Faun, Circus Krone München, 25.10.2025

Faun im Circus Krone in München

„Never change a winning venue“, möchte man in Anlehnung an ein bekanntes Sprichwort fast sagen. Denn auch wenn Faun in den vergangenen Jahren nicht jedes Mal im Circus Krone gespielt haben, wenn München an der Reihe war, sind doch stets gute Erinnerungen an nahezu magische Abende geblieben. Um die Vorfreude musste man sich also schon im Vorfeld keine Sorgen machen – das Setting versprach Großes. Nur eines galt es zu bedenken: pünktlich da sein. Denn bereits um 19:00 Uhr sollte das Licht im Saal zum ersten Mal ausgehen – Faun hatten mit Pettersson & Fredriksson sowie Ye Banished Privateers gleich zwei Support-Acts im Gepäck.

Den Anfang machten Pettersson & Fredriksson, ein schwedisches Duo, das mit Nyckelharpa und Mandoline eröffnete, später auch zu anderen Instrumenten wie einer Flöte griff und überwiegend schwedische Traditionals spielte. Auch wenn hier und da – der Duo-Besetzung geschuldet – einige Elemente vom Band kamen, gelang es den beiden, mit ihren folkloristisch geprägten Klängen echte Live-Stimmung zu erzeugen. Nicht nur musikalisch, sondern auch durch ihr sympathisches Auftreten: Sie erzählten Geschichten zu den Stücken, teilten Hintergründe und Anekdoten und man merkte einfach, wie viel Spielfreude in ihrem Spiel steckte. Das war schön zu erleben, denn obwohl die beiden schon seit vielen Jahren gemeinsam musizieren, war keine Spur von Routine zu spüren. Ein rundum gelungener Auftakt des Abends!

Setlist Pettersson & Fredriksson:

01. Arnström
02. Finn-Påls Polska
03. Lisas’ herding song
04. Valfrid
05. Diger Jankes Last Walz
06. The Otter Cat

 
Nachdem Pettersson & Fredriksson bereits angekündigt hatten, dass sie „die Piraten schon spüren“, enterten diese nach einer kurzen Umbaupause tatsächlich die Bühne: In starker Achterbesetzung nahmen Ye Banished Privateers den Circus Krone für sich ein und boten vielseitige Klänge mit reichlich Bühnenshow. Zwischen Folk und Shanty pendelnd, erzählten sie auch abseits der Stücke gern Geschichten und ließen die Show phasenweise wie ein Theaterstück wirken. Es gab viel Bewegung, das Storytelling funktionierte auch nonverbal – und der Humor kam nicht zu kurz. Besonders einprägsam war die Szene, als scheinbar ein eingewickeltes Baby auf dem Arm gehalten wurde, das sich kurz darauf als Weinflasche entpuppte – deren Inhalt bald Geschichte war.

Man würde der Band jedoch Unrecht tun, sie auf Humor und Klamauk zu reduzieren: Ye Banished Privateers sind Könner an ihren Instrumenten und bringen auch Emotion eindrucksvoll rüber. Ein Stück wie „Annabel“ etwa, mit seinen balladesken Anklängen und viel Moll, zeigte das deutlich. Auch wenn es danach mit „Raise Your Glass“ wieder in Richtung Party ging, blieb hängen, dass im Wirken von Ye Banished Privateers Substanz steckt. Kein Wunder, dass sie nach „Libertalia“ mit kräftigem Applaus verabschiedet wurden.

Setlist Ye Banished Privateers:

01. Sailmaker’s song
02. We Are Ye Banished Privateers
03. Cooper’s rum
04. Ringaroo at Cooper’s Inn
05. Ships Lost at Sea
06. Chained Below
07. Capstan Shanty
08. Annabel
09. Raise your glass
10. Libertalia

 
Nach dem musikalischen schwedischen Doppel und einer weiteren Umbaupause erklang erneut der Gong, das Saallicht erlosch – und es wurde magisch. Denn, um die Magie vom Anfang des Textes noch einmal aufzunehmen: Während der Show definierte Oliver S. Tyr den Begriff noch einmal, indem er sie anhand des Beispiels eines Stuhls erklärte. Denn: Der Stuhl ist im Kopf dessen, der ihn bauen möchte, zunächst einmal nur eine Vorstellung – und dass diese später zu einem sichtbaren und konkreten Objekt wird, ist die eigentliche Magie. Dem einleuchtenden Beispiel folgend, ist auch die Show von Faun eine Art Magie, denn auch die Stücke mussten erst einmal im Kopf entstehen, bevor sie auf die Bühne gebracht werden konnten. Wie beispielsweise „Belladonna“, das nicht nur das Album, sondern auch die Show eröffnete.

Die naturmystische Stimmung, der typische Pagan Folk von Faun – sofort war er präsent und zu spüren. Nach dem ersten Applaus wurden die Regeln abgesteckt: Die Band begrüßte das Publikum, und Oliver S. Tyr erklärte, dass jeder tanzen dürfe, solange er dabei auf seinem Sitzplatz bleibe und anderen nicht die Sicht versperre. Zudem sei es auch erlaubt, sich die Kleider vom Leib zu reißen, fügte er augenzwinkernd hinzu. Zumindest das Angebot zu tanzen wurde schnell angenommen, vor allem, wenn die Band Klassiker wie „Alba II“ und „Walpurgisnacht“ folgen ließ. Woran man insgesamt erfreulich gut erkennen konnte: Die alten Stücke gehen bereits so kurz nach Release von „Hex“ gut mit den neuen einher. Auch die Band durfte dabei gerne glänzen, wie beim Drehleier-Solo von Stephan Groth, der dabei Passagen aufnahm und wiederholt abspielen ließ, sodass sich der Sound zunehmend verdichtete – eine Technik, die man laut Band im Mittelalter auch „Looping“ nannte.

Auch im weiteren Verlauf des Sets merkte man immer wieder, wie viel Spielfreude da mit drinsteckte und wie sich das auch auf das Publikum übertrug. Auch das ruhigere „Lady Isobel“ fügte sich dabei gut ein und zeigte, dass die Band nach wie vor starke Balladen schreiben kann, während Stücke wie „Wind & Geige“ für viel Bewegung sorgten. Hierfür holte sich die Band auch die Verstärkung von Pettersson & Fredriksson auf die Bühne, was perfekt harmonierte. Kein Wunder also, dass kurze Zeit später nach „Rhiannon“ nicht das Ende erreicht war. Für „Witches Reel“, „Diese kalte Nacht“ und zum Abschluss „Hare Spell“ kamen sie noch einmal auf die Bühne, bevor sie unter großem Applaus die Bühne verließen. Ein wirklich gelungener Konzertabend voller musikalischer Magie!

Setlist Faun:

01. Belladonna
02. Alba II
03. Walpurgisnacht
04. Nacht des Nordens
05. Lament
06. Solo Hurdy Gurdy
07. Gwydion
08. Andro II
09. Lady Isobel
10. Galdra
11. Iduna (mit Pettersson & Fredriksson)
12. Wind & Geige (mit Pettersson & Fredriksson)
13. Rhiannon
14. Witches reel (Z)
15. Diese kalte Nacht (Z)
16. Hare Spell (Z)

 
Und so hört sich das an:

Homepage / Facebook / Instagram

Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert