Gitarrenkonzerte sind für Fans von Maeckes nichts Neues. Schon seit einigen Jahren ist der Künstler immer wieder solo auf Gitarrentour und gibt Akustik-Versionen, unveröffentlichte Songs oder abgewandelte Interpretationen zum Besten. Mit seinem in diesem Jahr erschienenen “gitarren album” hat er nun endlich auch eine ganze Reihe an Songs, die quasi prädestiniert für solche Konzerte sind – und genau das stellt er bei seiner gerade laufenden Tour unter Beweis. Wir waren im Club des Dortmunder FZW dabei:
Vorab: Wer schon mal auf einem Konzert von Maeckes war, weiß, dass es Dinge gibt, die man einfach nicht hinterfragen sollte. Maeckes kommt in einem komischen Kostüm auf die Bühne? Jemand veranstaltet auf der Bühne im Hintergrund komische Dinge, baut zum Beispiel eine Konstruktion aus Stühlen auf und dann wieder ab? Es werden minutenlange Anekdoten erzählt, bei denen man am Ende nicht so recht weiß, worauf sie hinauslaufen sollten? Alles ganz normal. Einfach annehmen, drüber lachen, auf sich wirken lassen. Gehört zur universal experience auf einem Maeckes-Konzert.
Und genau deshalb habe ich mich auch gar nicht wirklich gewundert, als der Bertram – Gitarrist und Sidekick – zwar komplett normal, Maeckes allerdings in einem schwarzen, hautengen Ganzkörper-Anzug auf die Bühne kam, darin den ersten Song performte und sich im Anschluss aus dem Anzug heraus schälte. Denn was folgte, macht die eigentlich Magie seiner Konzerte aus. Der Künstler schafft es, mit wenigen Mitteln, wirklich minimalistischer Ausstattung (Laptop und ein bis zwei Gitarren) und ohne großes Bühnenbild (dieses bestand zu einem Großteil aus weißen Plastik-Gartenstühlen, ihr wisst schon welche) eine Atmosphäre zu erzeugen, die einem gleichzeitig das Herz erwärmt und eine Gänsehaut schafft und so den gesamten Raum ausfüllt. Auf Momente, in denen man eine Stecknadel fallen hören könnte, weil alle so gebannt lauschen, folgen laute Lacher aus dem Publikum, folgen leise Chöre, folgen kleine Tanz-Einlagen. Und zwar so smooth, dass gar nicht erst der Gedanke aufkommen kann, hierbei könnte es sich um einen Stilbruch handeln.
Das fällt auch dann auf, wenn Songs neu interpretiert oder abgewandelt werden oder sich Tracks der doch recht unterschiedlichen Alben des Künstlers kurz nacheinander gespielt werden und trotzdem klingen wie aus einem Guss. Da können Poetry Slam-artige gesprochene Stücke wie “bucketlist”, auto-tuneige Songs wie “Emilia” (über das ich mich natürlich ganz besonders gefreut habe), knallharte Raptracks wie “Kneipenschlägerei” oder eingängiger Indie-Pop wie auf “happy heart syndrom” auch einfach mal sehr gut nebeneinander stehen und ineinandergreifen, ohne dass es komisch ist.
Und excuse me – wie sympathisch ist dieser Mann denn bitte? Ich bin ehrlich: Ich könnte ihm auch einfach stundenlang nur beim Reden zuhören. Ich weiß wirklich nicht wie er es macht, aber Maeckes schafft so eine unfassbare Nähe zum Publikum, dass sich das Konzert von vorne bis hinten nach einem safe space anfühlt, nach einer kleinen eingeschworenen Gang für einen Abend. Und sind wir ehrlich: Bei der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage braucht man das manchmal auch. Zwar wird das ganze dann wiederum nicht besser, wenn der letzte Song der Zugabe eine Akustik-Version von “liebesbrief von der f” ist – ein melancholischer, dystopischer Song, der eine düstere Zukunft malt und einem den aktuellen Weltschmerz kaum besser vor Augen führen konnte. Aber hey – manchmal tut es ja auch einfach gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. Und das weiß man nach einem Konzert von Maeckes definitiv. Denn wer hier nicht mit einem vollen Herzen und einem Lächeln im Gesicht nach Hause geht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Und so hört sich das an:
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Foto: Emilia Knebel
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