin sieht die ganze Angelegenheit dann bereits deutlich anders aus: der Sound ist glasklar, das Licht zwar nicht besonders aufwändig, weiß aber den mal ausufernden, mal handzahmen Punk des Quintettes gekonnt einzufangen. Sänger Sebastian erzählt stolz, er sei 2004 das erste Mal auf einem Konzert im legendären Club auf der „falschen Rheinseite“ gewesen. Diese Freude über jeden Besucher, der sich nun das Set anschaut, merkt man der Band an.
Auch Kmpfsprt sieht man die Begeisterung über den stimmungsvollen Abend sichtlich an – auch ohne die unzähligen Danksagungen. Von Sekunde eins an recken sich Fäuste gen düstere Hallendecke, hunderte Kehlen spucken die mal politischen, mal persönlichen Texte der Band in Richtung Bühne, ab und an schwirrt ein verirrter Crowdsurfer durch die Menge. Das Quartett wird nicht nur von vereinzelten Lichtern, sondern auch den drei großen LED-Kreuzen, die ebenfalls das Artwork des aktuellen Albums „Gaijin“ zieren, erhellt. In den richtigen Momenten leuchten diese auf und geben dem Indie-Punk der Band einen ganz neuen, atmosphärischeren Anstrich.
80 Minuten gehören Lichter und Publikum ganz den vier Musikern auf der Bühne, die mal selber in der Menge verschwinden, sich mal vor ihren Verstärkern verausgaben. So verschwindet Bassist Dennis Müller während „Ich Hör Die Single Nicht“ im brodelnden Circle Pit, kurze Zeit später ertönt aus hunderten Mündern ein kehliges „Und schrei nicht in das Break hinein“ während Gitarrist Richard Meyer einige Schritte von seinem Mikrofon zurücktritt und der Menge die Sprechgewalt übergibt. In der Zugabe „Atheist“ trägt es den Frontmann dann selber in die ersten Reihen vor der Bühne, bevor seine Band als Schlusspunkt das häufig geforderte, selten gespielte „Karnevals-Cover“ „Ohne Dich“ – im Original von der Münchener Freiheit – spielt. Danach widmet man sich auf der offiziellen Aftershowparty im Vorraum des Gebäude 9 noch dem (anti-) alkoholischen Kaltgetränk oder begibt sich angestrahlt vom Schein der Deutzer Straßenlaternen auf den Heimweg durch die kühle Nacht. Den Lichtern sei Dank!
Und so hört sich das an:
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Kmpfsprt live 2018:
14.12. – Trier, Mergener hof
15.12. – Münster, Sputnikhalle (Support für ZSK)
16.12. – Hannover, Faust (Support für ZSK)
Foto von Jonas Horn.
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