Razorlight, Kantine Köln, 12.02.2019

Von manchen Bands kennt man zwei, drei Songs, die mal im Radio liefen, mehr aber auch nicht. Warum man sich nicht näher mit den anderen Werken beschäftigt hat, weiß man selbst nicht so genau. Und manchmal kann man sich diese sträfliche Missachtung erst recht nicht erklären, wenn man die Band dann doch mal live gesehen hat und sie einen auf Anhieb begeistern konnten. Oder auch: Wie Andrea zum Razorlight-Fan wurde.

„Wire to Wire“ und „America“ sind wohl die beiden Songs, die selbst denen ein „Ach, die sind das!“ entlocken, die vorher behaupten, noch nie von der Band gehört zu haben. Viel mehr Songs kannte ich zugegebenermaßen auch nicht, ließ mich aber bereitwillig überreden, mit zum Konzert zu kommen. Die Kantine in Köln konnte die Band um Sänger Johnny Borrell zwar nicht ganz ausverkaufen, aber viel fehlte da wahrscheinlich nicht mehr. Was sofort auffiel, war das Durchschnittsalter des Publikums. Es ist jedenfalls lange nicht mehr vorgekommen, dass ich mich mit meinen knapp 30 Jahren bei einem Konzert jung gefühlt habe. Für die Stimmung schienen aber gerade diese beiden Faktoren förderlich gewesen zu sein: Der freie Platz wurde vom ersten Song an zum Tanzen und später für Moshpits genutzt. Und den Fans sah man die Freude darüber, die Razorlight-Hits, die mittlerweile auch gut 10 Jahre zurückliegen, endlich (wieder) live zu sehen, deutlich an.

Razorlight selbst wirkten dagegen auf der Bühne vollkommen unaufgeregt. Mit einer Attitüde, die ganz knapp zwischen Coolness und Arroganz schwankte, spielten sie ihr Programm ab. Die Interaktion mit dem Publikum in Form von Ansagen fiel dabei auch eher minimal aus, kam aber eben doch in den entscheidenden Momenten, beispielsweise bei spontanen Zwischenrufen. Das mag jetzt erstmal nach einem unsympathischen Auftreten klingen, aber zusammen mit dem leicht abgerockten Äußeren der Band gab das schon ein passendes Gesamtbild ab. Manche können sich so ein Auftreten eben erlauben, ohne dass man es ihnen übel nimmt.

Auch aus musikalischer Sicht war der Abend ein kurzweiliges und spaßiges Erlebnis. Die beiden oben genannten Radio-Hits durften natürlich nicht fehlen, nahmen aber bei weitem nicht so eine Sonderstellung ein, wie man hätte denken können. Vielmehr reihten sie sich in eine Setlist ein, bei der man als Razorlight-Neuling kaum unterscheiden konnte, welche Songs alt und welche neu waren. Zwar lagen zwischen dem letzten Album und der aktuellen Platte „Olympus Sleeping“ 10 Jahre und ein paar Neubesetzungen in der Band, doch der Sound ist gleich geblieben und funktionierte auch in Köln super. Die Gitarren schrammelten, bis die Saiten rissen und auch die Drumsticks hielten nicht bis zum Ende durch, wohl aber Johnny Borrells kräftige Stimme. Griffiger Indie-Rock, bei dem es einfach Spaß macht, zuzuhören. Warum hat mir das eigentlich niemand früher gesagt?

Und so hört sich das an:

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