Lenny Kravitz, Lanxess-Arena Köln, 25.06.2018

Lenny Kravitz 2018 in der Lanxess-Arena spielen zu lassen ist schon eine Ansage. Die meisten erinnern sich vermutlich an “Are You Gonna Go my Way” und “Fly Away”, den Klassiker-Rock-Hits des Musikers. Aber “Fly Away” ist nun 20 Jahre alt und was kam seitdem? Etwas in Vergessenheit geraten ist der Musiker, was auch die nicht ansatzweise ausverkaufte Arena beweist. Aber muss das gleich bedeuten, dass man hier nur noch eine eingestaubte Show erwarten kann?

Als sich die Halle verdunkelt, ertönt frenetischer Jubel – die Leute, die gekommen sind, scheinen also durchaus auch heute noch begeistert zu sein. Als Intro erklingt direkt “Fly Away”, Kravitz steht stilecht mit Dreadlocks, Sonnenbrille und Lederjacke auf einem erhöhten Teil der Bühne und man fühlt sich unverzüglich 20 Jahre zurückversetzt. Neben seinen eigenen Songs präsentiert Kravitz auch zwei Cover, zum einen den Rock-Classicer “American Woman” von The Guess Who mit ausgiebigem Jam und “Get Up Stand Up” von Bob Marley. Schon diese Wahl der Cover sagt einiges über den musikalischen Rahmen der Show aus. Diverse Einflüsse werden verarbeitet, man hört Rock, Funk, Reggae, Blues, Soul und natürlich auch gehörig Pop-Appeal. Bob Marley ist zudem auch mit dem Reggae-Gedanken von “Liebe schafft alles” Kravitz’ moralisches Vorbild, immer wieder wird diese Einstellung als Gegenentwurf zum Hass der modernen Gesellschaft gesetzt. Kravitz holt sich dafür beeindruckende Unterstützung auf die Bühne, drei Bläser und eine phänomenal spielende klassische Rockband spielen sich mit Kravitz durch eine Vielzahl von Soli, ausufernden Jams und Instrumental-Passagen. Leider werden diese sehr langen Ausschweifungen auf Dauer etwas zu viel, denn nahezu jedes Stück wird so in die Länge gezogen. Musikalisch beeindruckend, keine Frage. Aber so geht die Stimmung, die sich rasend schnell aufbaut, auch rasend schnell wieder verloren. Denn die Hits des Abends bringen die Fans in der ganzen Halle direkt auf die Beine – und wie viele Songs man von Kravitz kennt, überrascht dann doch. Schmacht-Funker “It Ain’t Over Til It’s Over”, Radio-Hit “I Belong To You”, Rockbrett “Where Are We Runnin’?”, Pop-Song “The Chamber” oder Ballade “I’ll Be Waiting” – irgendwie alles riesige Hits, die man vergessen hat. Kravitz spielt sich mit ordentlicher Coolness und starkem Gesang durch dieses abwechslungsreiche Set und entlockt dem Publikum konstant Jubel.

Kravitz ist ein ganz Großer – und man kann ihm nur wünschen, dass sich viele Leute daran erinnern. Am 7. September erscheint mit “Raise Vibrations” ein neues Album, von dem schon zwei neue Songs live präsentiert wurden – die fernab von Radio-Musik laufen, aber direkt ins Ohr gingen! Dass Kravitz ein Mann mit Herz ist, beweist eine ungemein rührende Szene – ein Mann in der ersten Reihe hebt ein Schild mit einer “60” hoch, Kravitz bittet diesen auf die Bühne. Seit Jahren beobachtet Kravitz diesen Mann und die Zahl wurde immer größer. Das 60. Konzert in 25 Jahren sei es nun, der Mann darf sogar Dankesworte an die Band richten und ein gemeinsames Foto wird geschossen. Gänsehaut, vor allem wenn Kravitz den Fan sichtlich gerührt in den Arm nimmt. Musik, Stimmung und Sympathie waren auch heute noch auf Weltstar-Niveau – für die nächste Tour könnte man sich nur mehr Fans wünschen!

Und so hört sich das an:

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Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

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