Eingängige poppige Melodien und Refrains gemischt mit härten Rock Elementen brachten am Mittwochabend die unterschiedlichsten Musikfans zusammen. Darunter ließen sich klar zwei Gruppen herauskristallisieren: Pop-Fans und Core-Fans. Dass die Zusammenkunft solch verschiedener Kreise auf engstem Raum nicht ganz einfach funktioniert, sollte der Auftritt der schwedischen Alternative-Rock Band Normandie zeigen.
Schon gleich beim Versuch etwas weiter nach vorne zur Bühne zu gelange, stellte sich heraus, dass die Fans im vorderen Teil des MTCs nicht bereit waren ihren Platz zu teilen, wie es auf Pop-Konzerten gerne mal der Fall ist. Allerdings war zwischen perfekt gestylten Leuten auch erstaunlich viel Merchandise unterschiedlichster Metalcore Bands zu sehen. Hier ließ sich schon erahnen, dass die Erwartungen an den Abend stark auseinander gehen würden.
Während die Aufnahmen von Normandie durchaus radiotauglich sind, präsentieren die vier Jungs ihre Lieder live wesentlich härter. Entsprechend nutzten die anwesenden Core-Fans die Chance und tobten sich ausgiebig zwischen verzweifelten Mädchen, die das ganze Konzert auf Video festzuhalten versuchten, aus. Die erste Reihe, die überwiegend aus weiblichen Pop-Anhängern bestand, veranlasste Sänger Philip Strand dazu einzugreifen und die Menge dazu anzuhalten weniger zu schubsen. (Dass die Crowdsurfer, die er ermutigte, erwähnter erste Reihe auf den Kopf fielen, hatte er wohl nicht bedacht.)
Nichtsdestotrotz blieb die Energie aufrecht und nach und nach akzeptierten die meisten, dass es sich nun einmal doch nicht um ein klassisches Pop- oder Metal-Konzert handelte, sondern eben um ein Normandie-Konzert: Es wurde (weitestgehend) rücksichtsvoll gepogt, getanzt, gesprungen und vor allem lauthals mitgesungen. Wenngleich einige Besucher mit den neuen Liedern wie zum Beispiel „Enough“ oder „Maniacs“ noch nicht so vertraut waren, konnte man bereits beim zweiten Refrain problemlos mitsingen, weil die Texte sofort im Gedächtnis bleiben. Jedes einzelne der 13 Lieder, die die Band präsentierte, nahm alle Besucher ab erster Sekunde mit. Nur eben auf jedermanns eigene Art. So fanden sich kleinere Grüppchen am Rand zusammen, die Wert darauf legten wirklich jedes einzelne Wort der Texte mitzusingen. Herrschaften der etwas älteren Generation kamen auf einen Wein im Bar-Bereich zusammen Und besagte Pop- Und Core-Anhänger versuchten sich im Bereich vor der Bühne zu arrangieren.
Zwischen all den harten Riffs, den lauten Drums und dem mit Shouts gespickten Gesang, schaffte es auch die Ballade „The Bell“ des aktuellen Albums „White Flag“ ins Set. Endlich bekam die „Handy-Armee“ eine Gelegenheit das perfekte Video für die sozialen Netzwerke zu filmen. Besonders Schönling Strand gelang es mit seinem Charme, dass es sich währenddessen tatsächlich wie ein Pop-Konzert anfühlte. Geschickt spielte er mit den unzähligen Handykameras, die ihm seine Fans entgegen streckten. Er und seine Bandkollegen suchten Augenkontakt mit möglichst vielen Fans, was hier und da zu quietschigen Gekreische führte. Plötzlich bildete das MTC mit all seinen verschiedenen Besuchern eine Einheit, die eine Art Sternenhimmel aus empor gerichteten Handy-Lichtern erzeugte.
Unter dem Strich blieb die Show der „White Flag” Tour von Normandie aber ein Konzert der härteren Art. Die Band zog Fans an, die fast unterschiedlicher nicht sein konnten. Es gelang den Musikern jedoch nach anfänglichen Konflikten die Menge zu vereinen. Sie bedankten sich mehrfach dafür, dass sie erstmals in der gesamten Bandgeschichte vor ausverkauftem Haus spielen durften. Wenn die vier Schweden bald hoffentlich größere Locations füllen, können sich auch Fans mit unterschiedlichen Erwartungen an ein Konzert besser arrangieren. Vielleicht kann Strand dann auch guten Gewissens mehr Crowdsurfer verlangen.
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