Es war eine sehr kurzweilige Hinfahrt zum Tourauftakt von Project Pitchfork in Nürnberg. Die sich an diesem Freitag verbreitende Nachricht, dass das neue Album „Elysium“ auf Platz 3 in die offiziellen Albumcharts eingestiegen ist, führte zu lebhafter Diskussion in den sozialen Kanälen und auch, wenn die Frage im Raum, inwieweit diese Charts heutzutage noch einen Aussagewert haben, kann man qualitativ ohnehin konstatieren: Dieses Album hat es verdient. Was diese Platzierung auch zeigte: Project Pitchfork haben eine traue Fanbase, die noch den physischen Tonträger schätzt und diesen auch gerne am Veröffentlichungstag vorliegen haben möchte. Von dieser treuen Fanbase aus ist man dann auch schnell in Nürnberg angelangt, wo sich an einem milden Frühlingsabend der Club allmählich gut füllte und Neugierde wie auch Vorfreude groß waren.
Als es um 20 Uhr losgehen sollte, war der Support-Act tAngerinecAt noch mit letzten Vorbereitungen auf der Bühne beschäftigt, bevor der gehobene Daumen den nahtlosen Übergang zum Beginn samt ausgehendem Saallicht auslöste. In Duo-Besetzung standen Zhenia und Paul auf der Bühne, mit viel Elektronik, aber auch einer markanten Drehleier dabei, und zogen die Zuschauer gut in ihren Bann. Elektronische Soundscapes, Drones, noisige Anklänge und teils hypnotisch wirkender Gesang sprengten allzu gerne auch mal das klassische Songformat. Neben all den elektronischen Klängen mit mal mehr Tanzbarkeit wie in „Molfar“ und mal eher leichter Verstörung (diese Bezeichnung bitte positiv lesen) wie in „Anti-Lullaby“ bekam das alles durch die Drehleier von Zhenia ab und an noch einen folkigen Touch, was bereits der Opener „Ask Owl“ zeigte. Es war nicht immer leichte Kost, was tAngerinecAt in den 45 Minuten ihres Sets boten, aber das Publikum zeigte sich angenehm aufgeschlossen, sodass der Tourauftakt für das Duo aus Wales ein gelungener war.
Setlist:
01. Ask Owl
02. Something Broke Inside
03. Anti-Lullaby
04. House of Shards
05. Molfar
06. Mass of the Black Cats
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Es folgte eine halbe Stunde Umbaupause, in der man merkte, dass der Wunsch nach einem guten Platz groß war. Trotz Andrangs an der Bar waren die vorderen Reihen bereits dicht gedrängt, man wollte eben nicht nur eine gute Zeit, sondern auch eine gute Sicht haben, während man gemeinsam feiert. Genau, gemeinsam – denn „Unity“ als Opener feierte bereits direkt diese Gemeinsamkeit, Sue stand für diesen Opener mit auf der Bühne, die Chemie zwischen Band und Publikum stimmte direkt. Dass mit „Timekiller“ und „Conjure“ zwei tanzbare Klassiker folgten, sorgte dafür, dass das Eis hier direkt geschmolzen war (gebrochen werden musste es gar nicht erst). Eben die besagte „Unity“, denn schließlich besingt man es seit 1992 bereits in „Conjure“: „We are the Unity“.
Es ist dieses Zusammenspiel aus Konstanten und Weiterentwicklung, Bekanntem und Neuerungen, das bei Project Pitchfork schon immer so gut funktioniert. Auf der musikalischen Ebene äußert es sich in der Songauswahl. Wenn nach einem tanzbaren „Evergreen“ wie „Alpha Omega“ das jüngst erschienene, elektronisch-balladeske „Melancholia“ direkt daneben eine gute Figur macht, ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung. Hinzu kommt: Dass bei einer Band, die bereits 35 Jahre aktiv ist, schon mal personelle Änderungen geschehen, ist nichts Ungewöhnliches, aber eben auch nicht zwingend ein Selbstläufer. So wurde auf dieser Tour Waik als neuer Live-Keyboarder vorgestellt und machte, obgleich die Fußstapfen groß sind, eine gute Figur auf der Bühne.
Was noch auffiel: Die Setlist war zwar auf der einen Seite eine gewohnte Reise durch die Laufbahn, auf der anderen Seite aber auch stark mit Stücken des neuen Albums besetzt, das bei „Der Tanz“ bereits kurz nach Erscheinen gar Szenen-Applaus erhielt. Mit „God Wrote“ fand zudem ein Stück ins Set, das länger nicht dabei war. Mit dem Ergebnis, dass Peter Spilles zunächst einmal den Einsatz verpasste, was im Endeffekt zu einem sympathischen Moment dieses Abends wurde. Überhaupt wirkte das alles sehr erfreut und dankbar, was da auch neben der eigentlichen Musik von der Bühne kam. All das führte – zugegeben: wenig überraschend – dazu, dass nach „Beholder“ noch zwei Zugabenblöcke anstanden. Diese schlugen ebenfalls den Bogen durch die Laufbahn, eh der Schlusstitel „Final Words“ ein ca. zweistündiges Set beendete. Und damit auch einen sehr gelungenen Abend in Nürnberg.
Setlist:
01. Unity
02. Timekiller
03. Conjure
04. Titânes
05. And The Sun Was Blue
06. Alpha Omega
07. Melancholia
08. Rain
09. The Queen Of Time And Space
10. Volcano
11. God Wrote
12. Acid Ocean
13. Der Tanz
14. K.N.K.A.
15. Existence
16. Summer Walk
17. Beholder
18. Transformation (Z)
19. Souls (Z)
20. Learning to Live (Z)
21. Onyx (ZZ)
22. Final Words (ZZ)
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Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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