Biffy Clyro – A Celebration Of Endings

Cover von Biffy Clyro Album #8 "A Celebration of Endings"

Let’s take the road back to weird city! Nach dem zahmen „Ellipsis“ treten Biffy Clyro ein paar Schritte zurück, rutschen auf dem saftigen Fladen aus, den die Pop-Industrie zuvor gesetzt hat, und landen mit dem Po nahezu elegant auf der bereits beigelegten Picknickdecke: Punktlandung. Komische Metapher? Passt ja ganz hervorragend zu Album Nummer acht der Rock-Olymp Schotten!

Denn, dass das Trio um den Sympathie-Bolzen Simon Neil nahezu alles richtig macht, liegt vorrangig an einem: Man erlaubt sich als Band wieder, das Moment des Sonderbaren in seinen Sound zu integrieren. Bügelten Produzent Rich Costey und die drei Musiker für den lauwarmen Vorgänger noch alle Falten aus den schicken Klamotten, in denen sich Neil so gerne präsentiert, so dürfen die Kanten und Knicke diese nun zunächst weiterhin zieren. Schon der Einstieg in das Album gelingt deshalb mit einem typischen Biffy-Twist: Da erklingt ein verträumtes Gitarrenmotiv in hohen Lagen, das binnen Sekunden in die Arme eines vertrackten Ausbruches geschlossen wird, bloß um dann zweieinhalb Minuten lang Arena-Refrains auf von breiten Queen-Choralen dominierte Strophen folgen zu lassen. Abschließend rahmt ein erneut chaotischer Riff-Ausbruch das Gehörte.

Konträr zum massiven „Ellipsis“-Eröffner „Wolves Of Winter“ lockt „North Of No South“ nicht auf falsche Fährten: auch die auf ihn folgenden 40 Minuten haben diesen Spirit in sich! „Weird Leisure“ beispielsweise bringt als typischer Biffy-Rocker geschrammelte Gitarren und verspielte Melodieläufe mit hymnischem Fäuste-In-Die-Luft-Chorus zusammen. Und auch „The Pink Limit“ changiert zwischen vertrackten Schlagzeug-Beats und treibenden Refrains. So richtig erhaben wird die ganze Sache aber erst zum Schluss, wenn sich im Sechsminüter „Cop Syrup“ Aufs-Maul-Punk-Strophen, Kreisch-Attacken und Pink Floyd-ige Instrumental-Passagen die Hand reichen.

Zwischen diese starken Rock-Momente parken die Schotten einige wenige Pop-Rock-Ausreißer, die das einzige Manko von „A Celebrations Of Endings“ mimen. Drei Songs in Albumhälfte zwei verinnerlichen das sinnbildlich: Streitet sich die dick aufgetragene Ballade „Space“ zunächst mit dem „Opposites“-Titeltrack darum, wer sich der geeignetere Nachfolger von „Many Of Horror“ schimpfen darf, beseitigt „End of“ mit Intervallverschiebungen, großen Refrains und bitter-bösem Breakdown-Part zunächst jegliche Illusion von Mainstream-Idylle. Jedoch: Wie aus dem nichts erscheinen anschließend die Streicherteppiche des EDM-Ravers „Instand History“ und zerschmettern mit Vorschlaghammer erneut jegliche Vorstellung von Albumflow. 

Das Problem dieser radiotauglicheren Songs liegt demnach nicht an deren bloßer Existenz, sondern vielmehr an der Unterbrechung des Flusses von Song zu Song, den diese einbringen. Gleichsam unterstreicht das die bei Blick auf das Einzelstück hohe Qualität, die Biffy Clyro bei ihren schmissigen Pop-Rockern an den Tag legen. Wie schelmisch müssen sich die drei Kerle gefreut haben, als sie in ihrem Proberaum inmitten malerischer schottischer Landschaften erste Ideen für „Tiny Indoor Fireworks“ zusammentrugen. Unendlich viel „Woh-Hoh“ und „Hey Hey Hey“ für die großen Hallen, aber nichtsdestotrotz niemals auf der Eins einsetzen: Der geborene Biffy Clyro Hit.

Die Produktion ist währenddessen immer auf die breite Masse getrimmt, lässt viel Raum für Synthesizer und Streicher-Arrangements und stellt den markanten Gesang Neils klar in den Vordergrund. Das kennt man bereits von „Ellipsis“. Der Komik des Songwritings kann das diesmal jedoch nichts entgegensetzen. Dafür sind Biffy Clyro zu entschlossen sich – mit Volldampf – ihren Ruf als die Sonderbaren unter den ganz Großen des Rock zurück zu erkämpfen.

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Und so hört sich das an:

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Biffy Clyro live 2021:

10.10.2021 – Frankfurt, Festhalle
17.10.2021 – München, Zenith
18.10.2021 – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
21.10.2021 – Stuttgart, Porsche Arena
24.10.2021 – Hamburg, Sporthalle
25.10.2021 – Berlin, Velodrom

Die Rechte für das Cover liegen bei Warner Music.

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