neànder, MTC Köln, 14.09.2019

Neànder live in Köln 2019

Dichte Soundflächen bahnen sich ihren Weg durch das stickige MTC. Trotz der warmen Luft herrscht eine kühle Grundstimmung im Raum – den Hall-Gitarren und dem dröhnenden Schlagzeug sei Dank. Gerade noch haben die Sechsaiter behutsam seichte Soundflächen gestrickt, nun wird diese düstere Idylle von einer bedrohliche Bass-Line durchtrennt. Minutenlang ebbt dieser brachiale Strudel aus Schlagzeug-Gewitter und riffigen Bass-Parts nicht ab. Dann entlässt einen das Songmonstrum doch in eine kurze Ruhepause, die ruhigeren Klangflächen übernehmen wieder. Langsam bäumen sich diese immer weiter auf. Der nächste Ausbruch kündigt sich an. Wenn neànder aus Berlin auf ein Konzert laden, erwartet einen keine leichte Kost. Über eine Stunde lang führt die Band in Köln in ihr eindringliches Debüt-Album ein und lässt einen immer wieder frösteln.

(K)ein Bass

Was man auf den ersten Lausch/Blick nicht vermuten würde: die Band imitiert alle Bass-Parts mit ihren Gitarren. Vor allem Quasi-Frontmann Jan Korbach, der in der Bühnenmitte steht und zwischen den Songs über ein Mikrofon mit dem Publikum kommuniziert, erzeugt mit seiner schneeweißen SG knarzende Doom-Welten. Patrick Zahn und Michael Zolkiewicz fetten den Sound in diesen Momenten mit Frickeleien in höheren Gefilden an und konzentrieren sich ansonsten voll und ganz auf die vielen Hall-Welten, die ihre Instrumente ausspucken. Schlagzeuger Sebastian Grimberg setzt währenddessen immer wieder kleine Akzente und treibt die Soundstürme in den Ausbrüchen mit einer Wucht nach vorne, die sich kaum in Worte fassen lässt.

Zuvor bewiesen schon kha.wis, dass laut und leise sehr wohl miteinander können. Drei Gitarren ergänzten ein Bass, ein Schlagzeug und ein Keyboard, das vor allem in den „schönen“ Momenten Raum bekam. Ähnlich vielschichtig gestaltete sich auch die Vocal-Performance der Band, die gleich drei ihrer Mitglieder an ein Mikrofon heranließ: Shouts, gutturaler Gesang, Clean-Parts. Das Kölner Sextett ging die Angelegenheit etwas technischer an als neànder, die häufig repetitive Klangwelten aufbeschwören, und leitete von vielen Freunden unterstützt wortkarg von Song zu Song. Alle Stücke stammten vom Debüt der Kölner, das im vergangenen Winter das Licht der Welt erblickt hatte und die Balance zwischen tiefgreifender Atmosphäre und Musikalität perfekt traf.

Das Spiel der Kontraste

Auch neànder entließen ihr nach ihnen benanntes Debüt im letzten Winter in die Welt und konzentrieren sich vor allem auf dessen Stücke. Neben diesen findet auch das etwas aktuellere „mãlven“ – die Songs der Band sind allesamt nach Käferarten benannt – den Weg ins Set. Was alle Songs eint, ist die eindrucksstarke Atmosphäre, die sich einem Spannungsbogen gleich durch die 70 Minuten Spielzeit zieht. Kein Wunder, dass die Band, die tief in die Kunst versunken scheint, zwischen den Songs stets lauten Applaus erntet. neànder einen Kontraste: sie beherrschen das Laute und das Leise, das Schöne und das (gute) Hässliche, das Seichte und das Brachiale. Vielleicht fesseln die Konzerte der Band gerade deshalb so sehr.

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Und so hört sich das an:

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neànder live 2019:

18.09. – Münster, Baracke Münster
20.09. – Potsdam, KuZe Studentisches Kulturzentrum
21.09. – Berlin, Berlin Swamp Fest
27.09. – Dresden, Loco Club
28.09. – Chemnitz, Mushroom Garden 2019
25.10. – Wiesloch, R’n’P Wiesloch
26.10. – St.Gallen, Grabenhalle (CH)
27.10. – Salzburg, Rockhouse Salzburg (AT)
28.10. – Wiesbaden, Schlachthof (with Inter Arma)
29.10. – Trier, Lucky’s Luke
31.10. – Karlsruhe, Dudefest Karlsruhe
15.11. – Potsdam, Archiv Potsdam
06.12. – Rostock, subset fest

Foto von Jonas Horn.

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