Medium Randali: Nina Chuba, Zeltfestival Ruhr, 24.08.2024

„Wer ist wieder da? – NINA, NINA, NINA!“ Mit „NINA“ liefert Nina Chuba eigentlich den perfekten Einstieg für ihre neue Ära, ihre neue Tour, jedweden Konzertbericht und das vermutlich bald anstehende neue Album. Und doch: Etwas getrübt wird diese – natürlich auch durchaus selbstironische – artifizielle Euphorie schon. Denn wo Nina Chuba vergangenes Jahr noch (immer) mit „Wildberry Lillet“, „Ich hass dich“ und dem zugehörigen deutschen Debüt-Album „Glas“ die Charts bestimmte, verläuft es dieses Jahr bislang ruhiger. Beim Besuch des Zeltfestivals gibt es den Status Quo der Sängerin, die zwischen dem schweren zweiten Album, einer Arena-Tour und TV-Auftritten steckt, live zu erleben.

Bedingungen: Eher Fieber als Glatteis

Der letzte Konzert-Besuch bei Nina ist für mich knapp 16 Monate und damit einige Hypes und Hits her. Seitdem hat sich Nina Chuba über das One Hit Wonder-Phänomen hinweggesetzt und es sich in diversen Formaten bequem gemacht. Gut so, denn viel sympathischer als Nina geht es natürlich auch nicht. Beim Konzert in Bielefeld war die Bühnenshow noch den Umständen entsprechend provisorisch: Mit den drastischen Gelüsten nach literweise „Wildberry Lillet“ hatten die Booker zuvor vermutlich nicht gerechnet. Spaß hat die Show natürlich gemacht, es war aber da schon abzusehen, dass schon bald ordentlich Budget ins Aufpolieren gesteckt würde. 2024 war es dann auch so weit – erstmal auf diversen großen deutschen Festivals. Dazu gehört das Zeltfestival Ruhr natürlich nur auf dem Papier, schließlich ist hier sowohl Konzept als auch Publikum doch deutlich anders als beim herkömmlichen Wochenend-Sauf-Open-Air-Party-Festival. Im Guten wie im Schlechten.

Für Ninas neues Tour-Konzept war im großen – und natürlich längst ausverkauften – Zelt jedenfalls genügend Platz. Und die Bühne macht direkt einiges her. Der Vorhang fällt zum Intro von „NINA“, zu den ersten Worten „Hallo, Hallo, ich steh hier ganz oben“ geht der Blick des Publikums tatsächlich hoch, zu Nina, die auf der obersten der verschiedenen Ebenen steht. Schick in Szene gesetzt, stimmungs- und niveauvoll dito. Macht direkt Laune auf mehr, vor allem weil hier schon die Bläser zu hören sind. Die sind auch neu dabei: Gleich drei Bläserinnen begleiten Nina für diese Tour, was beim immer wieder an Hip-hop und Ska-geschulten Sound auch nur Sinn ergibt. Was leider keinen Sinn ergibt: Bei 30° Außentemperatur innerhalb eines Zelts feiern. Die Hitze stand, der Schweiß lief, die Stimmung bleibt über den Abend hinweg – sicher auch deswegen – eher moderat.

Zwischen Bläsern und Beats

Was da auf der Bühne passiert, ist dafür alles andere als egal: Alleine für die Visuals hat das Produktionsteam jeden Applaus verdient. Die großen Bildschirme werden von den unterschiedlichsten Designs geziert, die stimmungsvoll pulsieren, mysteriös wabern oder auch einfach nur schick aussehen. Auch die Lichter sind on fleek. Dazu gibt’s fast alle Tracks vom großartigen „Glas“ zu hören, sowie die drei neuen bereits veröffentlichten Tracks „Randali“, „80qm“ und eben „NINA“. Diese fügen sich bestens ein in diesen Sound-Mix, der noch mehr als letztes Jahr zwischen Peter Fox und Billie Eilish zu schwanken scheint. Im Sweet Spot dazwischen macht Nina Chuba weiterhin Musik, die eben so klingt wie nur Nina. Für den Titeltrack „Glas“ und einen bis dato unveröffentlichten Bossa-Nova-Track singt Nina von einer zweiten Bühne mitten im Publikum und kreiert damit einen der wenigen ruhigen, aber ebenfalls geschmackvollen Akzente des Abends. Schweiß lass nach. Danke!

Ninas Stimme ist aus Produktionsgründen regelmäßig von Autotune getragen, dennoch macht sie eine gute, wenn auch nicht über alle Maßen souveräne Figur auf der Bühne. Besonders schön ist es aber zu sehen, wie sichtlich wohl sich Nina mit ihrer Band um sich herum fühlt – so werden die gemeinsamen Choreos und ruhigen Momente zu den persönlichsten des Abends.

Stimmung in Kinderschuhen

Und doch: Zu Songs wie „Randali“ oder „Glatteis“ würden andere Crowds eskalieren. Im Zeltfestival-Flair kommt es hier eher zu verhaltenen Reaktionen – schließlich stehen übermäßig viele Eltern mit ihren Grundschul-Kindern vor der Bühne. Gerade zweitere sind schon rein optisch als große – und auch zuckersüße – Fans zu erkennen, Moshpit-Kandidat*innen sind sie aber eher weniger. Dafür ist Nina natürlich bekannt (siehe Zeile „Überrasch‘ meine treusten Fans und rolle in die Kitas rein“), etwas bizarr wird es aber spätestens im großen Finale des Sets.

Dann nämlich lässt die Zugabe „Wildberry Lillet“ in einen dicken Rave-Remix von twocolors übergehen, der wiederum die Bühne für zwei der größten Überraschungen der Setlist vorwärmt: „Waldbrand“, das Nina leider nur live spielt, und auch das bis hierhin unveröffentlichte „Fahr zur Hölle“ sind die beiden größten Ausrufezeichen des Abends. Das Club-Feeling will auf das Publikum nicht wirklich überspringen, der Sound steht Nina dennoch großartig. Aber irgendwie auch schön: Ihren ersten Mini-Rave konnten hier schon einige vor dem großen 1×1 erleben. Und das mit der sympathischsten alten Newcomerin der Nation.

Wie gut sich dieses Konzept noch weiter multiplizieren lässt? Wie souverän muss Nina für die Arenen noch werden – und wie viele große Hits stehen auf Album Nummer 2? Viele Fragen, die dieser Abend nicht beantworten konnte. Eine aber eben schon: Nina ist wieder da.

Und so hört sich das an:

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Nina Chuba live 2025

  • 24.10. Messehalle Erfurt
  • 25.10. Arena NÜRNBERGER Versicherung Nürnberg
  • 27.10. Hanns-Martin-Schleyer-Halle Stuttgart
  • 28.10. Hallenstadion Zürich (CH)
  • 29.10. Olympiahalle München
  • 30.10. QUARTERBACK Immobilien ARENA Leipzig
  • 01.11. ÖVB-Arena Bremen
  • 02.11. ZAG Arena Hannover
  • 03.11. Westfalenhalle Dortmund
  • 05.11. Festhalle Frankfurt
  • 06.11. LANXESS Arena Köln
  • 07.11. Barclays Arena Hamburg
  • 09.11. Uber Arena Berlin

Beitragsbild von Julia.

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