Zwischen all den Mark Forsters, Max Giesingers und Andreas Bouranis freut man sich umso mehr, auch mal eine talentierte weibliche Singer-Songwriterin zu entdecken. Lotte aus Ravensburg bietet hierbei mit ihrer emotionalen Pop-Musik eine willkommene Abwechslung in der aktuell stark von Männern dominierten deutschen Musiklandschaft. Dass sie sich auch live nicht hinter ihren männlichen Kollegen verstecken muss, bewies die 22-Jährige am 18.04.2018 bei ihrer “Querfeldein Tour” im FZW in Dortmund.
Unterstützung erhielt Lotte dabei von einer vierköpfigen Live-Band, doch das hielt sie nicht davon ab, auch selbst zur Gitarre zu greifen. Ihre Songs präsentierte sie dabei mit einer unverkennbaren, leicht rauen und doch zuckersüßen Stimme, die das größtenteils eher männliche Publikum völlig in ihren Bann zog.
Neben Songs ihres 2017 erschienenen Debüt-Albums “Querfeldein“, präsentierte sie auch einige neue Stücke und deckte dabei die verschiedensten Themengebiete wie Selbstzweifel, Liebe und Herzschmerz ab. Zwischen den Liedern erklärte Lotte, dass sie das Songschreiben als eine Art Tagebuch nutze. Sie habe probiert, auch über weniger persönliche Themen zu singen, doch das habe einfach nicht zu ihr gepasst. Die junge Frau sprach offen über ihren eigenen Herzschmerz, die verschiedenen Phasen einer Trennung, und wie sie diese in ihren Songs verarbeitet hatte. Ab und an versuchte Lotte ihren Zuhörern auch einige Ratschläge mit auf den Weg zu geben, was leider nur knapp an der Julia-Engelmann-Lebensweisheiten-Poesiealbum-Grenze vorbeischlitterte, dem Abend aber keinen Abbruch tat.
Mit ihren Texten entführte Lotte das Publikum gekonnt in eine andere Welt. Musik würde die Menschen verbinden und man solle seine Sorgen während der Show doch einfach vergessen. Und genau das taten die Zuschauer im FZW: ein bisschen mit dem Kopf nicken, leise mitsingen, bei geschlossenen Augen die ehrlichen Texte in sich einatmen.
Doch obwohl Lotte während ihres 90-minütigen Sets grundlegend überzeugte, hatte man den ganzen Abend das Gefühl, dass ihr noch DER Song fehlte. Ein Song, den wirklich alle nachempfinden konnten und der das eher verhaltene Publikum wachrütteln würde… und genau den gab es dann noch als letztes Stück des regulären Sets! Als die Band begann, “Auf beiden Beinen” zu spielen, schien die Menge zu erwachen und alle gerade noch verdrängten Sorgen hinaus singen und tanzen zu wollen.
Als Zugabe wurde es dann jedoch noch einmal etwas ruhiger. Alleine mit ihrer Gitarre präsentierte Lotte zum Abschluss “Dann soll da Liebe sein” – einen neuen Song, der davon handelt, was man auf der Welt hinterlässt, wenn man einmal nicht mehr ist. Klingt nach ziemlich schwerer Kost, zauberte jedoch noch ein letztes Lächeln auf die Gesichter der Fans, die anschließend aus Lottes Gefühlsachterbahn aussteigen und mit neu gewonnenen Lebensansichten in ihr eigenes Leben zurücktreten konnten. So etwas muss man als Singer-Songwriter*in erst einmal schaffen! Deshalb “Hut ab!” an Lotte – wir sind gespannt, welche Erlebnisse als nächstes ihren Weg ins Song-Tagebuch schaffen werden.
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