The Dome, König Pilsener Arena Oberhausen, 30.11.2018

Normalerweise würde als Einleitung für diesen Konzertbericht wahrscheinlich in etwa Folgendes stehen:  „1997 flimmerte die erste Sendung der Musikshow The Dome über die Bühne und begeisterte in den Folgejahren über tausende von Zuschauern. Stars, wie Lady Gaga, Mariah Carey, *NSYNC oder die Backstreet Boys traten in den fünfzehn Jahren The Dome Geschichte auf der großen Bühne auf und machten die Sendung immer wieder zu einem Highlight. Nachdem The Dome im Jahr 2012 eingestellt wurde, feierte die Musiksendung vergangenen Freitag in der König Pilsener Arena in Oberhausen ihr großes Comeback.

Dies würde aber bei weitem nicht meinen Eindruck vom „Comeback des Jahres“ repräsentieren, weswegen es an dieser Stelle einer persönlicheren Einleitung bedarf: Ich habe bereits im Kindergarten eine sehr große Musikaffinität aufgewiesen und gerade deswegen auch keine Musiksendung im Fernsehen bzw. im Radio verpasst. Samstagabends flimmerte bei uns Zuhause Top Of The Pops über den Fernseher, Sonntags wurden die 1Live Charts auf Kassette aufgenommen und wenn Veranstaltungen wie The Dome ausgestrahlt wurden, saß ich auf jeden Fall auch vor dem Fernseher. Gerade deswegen  hat es mich wahnsinnig gefreut, dass mit The Dome endlich wieder eine Musikshow im Fernsehen läuft und ich diese auch noch live miterleben durfte. Die Freude hat allerdings nur sehr kurz angedauert, denn ich musste ziemlich schnell feststellen, dass The Dome einfach nicht mehr das ist, was es früher war.

Bereits beim Warm-Up der Show wurde sehr deutlich, dass das Konzept von The Dome nicht mehr so zieht, wie früher. Der Innenraum der König Pilsener Arena war gerade einmal bis zur Hälfte gefüllt, die Ränge auf keinen Fall komplett belegt. Das Animieren des Publikums funktionierte ebenfalls nur bedingt – wie will man auch für Stimmung sorgen, wenn nicht genügend Menschen dabei sind? Mit Giovanni Zarrella hat man bei RTL II nun auf ein Urgestein der The Dome Geschichte zur Moderation gesetzt und diesem die Instagram Stars Lisa und Lena zur Seite gestellt. Giovanni betonte von Beginn an immer wieder, dass dies „die größte Show Europas sei“ – Lisa und Lena stimmten ihm synchron zu und wurden nicht müde zu sagen, wie „krass“ das Ganze doch sei. Krass ist in diesem Falle wohl auch, dass Giovanni vergessen hat, dass es Shows wie den Eurovision Song Contest oder die MTV Europe Music Awards gibt, die man wohl eher als die größte Show Europas bezeichnen dürfte.

Mit der britischen Künstlerin Anne Marie begann darauf hin eigentlich ein sehr vielversprechender Start in die Musik Acts. Die Sängerin schaffte es in Sekundenschnelle das Publikum für sich einzunehmen und legte mit Performances zu „2002“ und „Friends“ einen sehr charmanten Auftritt hin. Es folgten vielerlei Auftritte von Künstlern, von denen ich vorher noch nie in meinem Leben gehört habe. Mag daran liegen, dass ich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, aber auch an diesem Abend konnte mich keiner der Acts wirklich für sich einnehmen. Dass Playback gerade bei Fernsehaufnahmen ein beliebtes Mittel ist, ist nach wie vor für die Zuschauer vor Ort schade und machte die Show darüber hinaus auch einfach langweilig. Pietro Lombardi durfte seinen „Sommerhit“ Phänomenal zum Besten geben – natürlich auch nicht live. Ebenso Mike Singer, Jaden Bojsen und wie sie noch alle so hießen. Schade war dies vor allem erneut für das Image der Pop Musik, die sogar ich hier als absolut eintauschbar bezeichnen würde. Dass dann erst ein Sänger wie Rea Garvey kommen musste, dessen Musik ich eigentlich nicht gerne höre, um einen gelungenen Live Auftritt hinzulegen, ist fast schon lachhaft.

