So richtig gefunden hatte er sich bisher nie. Stattdessen wechselte Adam Lambert in den mittlerweile zehn vergangenen Jahren seiner Musikkarriere häufig das Genre, oftmals den Look und kam doch nie an. Sein größter Erfolg bisher ist seine Arbeit als Gastsänger bei der Band Queen. Das macht er auch wirklich gut – aber letztendlich ist es schon ein wenig traurig, dass man irgendwie kein gutes Händchen dafür hat, was einem zu Gesicht steht und man auch bei den Songwritern mehr Roh- als Feinkost aufgetischt bekommt.
Aus eben genannten Gründen reichte es für die drei Studioalben zwar immer für die Top 3 in den Staaten, bei uns aber maximal für Platz 16. Es gab für seine zwei großen Singles „Whataya Want From Me“ und „Ghost Town“ sogar Gold, aber trotzdem ist der Funke nie wirklich übergesprungen und der Name nicht etabliert. Sämtliche Alben glänzen leider mit zu viel Füllmaterial und liefern stets nur zwei oder drei tolle Tracks. Deswegen wird nun nach der ersten Dekade umstrukturiert und ein anderes Veröffentlichungskonzept gewählt. In Zeiten von Streaming sind Alben eh nicht mehr so gefragt – aus diesem Grund entscheidet sich der 37-jährige Sänger aus Indianapolis für eine EP, die den ersten Teil seines neuen Albums Velvet darstellt.
Sechs Titel, zwanzig Minuten, gebündelt unter dem Namen Velvet: Side A stehen nun zum Hören bereit. Die Erwartungen sind mittlerweile nicht mehr die größten, muss man zugeben. Genau das kommt nun den neuen Tracks zugute: erstmalig präsentiert Adam Lambert einen kohärenten Sound, der sowohl zu ihm als Typ als auch zu seiner Stimme passt und dazu perfekt ins Ohr geht. Velvet: Side A ist mit großem Abstand die beste Veröffentlichung des Künstlers bisher.
Natürlich ist es leichter, sechs gute Songs zu schreiben anstatt zwölf. Ob und wann Side B erscheint, ist noch nicht klar. Vielleicht sind die Titel noch gar nicht fertig. Gerne darf sich dafür aber noch ein paar Monate Zeit genommen werden, wenn am Ende so gutes Zeug rauskommt. Eine top produzierte Kombination aus elektronischem Pop, Rock, 70s-Disco, catchy E-Gitarren-Riffs und leichtem New Wave. Das Schöne: bei den ganzen groovenden Sounds wurden Ohrwurmrefrains nicht vergessen. Diese Mischung ergibt bei fünf von sechs Tracks eine gelungene Essenz. Kein schlechtes Ergebnis, oder?
Mit „Superpower“ geht es noch recht berechenbar los. Leicht lasziver, tanzbarer Song mit einer Hook, die einen den Tag über begleiten sollte und sich ins bisherige Adam-Repertoire leicht einordnen lässt. Doch schon bei „Stranger You Are“ geht der Refrain einfach so gut, dass der Bläsereinsatz in der Bridge dem Ganzen das Prädikat „Besonders Wertvoll“ verleiht. Suchtgefahr! „Closer To You“ ist für Soulpop-Balladen-Fans und zeigt besonders im Gesang, dass Adam Lambert weiterhin ganz klar zu den wirklich besten männlichen Sängern der Welt gehört. Gleiches unterstreicht er in der Stimmakrobatik, die in schwindelerregende Höhen vorpeitscht, beim Song „Loverboy“. „Overglow“ erinnert in den Strophen an 80s-Hits und löst sich im hymnenartigen Refrain anmutig auf. Lediglich beim Rauswurf „Ready To Run“ ist ein wenig die Puste ausgegangen. Die etwas schleppende Nummer hält leider außer ein paar treibenden Instrumenten wenig parat.
Insgesamt macht aber die erste Hälfte (wahrscheinlich folgt ja nur noch Side B) von Velvet eine grandiose Figur und sorgt für richtig gute Laune und Wiederholungsbedarf beim Zuhören. Wenn Adam sich treu bleibt und somit bei der zweiten Hälfte einen Leerlauf serviert, braucht man immerhin nicht mehr in der Mitte Stopp zu drücken, sondern kann lediglich die Side A-Playlist laufen lassen. Empfehlung!
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