Marathonmann – Poltergeist

Albumcover zu "Poltergeist" von Marathonmann

„Unser Ziel war, dieses Album rauszubringen, weil es Zeiten gab, in denen Teile von uns es gar nicht rausbringen wollten, ich zum Beispiel“, so die Aussage von Michi Lettner im Interview bei minutenmusik. Da können wir nur glücklich sein, dass sie sich das noch einmal überlegt haben und ein Album entstanden ist, das die Band in eine Richtung entwickeln konnte, die für sie stimmig ist und sich die Veröffentlichung gut anfühlt. Die Tendenz dabei war klar: Es geht „wieder mehr Richtung Rock“. Nicht etwa, weil „Maniac“ nicht funktioniert habe, was manche denken könnten, sondern weil einfach seitdem auch Zeit vergangen ist und sich vieles getan hat.

Schon mit dem auf das Intro „Sie“ folgenden Opener „Memento“ zeigen Marathonmann, wie gut sie das Spannungsfeld zwischen Eingängigkeit und Emotionalität beherrschen. Der Song klingt sofort vertraut, ohne sich zu wiederholen. Die Mischung aus direktem Rocksound, klarer Melodieführung und ehrlicher Dringlichkeit zieht einen unmittelbar hinein. Man spürt, dass hier eine Band am Werk ist, die sich nicht neu erfinden musste, sondern einfach wieder bei sich selbst angekommen ist. Also genau bei der Leichtigkeit, von der Jo Scheer im Interview sprach, „wieder zu viert mit Kumpels Musik zu machen, ohne Druck“.

Überhaupt gelingt es Marathonmann auf dem Album sehr gut, Härte und Verletzlichkeit in denselben Momenten spürbar zu machen. Songs wie „Frequenzen“ und „Deflektorschild“ bauen sich kontrolliert auf, wirken nie überladen und treffen genau den Punkt zwischen Melancholie und Aufbruch. Wo „Maniac“ eher experimentell unterwegs war, setzt „Poltergeist“ wieder mehr auf klare Strukturen, lässt aber genug Raum für Dynamik und Atmosphäre. Das Ergebnis ist ein Album, das gleichzeitig geerdet und mitreißend klingt. Dass die Texte dabei erst spät entstanden und Lettner selbst im Studio noch danach suchte, „was er eigentlich sagen will“, hört man den Songs indes nicht an. Vielmehr wirken sie gerade dadurch unmittelbar und aktuell.

Je weiter man in das Album eintaucht, desto deutlicher wird: „Poltergeist“ ist mehr als nur ein Rückgriff auf alte Stärken. Es ist eine ehrliche Bestandsaufnahme einer Band, die sich wieder traut, groß zu klingen, ohne Pathos nötig zu haben. Ob im hymnischen „…es kann ja nicht immer regnen“, im leicht verhangenen „Stendhal Syndrom“ oder im finalen „Nie wieder Licht“: Man spürt die Liebe zum Detail immer wieder.

Mit Poltergeist haben Marathonmann ein Album geschaffen, das alle ihre Stärken bündelt und dabei auf ein neues Level hebt. Die Songs wirken geschlossen, aber nicht berechenbar, vertraut, aber nie alt. Man hört eine Band, die sich nach innen gekehrt, neu sortiert und dann mit voller Überzeugung wieder losgelegt hat. Und genau deshalb ist „Poltergeist“ nicht nur ein starkes neues Album, sondern auch ein Anwärter auf das „Album des Jahres“.

Gewinnspiel:

Das Gewinnspiel ist beendet.

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Redfield Records.

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