RIN ist derzeit einer der erfolgreichsten Newcomer im Deutschrap. Vor gut einem Jahr trat er, frisch vom Künstler-Kollektiv Live From Earth getrennt, erstmals in Köln auf. Der Clubbahnhof Ehrenfeld war damals nicht ganz gefüllt, sein Erfolgsalbum “EROS” noch nicht veröffentlicht. Während der Rapper im Laufe des vergangenen Jahres dann einen Hit nach dem anderen auf den Markt schleuderte und sich damit Radio-Rotationen sichern konnte, erhielt er immer mehr treue Anhänger. Die anschließende Tournee zum Debütalbum war restlos ausverkauft, darunter das Konzert im Kölner E-Werk. Aufgrund der großen, und vorallem unerwarteten, Nachfrage (bis zum Tourbeginn kam es immer wieder zu Hochverlegungen) spielt RIN nun einen zweiten Tourteil und macht in den noch größeren Locations der Republik Halt. In Köln bedeutete das ein Abend im Palladium – dieser war seit Monaten ausverkauft.
Los ging es für die Fans am Sonntag Mittag bereits vor der Halle mit dem RIN-Merchtruck. Aus einem “umfunktionierten Foodtruck” heraus wurden die limitierten Merchandise-Artikel RINs verkauft. Mode und RIN-Fans passen wie die Faust aufs Auge zusammen und so schlug das top gestylte Publikum hier bereits ordentlich zu.
Als es im Palladium um Punkt 20 Uhr losging, betrat Rapper Reezy für ein 25-minütiges Warm-Up die Bühne. Die schwitzende Meute ging mit, kannte die Texte des Newcomers zum Teil bereits und feuerte erste Moshpits ab. Moshpits – das ist das, worum es bei einem RIN-Konzert in erster Linie geht. Das weiß doch jeder. In der kürzlich veröffentlichten Tourdoku des ersten “EROS”-Tourteils, die den Namen “Access All Areas” trägt, wird dies besonders betont und bildlich eingefangen. Die Fans, denen die Ausrichtung auf die Publikumsenergie zu gefallen scheint, sind dementsprechend zum maximalen Turn-Up bereit.
Nach dem Auftritt von Reezy folgte eine Umbaupause von weiteren 25 Minuten, die sich mir nicht ganz erschließen ließ und auch hätte übersprungen werden können. Das Bühnenbild RINs war nämlich bereits vollständig angebracht – lediglich das DJ-Pult von Minhtendo (Tour-DJ von RIN und Reezy) verschwand hinter riesigen Rollläden.
Als RIN schließlich mit dem ersten Drop von “Dizzee Rascal Type Beat” auf die Bühne sprang gab es in der Menge kein Halten mehr. Von diesem Augenblick an sind 65 Minuten lang gefühlt alle 4000 Menschen, die das Palladium fasst, gesprungen, durchgedreht und in Moshpits versunken. Während der wenigen “ruhigeren” Songs wurde damit natürlich weitergemacht. Seitens RIN wurde dieses Eskalieren immer wieder gelobt. Der Rapper machte sich vorallem dadurch sympathisch, dass er zeigte, wie sehr er sich über all die Energie freute. Direkt in der ersten Ansage des Abends verwies er auf die oben erwähnte Tourdoku, in der er das Konzert im E-Werk 2017 als Tourhighlight kührte. Seine Erwartungen, das Ganze bei diesem weiteren Köln-Konzert noch einmal zu toppen, wurden dann wohl, wie er hinterher auf Twitter bestätigte, erfüllt. Außerdem zählte der Rapper den Abend über die Anzahl der ohnmächtigen Mädchen, die von Securities rausgetragen werden mussten. Köln sei eben das heftigste Publikum, wie er es sinngemäß verkündete, das habe er bereits damals im Clubbahnhof Ehrenfeld zu spüren bekommen.
Die Show war, im Vergleich zum ersten Tourteil, nochmal ordentlich aufpoliert worden. In drei Teile war das Set diesmal geteilt – begonnen hat es standardmäßig alleine auf der Bühne mit Minhtendo im Hintergrund. Im zweiten Teil “schwebte” RIN dann auf einer auf der Bühne installierten, großen Wolke. Im dritten Teil stand er auf einer B-Stage mitten im Publikum. Neben der größeren Hallen dürften auch diese Spielereien ein Grund für den um einen Zehner erhöhten Eintrittspreis gewesen sein – kann man mal machen.
RIN spaltet derweil weiterhin die Deutschrap-Fans – die einen hassen ihn, die anderen lieben ihn. Etwas dazwischen scheint es kaum zu geben. Doch auch die Kritiker können meist nicht leugnen, dass seine Konzerte einzigartig sind. Die abgedroschene Phrase, dass sich ein Hallenkonzert eines Künstlers anfühle wie in einem kleinen Club, trifft bei RIN wohl am ehesten zu. Seine erstaunlich hohe Anzahl an Hits nach nur einem Album sorgt innerhalb einer vollgepackten Stunde Konzert immer wieder für Gänsehaut-Momente, was ihn wahrscheinlich zu einem der besten Live-Acts des Landes macht – sofern die Musik einen denn anspricht, natürlich.
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