Ein besonderes Highlight mag der nie endend wollende Mix verschiedener Rapper gewesen sein. Angefangen mit Bengio, der seinen Song „Fan von dir“ performte. Von Bato, Manuellsen und Juri habe ich bis dato auch noch nie etwas gehört und das wird sich nach diesem kopfschmerzbereitenden Spektakel wohl auch nicht ändern (vielleicht mag es aber auch an meinem mangelhaften Wissen in der deutschen Hip Hop/ Rap Szene liegen und die liebe Anna wird mich eines Besseren belehren).

Neben diesen Auftritten gab es aber auch solche, die rundum perfekt gewesen wären, wenn Technik und Sound gestimmt hätten. Der wunderbare Lukas Graham legte eine absolut großartige Performance zweier seiner besten Songs hin (wohlbemerkt live!), musste jeden dieser Songs aber zwei Mal neu anstimmen, da die Anmoderation fürs Fernsehen nicht stimmte. Auch mein persönlicher Lichtblick des Abends, die britische Girlband Little Mix, performte live, hatte aber durch technische Startschwierigkeiten und einem grauenvollen Sound einige Schwierigkeiten zu überwinden. Lena feierte ihr großes Bühnen-Comeback, LINA performte und irgendwann wusste man gar nicht mehr wohin bei all den Lenas, Lisas oder Linas auf der Bühne.

Absolut zu bemängeln war leider auch das Gesamtkonzept von The Dome. Ich bin mir durchaus bewusst, dass Fernsehshows halt nicht das Live-Erlebnis wieder geben. Allerdings ging diese Show Produktion voll auf die Kosten der Zuschauer, die teilweise seit neun Uhr in der Frühe anstanden, um ganz vorne mit dabei zu sein. Die An-Moderationen wurden zu oft wiederholt, die Lückenfüller waren schlecht durchdacht und das Feeling einer großartigen Show blieb leider aus. Sehr negativ ist auch die Tatsache, dass jeder Act immer nur nach seinen Instagram-Followern bewertet wurde, was einem im Großen und Ganzen natürlich auch die Qualität anzweifeln lässt. Da konnten all die RTL II Gesichter noch so sehr betonen, wie gelungen sie diesen Abend finden. Bei den zahlreichen Interviews im Backstagebereich mit irgendwelchen Leuten aus Berlin Tag und Nacht, Love Island oder ehemaligen Bachelor-Kandidatinnen, fühlte man sich darüber hinaus leicht überfordert. So viele fremde Gesichter und meine ganz ehrliche Frage: Muss man die wirklich alle kennen?

Insgesamt war The Dome für mich leider eine absolute Enttäuschung. Ich selber habe schon oft in Serien und Filmen als Komparse mitgewirkt, aber noch nie eine solch schlechte Fernsehproduktion miterleben dürfen. Mir tut es leid für die Leute, die superlange anstanden und viel Geld für die Show ausgegeben haben. Schön ist es nach wie vor, wenn Künstler live performen und die Show einem etwas wiedergibt – so war es zumindest bei Little Mix, Anne Marie, Lukas Graham und Rea Garvey der Fall. Ich bin mir sicher, dass ein Comeback auch hätte anders aussehen können und weiß mittlerweile auch warum es die ganzen Musikshows heutzutage nicht mehr gibt. Vielleicht bin ich mittlerweile mit meinen 23 Jahren zu alt dafür – interessiere mich weniger für „Stars“ wie noch nie gesehenen Gesichtern der ganzen Influencer, aber musikalisch hat The Dome einfach eine schwache Leistung abgegeben. Schade drum, aber wenigstens hatte man an diesem Abend äußerst viel zu lachen!

Hier könnt ihr euch noch einmal die Live-Übertragung vom Roten Teppich ansehen:

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https://www.youtube.com/watch?v=4rpVM0dUgdw

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