Können TikTok-Hypes auch im Real Life funktionieren? Eine Frage, die ich mir ehrlich gesagt in den letzten Jahren immer wieder gestellt habe. Nämlich genau dann, wenn Künstler:innen oder einzelne Songs auf TikTok noch vor ihren ersten richtigen, größeren Auftritten oder Touren bereits so dermaßen abgefeiert wurden, dass diese den Erwartungen eigentlich gar nicht standhalten können – oder man auf den Konzerten ein Publikum antrifft, dass exakt einen Song der betreffenden Künstler:innen kennt und diesen in voller Länge mit erhobenem Handy für TikTok mitfilmt.
All das waren Gedanken, die ich auch zu Mayberg hatte – denn der Sänger, der mit dem Stil seiner Musik überraschend oft an Faber erinnert, ist mir seit Anfang des Jahres immer und immer wieder mit seinen Songs in Form von Sped-Up-Versionen auf TikTok begegnet. Und auch wenn er vorher schon eine solide Fanbase hatte, scheint ihm das auf jeden Fall nochmal einen ordentlichen Karriere-Sprung verpasst zu haben, denn auf Spotify hat er mittlerweile über 900.000 monatliche Hörer:innen und auch alle Tour-Stops seiner aktuellen Club-Tour waren restlos ausverkauft.
Zugegebenermaßen konnte ich die TikTok-Versionen von “Endlos” oder “Spiegelbild” irgendwann wirklich nicht mehr hören – ein bisschen neugierig war ich dann aber doch, wie sich das Ganze live anhört. Denn die Musik von Mayberg finde ich grundsätzlich doch ganz ansprechend. Spoiler: Ich wurde vom Konzert nicht enttäuscht – aber auch nicht sonderlich überrascht.
Nachdem der ursprüngliche Tourtermin in Bremen krankheitsbedingt abgesagt werden musste, quetschte ich mich an einem angenehmen und freundlichen Sommerabend zusammen mit ungefähr 350 weiteren, hauptsächlich sehr jungen und sehr weiblichen Konzertbesucher:innen in den dunklen und leicht unterkühlten Bremer Tower.
Was folgte war ein wirklich netter und kurzweiliger Abend mit einem sehr sympathischen Musiker und dessen Band (die von einigen Fans fast mehr gefeiert wurde als der Sänger selbst), mit schöner Musik und einem extrem textsicheren Publikum. Und letzteres eben nicht nur bei den “TikTok-Hits”, sondern nahezu während des gesamten knapp zweistündigen Sets. Mayberg scheint mit seiner Musik gerade in der Gen Z wirklich (Achtung, Floskel) einen Nerv zu treffen.
Dennoch wirkte der Sänger auf der Bühne fast schon ein bisschen schüchtern bis unsicher (absolut nicht negativ gemeint), überschlug sich bei seinen Ansagen zwischendurch fast schon selbst beim Reden und schien ehrlich berührt von so viel positiver Resonanz vom Publikum zu sein. Was blieb, war ein Abend mit schöner Musik, einer guten Live-Performance, einem sympathischen Künstler – aber eben auch nicht viel mehr als das. Aber hey: Wenn man nach dem Stimmungsbild im Publikum geht, dann lässt sich meine anfängliche Frage ganz klar beantworten mit: Ja, TikTok-Hypes können auch im Real Life funktionieren. Zumindest bei Mayberg ist das so.
Und so hört sich das an:
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Beitragsbild: Emilia Knebel / minutenmusik
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