Party oder emotionale Achterbahnfahrt – beides geht nicht (oder zumindest sehr selten). Deshalb müssen sich viele Bands entscheiden, ob sie auf ihren Konzerten eher für riesige Hüpf- und Singalong-Feiern stehen oder den Zuhörern Tränen in die Augen schießen lassen wollen. Die Musik der amerikanischen Familien-Band Tiny Moving Parts bietet sowohl für stimmungsvolle Auftritte, als auch für das ein oder andere Tränchen Potential. Letzten Endes wird die Band jedoch vor allem die Party-Fraktion zufriedenstellen, was ihr Konzert im ausverkauften Kölner „Musik Und Tanz Club“ – MTC – zeigte.
Viel zu glücklich sieht Sänger und Frickelmeister Dylan Mattheisen aus, wenn er seine traurigen Zeilen in die Nacht hinausbrüllt und ihm dabei zehn Crowdsurfer vor die Füße purzeln. Viel zu viel Spaß haben er und seine Kollegen dabei, ihre verzwickten Stücke zum Besten zu geben. Viel zu energetisch erhebt das Publikum zu den vielen Singalong-Parts seine Fäuste, hüpft dabei immer brav im Takt und sorgt damit für horrende Temperaturen in dem Raum. Bei so viel Hektik geht fast unter, wie gut Mattheisen an seinem Instrument ist. Nicht viele Frontmänner liefern auch gesangstechnisch so on Point ab, während sie sich ihre Finger auf ihrem Sechsaiter knotig spielen. Der Sänger genießt es auch sichtlich, einige Schritte neben sein Mikro und auf die Menge zu zu treten und den Sound von hundert seine Songs singenden Kehlen auf sich niederprasseln zu lassen. Dass die Band von der Liebe, die das Publikum ihnen entgegenbringt, angetan ist, merkt man. So gehört die Köln-Show zu den wenigen, bei denen die Tiny Moving Parts nach der Zugabe noch einmal für einen weiteren Song hinauskommen.
Vielleicht liegt es an dem Dreck, der vom Schweiß gelöst immer wieder von seinem Mikrofon in Mattheisens Gesicht gelangt und dem Sänger ab und an ein fast schon ulkig aussehendes Oberlippenbärtchen zaubert, vielleicht liegt es an dem Dauergrinsen des Herren – wirklich emotionale Atmosphäre möchte sich diesen Abend nicht verbreiten. Das ist aber überhaupt nicht schlimm. Wenn die Band nämlich nach bereits 50 Minuten bereits das zweite Mal die Bühne verlässt und ihr Publikum auf den Weg nach Hause entlässt, blickt man auf einen zwar kurzen, dafür aber sehr intensiven Spaß zurück. Da dürfen die negativen Emotionen gerne mal in den Hintergrund rücken.
Und so hört sich das an:
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Tiny Moving Parts live 2018:
20.04.18 – Trier, Lucky’s Luke
Foto von Jonas Horn.
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