Newcomer-Tipp für Indie-Rap-Kids: mintproject aus Münster

Genres sind spätestens seit Caspers Durchbruch zum absoluten Boomer-Ding verkommen. Die größten Künstler*innen der letzten Jahre tänzeln unbekümmert zwischen Referenzrahmen herum und bieten damit dem Festival- und Streaming-Publikum die bunte Mischung für die Reizüberflutung. Newcomer*innen spielen bei dieser Entwicklung eine große Rolle – und auch auf regionaler Ebene gibt es dabei immer wieder Aufregendes zu entdecken. Schon ist die Brücke zu mintproject geschlagen. Warum das Duo aus Münster gefällt und was das mit Casper zu tun hat? Weiterlesen.

Casper holt sich für „Lass es Rosen für mich regnen“ die Indie-Band Provinz und Pop-Größe Lena als Features auf die Tonspur. In dieser Hemisphäre tummeln sich Aaron und KaBel mit ihrer gemeinsamen Band mintproject. Dabei machen sie vor allem dem Ideal des Indie-Rap alle Ehre: Angenehm ausgewogen treffen Indierock-Riffs auf Samples und Sprechgesang, lassen sich gegenseitig immer wieder den Vortritt und die Hörer*innen so mittanzen.

Im Frühjahr 2022 erschien mit „Flowers“ die Debüt-Platte, die mit eingestreuten Sprachnachricht-Interludes einen schicken roten Faden erkennen lässt. Inhaltlich gibt es hier auf jeden Fall vor allem eins zu entdecken, was Newcomer*innen den Arsch retten kann: den Wiedererkennungswert. Dafür sorgt vor allem das ungewöhnliche, aber auch spannende Aufeinanderprallen der beiden Stimmfarben, die mal gemeinsam, mal versetzt, mal gleich laut, mal in Arrangements miteinander harmonieren. Darunter liegt ein Feld aus Samples, Gitarren und Beats.

In „Sind“ klingt das noch nach einer etwas raueren Version von den unvergessenen The Love Bülow, die zugrundeliegenden Synths sind vor allem sehr lässig. Bei „Runaway“ gibt es dann den großen Aha-Moment der Platte, wenn sich deutscher Sprechgesang und Sounds gemeinsam zum Klimax anstacheln, der dann mit sentimentalen Indie-Vibes auf die Bremse tritt. Im englischen Refrain klingt der LoFi-Sound plötzlich nach den größeren Bühnen.

Mit dem hymnenhaften Coming-of-Age-Song „Kids“ huldigt die Band wiederum dem Indie, was in „Flowers“ sogar den Leoniden gefallen dürfte. „Blurry Pics“ rückt hingegen sowohl stimmlich als auch im zurückgelehnten Vibe in Alligatoah-Nähe und bei „Es gibt“ darf sogar der angestaubte Rock mal wieder auf die Bühne. So macht das bunte Genre-freie Konzept von mintproject vor allem jede Menge Spaß. Und mit Kleinigkeiten wie den zusammenhängenden Songtiteln zeigen die beiden Musiker, dass hier jede Menge Liebe zum Detail drinsteckt. Das passt doch perfekt zum eingangs erwähnten Zeitgeist!

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von mintproject.

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