Es war so weit, und München hatte sichtlich darauf gewartet. Kurz vor den ersten Headliner-Shows wurde mit „Allein sein ist so leicht“ noch die bisher wohl melodischste Nummer von Sperling veröffentlicht. Zwar gab es anfangs noch eine Abendkasse für die Kranhalle im Münchner Feierwerk, doch am Ende konnte erfolgreich „ausverkauft“ vermeldet werden. Ganz klar: Die ganze Arbeit, die vielen Support-Shows mit Acts wie Marathonmann und Rogers – es hat sich ausgezahlt. Sperling haben sich inzwischen eine ansehnliche Fanbase erspielt, wie auch die zahlreichen getragenen Shirts an diesem Abend zeigten.
Wie schon die Röhrenfernseher und der Bühnenhintergrund andeuteten, hatten Sperling heute auch einen Support-Act dabei: Nikra. Die junge Mannheimer Band, die sich grob im Indie mit deutlichem Hang zum Punk einordnen lässt, ließ sich nicht lange bitten. Sie eröffneten den Abend mit „Fake“ und präsentierten dabei eine ordentliche Portion Wut im Bauch. Stücke wie „Vom Fliegen und Fallen“ bewiesen, dass man in Punk-Attitüde auch gut Moll und Selbstreflexion unterbringen kann. „Das, was man ein Arschloch nennt“ begann sogar sehr ruhig, während Songs wie „Tanz für mich“ klar in eine Richtung zielten: voll auf die Zwölf. Das abschließende „Scherben“ beendete dann ein ausführliches, aber niemals langweiliges Set, das Nikra sicherlich einige neue Hörer eingebracht hat.
Setlist Nikra:
00. Intro
01. Fake
02. Zeitgeist
03. Vom Fliegen und Fallen
04. Orbit
05. Körper
06. Das was man ein Arschloch nennt
07. Blüte
08. Alles gelogen
09. Kälte
10. Tanz für mich
11. Scherben (+ Scherben Outro)
Nach einer Umbaupause und mit einem frischen Getränk war die Lücke zwischen Bühnenrand und erster Reihe verschwunden, und es konnte losgehen: Sperling enterten die Bühne in ihrer typischen Besetzung (inklusive ihres „Alleinstellungsmerkmals Cello“) und eröffneten den Abend mit „Verlieren“. Getragen begonnen, steigerte sich die Band zum breitwandigen Chorus und legte einen gelungenen Start hin für ihre erste Headliner-Show in München. Nach dem folgenden „Bleib“, das neben seiner Melodiösität auch den rauen Charme des Debüts „Zweifel“ mit sich brachte, folgte die Begrüßung. Man merkte Sänger und Bassist Jojo an, wie ehrlich das alles war und wie sehr sich die Band freute, endlich die – hart erarbeitete und mehr als verdiente – Headliner-Tour spielen zu können.
Im Gegensatz zu den vielen Support-Shows gab es nun auch deutlich mehr Zeit, das ganze Abwechslungsreichtum der Band auf die Bühne zu bringen: von Aggression über Gefühl, in unterschiedlichsten Gewichtungen. So funktionierte „Es geht“ auch ohne die Feature-Artists wunderbar und zeigte die Wut, die Sperling in vielen Momenten innewohnt. Stücke wie „100 Tonnen Kummer“ oder das eingangs erwähnte „Allein sein ist so leicht“ hingegen präsentierten die Band melodisch und nachdenklich. Das zeigt nicht nur ihre Vielseitigkeit, sondern auch die Entwicklung der Band: Vom anfänglichen Fokus auf gesprochenes oder „geshoutetes“ Wort hat sich der Sound weiterentwickelt, ohne dabei den eigenen „Spirit“ zu verlieren.
Mit diesen musikalischen und emotionalen Facetten spielte die Band ein starkes Set und zeigte sich auch in den Ansagen sympathisch. Beispielsweise, wenn Hörer die Band anschreiben und sagen, dass ihnen bestimmte Songs etwas bedeuten. Auch wenn nicht immer Antworten zurückkommen, betonte die Band, dass sie alles liest und ebenfalls berührt ist. In Kombination mit ihren Klängen war es kein Wunder, dass das Quartett nach „Baumhaus“ noch einmal auf die Bühne zurückkehrte. Mit „Schlaflied“ und „Die Welt ist schuld“, gefolgt von einer Danksagung, ging es anschließend begeistert in den späten Mittwochabend – mit dem Wissen, dass dies sicherlich nicht die letzte Sperling-Show gewesen sein wird, die man besucht hat!
Setlist Sperling:
01. Verlieren
02. Bleib
03. Es geht
04. Dünner als Papier
05. 100 Tonnen Kummer
06. Luft
07. Allein sein ist so leicht
08. Die kleine Angst
09. Angst
10. Schnee
11. November
12. Mond
13. Frost
14. Meer
15. Baumhaus
16. Schlaflied (Z)
17. Die Welt ist schuld (Z)
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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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