Irgendwie ist es immer dasselbe. Man freut sich, weil seine Lieblingskünstler für lau in der Nähe spielen, geht hin und kann die Auftritte letztendlich nicht wirklich so genießen, wie sonst, weil das Publikum größtenteils sehr anstrengend ist. Natürlich haben Veranstaltungen, wie das Olgas Rock in Oberhausen oder Bochum Total ihren Reiz, buchen immer ein sehr interessantes Line-Up zusammen und liegen an schönen Locations. Trotzdem wirkt es oft so, als ob die Menschen das Geld, was sie für den Eintritt gespart haben, dann komplett in alkoholische Getränke investieren. Nicht selten hat man das Gefühl sich eher auf einem Wettsaufen auf Mallorca, als auf einer Musikveranstaltung zu befinden. Allgemein scheint es, als ob ein Großteil des Publikums nicht wegen der Musiker und Bands, sondern wegen des freien Eintrittes und der Getränke da ist. Man verwechselt Volksfest halt schnell mit Musikfestival. Kann ja mal passieren!
Klar gibt es auch bei Festivals wie Rock Am Ring bei denen die Karten einige hundert Euronen kosten, Menschen, die eher zum Saufen und weniger wegen der Musik da sind. Und klar gibt es dort auch viele rücksichtslose Menschen. Meiner Erfahrung nach kann man aber sagen, dass die Anzahl auf diesen Bezahlveranstaltungen viel geringer ist. Es ist eben mehr Aufwand hundert Euro für ein Ticket – zuzüglich Getränkekosten – zu bezahlen, als diese hundert Euro komplett in Getränke auf einer kostenlosen Veranstaltung zu investieren.
Kleinere unbekanntere Bands kann man auf solchen Veranstaltungen meist entspannter genießen, als die bekannteren Bands und – vor allem – die Headliner. Umso später es wird, umso voller wird es und umso mehr „Saufbolde“ befinden sich auf dem Gelände. So kann es mal schnell passieren, dass man von kräftigeren Männern, die sich auf dem Weg zum Bierstand befinden, umgelaufen wird, obwohl man überhaupt nicht in der Menge steht und tierisch viel Platz um einen ist, diese auf mitgebrachte Taschen treten oder man auf Grund einer vermeintlich spaßigen Rangelei zwischen zwei Freunden, die in und gegen alle Menschen im Umkreis von zehn Metern fallen, komplett mit Bier überschüttet wird. Neben einem kann dann auch noch fast eine Prügelei zweier Männer beginnen. Rücksicht ist etwas anderes. Über eine Entschuldigung kann man sich in 90 Prozent der Fällen auch nicht freuen. Alkohol trinken und Spaß haben, gleichzeitig noch die Veranstaltung, die sich hauptsächlich durch Getränkeverkäufe finanziert, unterstützen, ist die eine Sache, dabei noch die Kontrolle behalten und keine anderen Menschen mit seinem Verhalten belästigen eine andere. Viele wissen eben nicht, was Rücksicht ist.
Selbstverständlich gibt es Wege die Auftritte der Bands trotzdem zu genießen. Im Moshpit kann man beispielsweise Glück haben und weniger aggressive Menschen um sich haben. Genauso kann man sich Stunden vorher in die erste Reihe quetschen oder den Auftritt von ganz hinten schauen. Wirklich zufriedenstellend sind diese Lösungen aber nicht, wenn man den Auftritt vernünftig sehen, nicht stundenlang auf der gleichen Stelle stehen oder sich mal nicht so intensiv bewegen möchte – nicht jeder hat die Kraft den ganzen Tag durch den Pit zu hüpfen. Wirklich aus dem Weg gehen kann man den rücksichtslosen Menschen demnach nicht. Was kann man also tun? Die Veranstaltungen nicht zu besuchen ist keine Option. Man möchte ja seine Lieblingskünstler sehen. Außerdem sind kostenlose Festivals, wie das Olgas Rock, sehr liebevoll gestaltet. Die Veranstalter zu „bestrafen“ wäre schwachsinnig – diese tragen ja absolut keine Schuld für den rücksichtslosen Teil ihres Publikums. Die einzige „Lösung“ besteht darin, sich die nächsten Jahre auf derartige Menschen einzustellen, diesen eventuell die Augen zu öffnen und sich für mehr Rücksicht auszusprechen. Vielleicht härtet man sich da ja auch ab. Wir werden das Olgas Rock Festival, wenn es terminlich passt, das nächste Jahr auf jeden Fall wieder besuchen. Und nur weil es einige hundert Idioten gibt, die Scheiße bauen, heißt das ja nicht, dass alles kacke ist. In Dresden lässt es sich – trotz Pegida und Co – bestimmt auch noch leben.
Foto von Jonas Horn.
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