Sudden, Club Volta Köln, 25.04.2019

“Happy Birthday!“, hieß es am vergangenen Donnerstag. Denn der 31-jährige Sudden (eigentlich Steven Matyssek) hatte Geburtstag und das sollte natürlich gebührend gefeiert werden. Zu dieser Feierlichkeit hatte der Braunschweiger Rapper viele Fans und Freunde in den ausverkauften Kölner Club Volta eingeladen – und auch wir durften uns zu den glücklichen Gästen des Abends zählen. Wie es sich gehört, brachten zum Kölner Tourstop – Suddens Geburtstag wurde natürlich nicht nur an einem Abend, sondern in verschiedenen Städten in Form einer Tour gleich mehrfach gefeiert – einige der zahlreichen Besucher auch Geburtstagsgeschenke mit, die fein säuberlich auf einem Präsent-Tisch gestapelt wurden.

Pünktlich um 20 Uhr betrat zunächst Suddens rechte Hand und Back-Up Duff die Bühne, der – in Hemd und Sakko gekleidet – in theatraler Form das Publikum des Abends Willkommen hieß und anschließend Support-Act Twizzy sowie dessen DJ und stark Kaugummi-kauendem Backup IDC auf der Stage begrüßte. Deutlich holprig und rhythmisch unsicher, dafür aber mit viel Spaß und guter Laune, führte der kleingewachsenem Twizzy mithilfe von kurzen Songpassagen sowie Call-and-Response-Rufen durch sein Debütalbum “Snitch” und versuchte so das Publikum auf den folgenden Konzertabend vorzubereiten. Obwohl die Konzertbesucher des Abends etwas überfordert von der überwältigenden Gesamtsituation schienen, applaudierten und jubelten sie laut mit.

In fast nahtlosem Übergang betrat schließlich nach nur einem kurzen Warm-Up der Star des Abends, Geburtstagskind Sudden, unter tosendem Applaus und schick in Schale geworfen die Bühne. Mit dem Intro-Song seines gleichnamigen Albums “Ihr braucht mich“ bahnte er sich dabei vom Seiteneingang des Clubs seinen Weg durch das Publikum auf die Bühne, auf welche es für den Rapper sogleich Willkommensgeschenke à la Pokeball-BHs und Plastikblumen regnete. Gut gelaunt, voller Power und rhythmisch-stark stellte Sudden gleich zu Beginn seiner Show einen professionellen Kontrast zu seinem Voract dar und performte wild-tanzend und selbstbewusst die Songs seines aktuellsten Albums. Auch das Publikum hatte gesangliche Power mitgebracht, stimmte es doch gleich nach den ersten Songs ein kräftiges “Happy Birthday“-Ständchen für den 31-Jährigen an. Die Konzertgäste des Abens mussten ihrem Super-Sudden, der für gewöhnlich in alter Superheldenmanier die Welt rettet, schließlich tatkräftig danken, dass er sich eine(n)(Geburts)Tag Auszeit für seine Fans und Freunde genommen hatte. 

Zwischen theatralischem, dramatischen Bühnengeschehen, Verwandlungen von “YÜAH-Super” zu “HAÜY-Evil”-Sudden, Geburtstagsgeschenk-Öffnungs-Zeremonien, einer Luftblasenmaschine während des Songs “Baumhaus“, wahllosen Capri-Sonne-Würfen oder Marihuana-Vergötterungen zum Song “Viel zu high“, bekam der Zuschauer während des Konzertabends eine Menge zu bieten. Stets in eine theatrale, von Dramatik-übersähten Handlung gepresst, waren die Sujets der Songs alle in einen – wenn auch sehr verwirrenden – Sinnzusammenhang gebracht worden, was aber par Excellence den altbekannten Humor des Braunschweiger Rappers widerspiegelte. Im Laufe des Abends präsentierte Sudden dabei nicht nur sämtliche Songs seines aktuellen Albums, sondern gab auch – wenn auch für die jungen Besucher des Abends in (durchaus enttäuschender) jugendfreier Version – alte Klassiker wie “Pokemonkarten” (Du weißt / Ich bin einer von den Guten, es ist Zeit für uns zu knutschen. / Du weißt, ich steh auf deine geilen Hupen …) oder “Dörte Müller” zum Besten.

In den Zuschauerreihen des Abends befand sich eine bunte Mischung aus Schülern, Studenten, Arbeitnehmern und allen voran Sudden-anhimmelnden-Dörtes. Dennoch fiel schon bald am rechten Bühnenrand vor allem eine ganz besondere Dame auf, die mit aufgesetztem Happy-Birthday-Geburtstagskrönchen und in feinster Sonntagskleidung nahezu jeden Schritt des Braunschweiger Rappers lauthals kommentierte und versuchte, diverse (für die Situation unangebrachte) Sprechchöre anzustimmen. Nach gefühlten 100 kläglichen Versuchen wurde sie schließlich von einem weiteren Konzertbesucher gestoppt als sie (mal wieder) aus voller Kehle schrie: “TUPAC IST SCHEißE!”, indem er ihr ebenfalls lauthals antwortete: “TUPAC IST TOT, meine Güte.” Situationskomik lässt sich bekanntlich nicht erklären, aber glaubt mir, ihr hättet gelacht.

Obwohl der Konzertabend bei weitem unkonventioneller und absurder als bei manch anderen Musikkonzerten verlieft, bot Sudden seinem Publikum mitsamt Backup Duff eine durchaus unterhaltsame und amüsante Show mit buntem Bühnenbild, tanzte und performte bis zum Abwinken und zeigte seinem Publikum auch auf musikalischer Ebene, dass er zum Rap-Superhelden geboren wurde. Wer Sudden also schon immer mal fernab von Trailerpark-Auftritten als Solo-Act sehen und darüber hinaus womöglich eines der wunderlichsten Deutschrap-“Musicals” auf hiesigen Konzertbühnen live erleben wollte, sollte sich also unbedingt eine Karte für ein Konzert des Braunschweiger Rappers besorgen. Obwohl dieses Konzert mitsamt seiner Performance vielleicht etwas verstörend wirken könnte, wird man hier aus unterhaltender Sicht in jedem Fall nicht enttäuscht.

Und so hört sich das an:

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Sudden live 2019

  • 03.05.19 Frankfurt (Main), Nachtleben
  • 04.05.19 Dortmund, FZW

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