The Gaslight Anthem, Palladium Köln, 29.07.2018

The Gaslight Anthem sind eine Herzband. Das merkt man schon bei der T-Shirt-Wahl des Publikums, die zu 99% aus Merch besteht, das merkt man aber vor allem während des Konzerts – hier fließt ganz viel Liebe. Die Band hat gerufen, sie wollen das große Album “The ’59 Sound” live präsentieren – in voller Länge. Natürlich kommt die riesige Fanbase diesem Wunsch in Windeseile nach und verkauft in kürzester Zeit zwei Shows im Palladium aus. Und das, obwohl oder gerade weil es um die Band seit einigen Jahren doch sehr ruhig geworden ist und sich Frontmann Brian Fallon auf sanfteren Solopfaden herumtreibt.

Aufheizen muss heute Abend wohl niemand, denn die Temperaturen sind nicht nur draußen über 30 Grad, auch drinnen herrschen während des gesamten Abends unausstehliche Temperaturen. Trotzdem geben die beiden Support-Acts ihr Bestes und werden von einem sehr gut gelaunten Publikum gebührend belohnt. Matthew Ryan klingt dabei so sehr wie die Hauptband, dass es schon beinahe gruselig ist. Mit einigen Oh-Oh-Chören hat der Frontmann das Publikum schnell auf seiner Seite und bringt die halbe Stunde ohne große Überraschungen über die Bühne. Als zweiter Gast ist Dave Hause dabei, dieses Mal ohne seine Begleitband “The Mermaid”. Nur sein Bruder begleitet den Musiker durch ein Set aus kleinen Hits, die ein beeindruckend großer Teil der Anwesenden mitgröhlen kann. Gelungene Support-Auswahl, denn das Mitsingen wird auch im weiteren Verlauf der schönste Teil des Abends.

Das Set, das The Gaslight Anthem präsentieren, besteht aus 26 Songs, wobei der Mittelteil von “The ’59 Sound” ausgefüllt wird. Als Opener wird mit “Handwritten” direkt eine große Hymne der Band gewählt und ab diesem Zeitpunkt ist der Euphorie-Pegel permanent ganz oben. “The ’59 Sound” als Lieblingsalbum aller Zeiten strahlt durch besonders hohe Endorphin-Ausschüttungen, doch gerade der letzte Teil des Konzerts bietet ein diverseres Soundangebot und schwankt zwischen dem großen Song “45” und sehr ruhigen Stücken. Musikalisch ist alles einwandfrei, die Songs werden durchgespielt, große Spielereien werden gar nicht erst versucht. Fallon klingt wie auf Platte, wirkt sympathisch und gefühlvoll. Reicht das? Den Fans offensichtlich schon, obwohl die Lichtshow wirklich zu wünschen übrig lässt. Selbst aus nächster Nähe sind die Musiker häufig kaum zu erkennen, da es über weite Zeiträume durchgehend stockduster bleibt und kaum Lampen auf die Band gerichtet sind. Ansonsten läuft es ganz simpel: The Gaslight Anthem spielen, die Fans können damit machen, was sie wollen. Und sie wollen feiern, hüpfen, singen. 2 Stunden lang. Das klappt! Fallon hält sich teils sehr wortkarg, spricht dann auch mal knapp 10 Minuten am Stück sympathischen Quatsch, bietet einem Fan, der mit einem nach ihm benannten Kind schwanger ist, an, für die nächste Tour ein Geschenk für das Baby an. Spontan lässt sich die Band zu einem kurzen Cover von Def Leppards “Pour Some Sugar On Me” hinreißen, bei dem die Band natürlich wieder gesanglich unterstützt werden. Das gelingt! Wie eigentlich alles, was die Band heute macht. So kann eine Machtdemonstration funktionieren. So kann eine Albumshow laufen. Keine großen Experimente, einfach nur Musik, die den meisten Anwesenden einfach alles bedeutet. Gut zu wissen, dass es sowas auch heutzutage noch gibt.

Und so hört sich das an:

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Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

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