Als die Arctic Monkeys im Jahr 2006 ihr Debütalbum „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ veröffentlichten, stellten sie die Musiklandschaft auf den Kopf. Da kam eine kleine Band aus einer größeren Stadt der Mitte der UK und arbeitete sich in Windeseile Dank des von der Industrie noch etwas unterschätzten Internets und mit stürmisch, vertracktem Indie zu einem der größten Rock-Hoffnungen hoch. Es folgten 360.000 verkaufte Einheiten des Debüts nur in der UK innerhalb einer Woche – eine utopische Zahl -, ausverkaufte Tourneen und Headlinerslots auf den größten Festivals. Dieser hektische Aufstieg liegt mittlerweile über eine Dekade zurück, die Band hat sich weiterentwickelt und an groovigerer Musik, an Pop ausprobiert. Das bereits sechste Album des Quartettes trägt nun den ausgefallenen Titel „Tranquility Base Hotel & Casino“ und führt den Sound der Band auf eine komplett neue Ebene – oder Base? Wirklich in eine Schublade stecken ließen sich die Sheffielder aber ja eh nie.
Lauscht man den fast lounge-igen Tracks der neuen Arctic Monkeys Platte, so scheint es als haben die Sheffielder die Zeiten des riffig-, bluesigen „AM“ schon vor Ewigkeiten hinter sich gelassen. Aus den verspielten Kopfschüttel-Gitarren von vor fünf Jahren sind mittlerweile gelegte Klavierakkorde geworden, die Sechsaiter fügen dem satten Klavier- und den trotzdem bluesigen Basslines oft nur noch eine weitere melodische Dimension hinzu. Wurden die älteren Stücke der Gruppe von den Gitarren vorangetrieben, so ergreift nun das Klavier das Ruder und verleiht dem Quartett einen entspannteren, aber keinesfalls unkreativen Anstrich. Dieser Sound zwischen Jazz-Elementen, Lounge-Charakter und Klaviermusik wirkt gereift und erwachsen. Auch auf Pressefotos sieht die Band gealtert, fast schon in die Jahre gekommen, aus.
Passend zum langen, futuristischen Namen des Werkes beschäftigt sich Frontmann Alex Turner in seinen Stücken mit Dystopien, mit Science-Fiction. Das „Tranquility Base Hotel & Casino“ ist eine weit in der Zukunft erbaute Luxus-Herberge auf dem Mond, für deren Eingangs- und Barbereich man den perfekten Soundtrack schafft. Obwohl sich die Musiker auf ihrem sechsten Langspieler vor allem auf klassischere Genres zurückbeziehen, klingen die Aufnahmen niemals eingestaubt, sondern – im Gegenteil – sehr modern. Musikalisch fahren die Arctic Monkeys dabei wohl die bislang verschachtelsten Arrangements ihrer Geschichte auf, über die sich die oft säuselnde Stimme Turners legt, der diesmal erstmalig auch als Produzent beteiligt war.
Diese ungewöhnliche Mischung unterhält, auch wenn viele Fans wohl den brisanteren Zeiten zwischen Moshpits und ausverkauften Club-Gigs nachtrauern werden. Vielleicht sind viele Anhänger der Class of 2005, wie man die Indie-Welle der frühen 2000er damals betitelte, mittlerweile aber auch weitergezogen und gereift, hören nur noch vertrackten Minimal-Jazz und entdecken in der neuesten Arbeit der Arctic Monkeys eine lang verloren geglaubte Liebe wieder. Was die Band schon immer ausgezeichnet hat, durchzieht nämlich auch noch immer die Veröffentlichungen der Band: Hier werden keine halben Sachen gemacht.
Das Album “Tranquility Base Hotel & Motel” kannst du dir hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
https://youtu.be/DHMBJ2do1XU
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Arctic Monkeys live 2018:
22.05. – Columbiahalle, Berlin (ausverkauft!)
23.05. – Columbiahalle, Berlin (ausverkauft!)
22.06. – Southside Festival, Neuhausen Ob Eck
24.06. – Hurricane Festival, Scheeßel
26.06. – Mitsubishi-Electric-Halle, Düsseldorf (ausverkauft!)
Die Rechte für das Cover liegen bei Domino Recording Company.
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