Ein Debütalbum im Januar mit Singles, die mittlerweile bei den populären Streaming-Anbietern auf mehrere Millionen Aufrufe kommen. Zwei große Festivalauftritte im Juni. Drei ausverkaufte deutschte Clubs im November. Das Jahr 2019 scheint für die amerikanische Rock-Band Badflower ausschließlich Gutes zu bringen. Eines dieser drei deutschen Konzerte fand am 12. November im unangenehm schlauchigen Kölner Luxor statt: Eine große Band in kleinem Rahmen.
Als die vier Musiker zu epischem Instrumental-Intro die von Boxen und Säulen umsäumte Bühne des stickigen Raums betreten, deutet sich bereits das an, was die folgenden 90 Minuten durchziehen wird: Badflower wollen hoch hinaus. Das passende Material hat das Quartett dafür bereits im Gepäck, auch wenn einige Songs etwa zehn Jahre zu spät kommen. Die Band spielt emotionsgetränkten Alternative-Rock, der den Hang zu großen Melodien niemals misst, in den richtigen Momenten aber auch auszubrechen weiß. 2000er-Emo-Bands wie Fall Out Boy, My Chemical Romance und Panic! At The Disco lassen grüßen. Besonders die Momente, in denen sich die Bandmitglieder in Ekstase spielen, gestalten sich in der Live-Situation grandios. Zudem misst man natürlich auch nicht das obligatorische Drum-Solo. „Bury A Friend“ von Pop-Superstar Billie Eilish hat die Band ebenfalls dabei, was dank des eigenen Charakters, den man dem Stück beimisst, erstaunlich viel Spaß macht.
Frontmann Josh Katz fühlt sich unter seiner strähnigen zuerst blondierten, dann in grellem Blau nachgefärbten Mähne sichtlich wohl, geht auf Zurufe ein und sucht immer wieder auch den direkten Körperkontakt. Er fragt die Fans, wo sie seine Band bereits live gesehen haben. Ein Großteil der Armpaare schnellt nach oben, als er den Rock Am Ring-Auftritt im vergangenen Sommer erwähnt. Ganz nebenbei klärt er mal eben die eh unnötige Köln-Düsseldorf-Fehde. Gerade diese Art der Kommunikation, die nur in kleineren Locations funktioniert, scheint dem charismatischen Sänger also ganz zu liegen. Seine Gestik und Körperhaltung sprechen dahingehend eine andere Sprache und schreien förmlich nach den großen Bühnen. Wenn sich der 29-Jährige zu Boden schmeißt, um dort weiter auf sein Instrument einzudrischen oder aber Fäuste reckend über das Publikum gleitet, dann sieht man nicht 500, sondern 10.000 Menschen vor der Band eskalieren.
Apropos eskalieren. Die Menge ist angenehm durchmischt. Vorne links trifft sich die Party-Fraktion zum gefühlvollen Pogo, überall anders kommen die introvertierteren und fauleren Anhänger zum gemeinsamen Choral zusammen. Textsicher ist man überall im Raum. Die Stimmung ist ausgelassen. Der Sound ist fett – auch wenn einige wenige Sachen vom Band kommen. Der Qualität des Konzertes macht das jedoch keinen Abbruch. Badflower haben große Pläne. Momentan sieht es so aus, als könne die Band diese auch verwirklichen. Wir werden sehen.
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