Of Monsters and Men, Live Music Hall Köln, 12.11.2019 (+Bildergalerie)

Of Monsters and Men

(Die gesamte Galerie findet ihr unter dem Text) Lange hat sich der Herbst noch wacker gegen den Wintereinbruch gesträubt, doch im November geht es dann temperaturmäßig doch zunehmend auf Weihnachten zu. Was könnte da besser ein kuscheliges Gefühl vermitteln als wärmende Folk-Hymnen über märchenhafte Welten? Mit kühlen Temperaturen kennen sich die Bands des heutigen Abends jedenfalls bestens aus, denn sowohl Of Monsters and Men als auch der Support-Act Vök stammen aus dem eisigen Island. Obwohl der größte Erfolg des Hauptacts „Little Talks“ schon ganze acht (!) Jahre her ist, scheint die Begeisterung der Fans ungebrochen zu sein – die Show ist nämlich ausverkauft! Wie passt das denn alles mit dem stilistisch doch sehr anderen aktuellen Album „Fever Dream“ zusammen? Und hat sich die weite Anreise gelohnt?

Vök

Pure Energie der Kontraste

Bevor das Folk-Sextett sein Können unter Beweis stellt, macht es sich das Quartett Vök (Foto) zwischen dem aufwendigen Equipment bequem. Von großen LED-Leuchten umgarnt entwickeln die vier Musiker*innen aus der isländischen Hauptstadt schnell einen bebenden Sog aus wuchtigen Bässen und energischen Melodien. Frontfrau Margrét Rán Magnúsdóttir kümmert sich nicht nur um Gitarre, Klavier und ein beeindruckendes Drumcomputer-Gebilde inklusive leuchtender Sticks, sondern auch um den spannenden Gesang, der sich passend zum Sound zwischen schwelgerisch-melancholischen Strophen und tanzbaren Refrains schlängelt. Nicht nur Fans von The XX und Robyn könnten sich schnell in diesen Sound verlieben – die heute Anwesenden sind jedenfalls schnell im Bann der Band. Von dieser aufgestauten Energie können Of Monsters and Men dann natürlich profitieren, weswegen der Einstieg mit dem ungewohnt beherzten Quasi-Titelsong des aktuellen Albums „Alligator“ besonders fließend gelingt.

Zwischen großen Momenten und Lagerfeuerromantik

Sucht man bei anderen Acts händeringend nach der einen Essenz, die den Stil so unverkennbar und einzigartig macht, ist diese bei Of Monsters and Men schnell auf den Punkt gebracht: Nanna Bryndís Hilmarsdóttir (Foto links) und Ragnar Þórhallsson (Foto rechts) haben beide nicht nur wunderschöne Namen, sondern auch mindestens genau so wunderschöne Stimmen. Und zwar so wunderschön, dass sie auch als alleinige Sänger*innen eine Band zu Hochleistungen treiben könnten, gemeinsam spielen sie aber in einer ganz eigenen Liga. In den kommenden 90 Minuten präsentieren sie und ihre Kollegen sich nicht nur als hervorragende Musiker*innen, sondern auch als eingeschworene Einheit. Gitarrist Brynjar Leifsson spielt sich recht zurückhaltend durch seine Riffs, Hilmarsdóttir schwankt zwischen aufrichtig-verträumten Lächeln und Wirbelwind über die Bühne, Þórhallsson könnte auch Teil einer Metalband sein – wäre da nicht diese zarte Stimme – und Schlagzeuger Arnar Rósenkranz Hilmarsson kümmert sich um das Publikum. Somit gibt es auf der Bühne, neben der atmosphärischen Lichtshow, viele sehr unterschiedliche Charaktere zu bestaunen, während es die ganz großen Folk-Momente auf die Ohren gibt.

Überraschenderweise reihen sich die aktuellen, poppigeren Songs im Live-Erlebnis fließend neben die älteren Stücke ein, bringen zudem noch kleine Finessen in die Setlist. Denn mit „Wars“ flirten die Isländer*innen plötzlich mit laszivem R’n’B und das sehr träumerische „Sleepwalking“ stellt einen der atmosphärischen Höhepunkte des Abends dar. Über weite Strecken verbreiten Of Monsters And Men aber lupenreines Lagerfeuerfeeling, denn im Prinzip lassen sich die Stücke alle auf den rohen Kern reduzieren: Phänomenale Melodien, getragen von wirkungsvollen Arrangements und außergewöhnlichen Stimmen. Daher macht es einfach wahnsinnig viel Spaß, wenn der gesamte Raum bei Hits wie „Mountain Sound“ oder natürlich „Little Talks“ mitsingt. Dabei sind die Songs aber nicht nur qualitativ in einer eigenen Welt, auch inhaltlich verzaubern die Stücke wortwörtlich – Texte wie die von „King and Lionheart“ oder „Dirty Paws“ gleichen detailreichen Märchen. Eskapismus der feinsten Sorte also, den die Zuschauer*innen heute geboten bekommen. Die Interaktionen glücken daher auch auf voller Länge, die Chöre sind laut, der Applaus sowieso und die zahlreichen freudestrahlenden Gesichter nach Konzertende einfach unbezahlbar. Obwohl der größte Charterfolg also schon einige Jahr her sein mag – nach so einem Auftritt muss sich niemand wundern, wieso das isländische Sextett immer noch für ausverkaufte Hallen sorgt. Das größte Kino der kleinen Momente!

Und so hört sich das an:

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Of Monsters and Men live 2019:

  • 17.11.2019 Docks, Hamburg (ausverkauft)
  • 21.11.2019 Backstage Werk, München (ausverkauft)

Bildergalerie

Die Bildrechte liegen bei Patrick Schulze.

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