Wer nur hier ist, um die paar großen Hits aus den 80ern zu hören, hat schlechte Karten. Mit diesen Worten begrüßt Rick Astley seine nicht ganz 2000 Gäste im Kölner E-Werk am 15.09.2018, einem Samstagabend. Ergänzend erklärt er, wo sich die Toiletten und Bars befinden. Einfach nur, um mit sinnvollen Dingen die eventuell aufkommende Langeweile bei den Leuten überbrücken zu können. Solche und noch unzählige weitere selbstironische Monologe sind zwischen den Songs von dem unglaublich sympathischen Engländer zu hören.
Bei seinem größten und gleichzeitig ersten Hit „Never Gonna Give You Up“ wandelt er die Zeile „We’ve known each other for so long“ in „We’ve known each other since 1987“ um. Seit diesem Jahr ist Rick Astley nämlich im Rampenlicht. 31 Jahre später hat er mindestens noch genauso Lust drauf. Zwar sind an dem 52jährigen die Jahre nicht spurlos vorbeigezogen, genug Energie hat er trotzdem noch. Gleiches gilt für das Publikum. Selbstverständlich befinden sich hier keine Teenies – allerdings darf das Teenagergefühl für kurze Zeit wieder auflodern. Die, die ihn damals gefeiert haben, tun das heute noch ähnlich, nur eben mit Mitte 40. Das Publikum ist größtenteils weiblich. Das weiß auch Rick. Er freut sich dennoch immer über die paar Gentlemen im Publikum. Er befürchtet, dass nur ein kleiner Teil der Männer freiwillig heute Abend hier ist. Der Großteil hingegen darf als Taxi zum Konzert hinhalten und bekommt von ihm eine große Portion Mitleid, da man sich die Stimmung nicht mal mit Alkohol verschönern kann. Deswegen soll doch probiert werden, einfach mal loszulassen und eine gute Zeit zu haben.
Das scheinen auch fast alle hier zu haben. Stolze 130 Minuten lang werden 80s Classics mit straightem, aber dennoch anspruchsvollen und selbstgeschriebenem Erwachsenen-Pop kombiniert. Die Band – bestehend aus Drummer, Bassist, Gitarrist, Keyboarder und zwei sehr begabten Backgroundsängerinnen – sorgt dafür, dass die Musik auf den Punkt kommt. Der Sound ist ab Song 1 perfekt. Wie dankbar Mr. Astley für diese Band ist, betont er wiederholt, überlässt sogar jedem ein ausgedehntes Solo. Die Backgroundsängerinnen dürfen gleich mehrere Male allein vorn an der Bühne stehen und das Publikum überzeugen. Der Einzige, der ein wenig zu kurz kommt, ist laut Rick selbst der Gitarrist – so viele E-Gitarren-Soli gibt’s einfach in seinen Songs nicht. Passiert. Verkraftet er.
Showtechnisch wird sehr klassisch auch nur Wert auf die Musik gelegt. Keine Leinwand, keine Requisiten, keine Kostümwechsel, nur Licht und eben sehr guter Sound. Die wunschlos-glücklich Setlist setzt sich aus 20 Songs zusammen und bietet zur Hälfte Werke aus seinem aktuellen, wirklich gelungenen Album „Beautiful Life“ und dem vorangegangenen Comeback „50“. In diese Nummern, die er geschrieben und produziert hat, hat er viel Herzblut gesteckt, da viele davon Stories aus seinem Leben skizzieren und eben mehr er selbst sind als seine bekannten Hits. Trotzdem zeigt er sich vielseitig – die anderen 50% Konzert sorgen demnach für 80er-Discofeeling oder überraschende Coverversionen. Obacht! Rick Astley kann nicht nur Schnulli-Pop. Sein Hit „Take Me To Your Heart“ erhält ein MashUp mit Rihannas „We Found Love“, außerdem schwärmt er ausgiebig von George Ezra und singt seinen Track „Shotgun“. Wie gut der Herr wirklich drauf ist, wird aber erst in den 45 Minuten Zugabe klar, in denen er sich unter anderem sogar an die Drums setzt, auch andere Bandmitglieder die Instrumente tauschen und alle gemeinsam „Highway To Hell“ von AC/DC performen. Wirklich eine sehr geile Überraschung (seht hier einen Ausschnitt auf unserem Instagram-Account).
Neben dem Sound macht auch das E-Werk organisatorisch einfach alles richtig. Pünktlich um 20h betritt der Supportact die Bühne, der mit Elise LeGrow sehr stilvoll ausgewählt wurde. Sie präsentiert mit ihrer markanten Stimme einige 50er/60er Songs im neuen Gewand und lockt aus „Rescue Me“ von Fontella Bass oder „You Never Can Tell“ von Chuck Berry sehr jazzig-moderne Elemente. Auch Rick Astley ist pünktlich und um 21h am Start. Vorbildlich!
Insgesamt also ein Abend bestehend aus viel Freude, persönlichen Anekdoten, Nostalgiegefühl und einem guten Zusammenspiel. Ein gutes Konzert, das Fans mehr als zufrieden stellen sollte.
Und so hört sich das an:
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Foto von Christopher.
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