Fünf Konzerte. Fünf europäische Städten. Allesamt handyfrei. Smartphones in kleinen Taschen verschlossen. Ungewohnt intim. 900 Menschen statt 15.000. Der Anlass: Das neue Album „Never Let Me Go“. Erschienen in der Vorwoche. Jetzt auf Nummer 1 in Deutschland. Die letzte dieser Shows in der Heimat London. Direkt ausverkauft, selbstredend. Islington Assembly Hall: Prunkvolle Halle aus den 1930er-Jahren samt Stuck und Wandverzierungen. Gespannte Menge, Altersschnitt um die 40, einige mit vielen Tattoos und Leder, früher alternativ. Kein Warmup, pünktlicher Beginn.
Licht aus, Lärm an. Vier Musiker*innen schreiten über die Bühne. Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, Gitarre. Bleiben im Hintergrund. Kurze Zeit später zwei weitere. Die Hauptprotagonisten. Stefan Olsdal unauffälliger mit Bass. Viersaiter tiefhängend wie der Bühnenboden. Später dasselbe mit Gitarre. Brian Molko mit Schnauzbart und Sonnenbrille, längeres schwarzes Haar. Immer wieder mit Rockstargesten. Instrument zur prachtvollen Decke und zurück. Keine Worte zwischen den zwei Parteien: Band und Publikum. Eine Ausnahme: Olsdal hat Geburtstag. „Happy Birthday“, „Thank you“, mehr nicht. Im Austausch sonst nur Blicke und Gesten – und Musik natürlich. Die Band liefert, die Menge reagiert. Euphorisch etwa wenn „For What It’s Wort“ anklingt. Oder auch beim lahmen Haus-Maus-Fest „Too Many Friends“.
Viele Placebo-Alt-Hits? Fehlanzeige. Einige natürlich. Alle spielen wär eh zu viel. Und Deep-Cuts. Ein paar das erste Mal seit 2014. „Blind“ von der 2006er „Meds“. Außerdem ganz viel Neues. Neun Mal insgesamt. Das Meiste wunderbar. Der druckvolle Opener „Forever Chemicals“ zum Beispiel. Drei Gitarren = Soundwand. Soundwand = gut. Oder nicht? Besonders hervorstechend: „Beautiful James“ und „Try Better Next Time“. Vor zwanzig Jahren definitiv Hits. Zu spät, schade.
Das melancholische Placebo scheinbar in der Vergangenheit. Das zwanghaft poppige ebenso. Immerhin. Heute: Rock. Oft erst mantraesk, dann Steigerung, dann Ausbruch. Soundbrett. Schicht über Schicht über Schicht. Manche Arme in die Höhe. Manchmal Springen. 80 Minuten insgesamt. Zuende. Applaus. Ab zur Garderobe. Jacke holen. Handy vom Gefängnis befreien. Raus ins kalte Dunkel. Pub? Noch was essen? Das nächste Mal dann wieder in der Arena.
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Und so hört sich das an:
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Placebo live 2022:
01.10. – Frankfurt, Festhalle
04.10. – Stuttgart, Schleyerhalle
06.10. – Berlin, Mercedes-Benz Arena
22.10. – Hamburg, Barclays Arena
26.10. – München, Olympiahalle
07.11. – Köln, Lanxess Arena
Fotorechte: Jonas Horn.
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