Marten, Backstage München, 30.09.2025

Marten im Backstage München

Da habe ich den Künstler doch glatt unterschätzt, gebe ich ganz offen zu. Dass Marten in der österreichischen Heimat eine große Nummer ist, war mir natürlich klar, aber bei dem nördlichsten Auftritt der Tour – dem in München – wurde ich überrascht. Als ich vormittags noch einmal die Homepage des Backstage aufrief, um nach der Anfangszeit zu schauen, stand, dass die Show vom kleinen Club in die größere Halle hochverlegt wurde. Nicht nur hochverlegt, sondern auch hochverdient, denn der sympathische Wahl-Wiener aus dem Mostviertel zeigte auch an diesem Abend, dass es sich sehr lohnt, seinen Auftritten beizuwohnen.

Bereits beim Support Julia Kautz war der Saal gut gefüllt und das Publikum neugierig – denn auch, wer Julia Kautz nicht kannte, hat sicher schon einmal Songs von ihr gehört, ist sie doch auch Songwriterin für andere Künstler. Referenzen unter anderem: Wincent Weiss, Luxuslärm, Cassandra Steen und Bonnie Tyler. Hier im Backstage aber spielte sie ihre eigenen Stücke, begonnen mit „Hurra!“, das mit einem elektropoppigen Touch nach vorne ging, bevor im folgenden „Tabula Rasa“ die deutschsprachigen Texte über rockige Gitarren gesungen wurden. Man sah schnell: Auch im eigenen Schaffen ist Julia Kautz eine vielseitige Musikerin, die zudem auch gerne etwas zu ihren Songs erzählt – bis hin zu ihren Erfahrungen im Bereich Psychotherapie (verarbeitet im Song „Knutschen“). Auch zum Ende hin mit „FOMO“ und „Utopia“ konnte Julia Kautz für Stimmung sorgen und zeigte sich als eine gute Openerin für Marten.

Setlist Julia Kautz:

01. Hurra!
02. Tabula Rasa
03. Bengalos
04. Liebe diese Liebe
05. Knutschen
06. Zeitfenster
07. FOMO
08. Utopia

 
Wenig später begann Marten und mit dem Opener „Off Script“ war man direkt mittendrin. Die Frage, wo man das stilistisch einordnen sollte, konnte man sich quasi gar nicht mehr stellen, aber wenn der Künstler selbst von „Modern Mundart“ spricht und man das dann im Großbereich Austropop ansiedelt, liegt man schon ganz gut drin in dem, was Marten macht. Und das auf eine sehr eingängige, authentische und vor allem ansprechende Art und Weise. Im besagten Opener beispielsweise kann er mit seiner Band bereits gut zeigen, wie viel Wucht dahinterstecken kann und wie mitreißend das ist. Aber auch, wenn das Stück „Off Script“ heißt, so konnte man hier davon ausgehen, dass alles nach Plan läuft.

Nach Plan? Zumindest, was die Show selbst betrifft. Denn die Stücke von Marten handeln schließlich viel vom Leben, vom Menschlichen, vom Zwischenmenschlichen – und gerade da läuft eben nicht immer alles nach Plan, sofern es überhaupt einen gibt. Was einem beispielsweise ein „Für immer wir“ zeigt, wenn dann doch „was uns bleibt, ist die Veränderung“ festgestellt wird – und man nur in der Erinnerung gleichbleibt. Man sieht einfach: Gefühl wird bei Marten großgeschrieben und fließt immer wieder in die Stücke ein. Auch dann, wenn er mal ein Cover präsentiert: „Der Forscher“, seine Dialekt-Version von Coldplays „The Scientist“ hätte genug Fallstricke, es peinlich wirken zu lassen – Marten aber schafft es mit Können und viel Gefühl, eine Gänsehaut-Version zu erschaffen.

Gefühle sind immer wieder sehr wichtig bei Marten. Auch im Experiment: Mitten im Publikum stehend, bat er die Zuschauer*innen, die Augen zu schließen und das Handylicht in die Höhe zu halten, wenn sie bei einem bestimmten Thema Angst haben. Am Ende sollten alle die Augen öffnen und sahen, dass in etwa jeder Angst vor etwas hat. Dies war ein sehr ergreifender Moment in einem auch sonst sehr gelungenen Set, bei dem es im Endeffekt unnötig wäre, auf jedes einzelne Stück einzugehen, denn es griff einfach alles gut ineinander, Marten zeigte sich erzählfreudig vor seinen Stücken (zum Beispiel bei der Erklärung des Verhältnisses zwischen Wien und dem ländlichen Bereich) und konnte schlichtweg begeistern.

Keine Frage, dass da eine Zugabe hermusste. Wobei aus einer Zugabe denn drei wurden. Im ersten Block sorgten „Teilzeitliebe“ und „Gnuag mit dir“ noch einmal für Begeisterung, bevor er für „Bis ans End oller Toge“ ein letztes Mal zurückkam und ein glückliches Publikum zurückließ. Ein sehr schöner Konzertabend eines Künstlers, bei dem man das Gefühl hat, dass das hier erst der Anfang ist. Es würde auf jeden Fall wenig verwundern, wenn die Halle bei der nächsten Show eine größere sein sollte.

Setlist Marten:

01. Off Script
02. Gemeinsam schweigen
03. Eigene Art
04. Für immer wir
05. Noabn
06. Der Forscher
07. Wenn du lochst
08. Wos san ma donn
09. Drum solo
10. Bunte Vögel
11. Daham
12. Nie wie du
13. Nikotinflash
14. Oh Wien
15. Fremde
16. In deiner neichn Wohnung
17. Fümstar
18. Endlich Glücklich
19. Teilzeitliebe (Z)
19. Gnuag mit dir (Z)
20. Bis ans End oller Toge (ZZ)

 
Und so hört sich das an:

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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.

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